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Der Mentor der deutschen Friedensbewegung wird 75 - Herzlichen Glückwunsch, Andreas Buro!

Am 15. August wurde Andreas Buro fünfundsiebzig Jahre alt. Es muss irgendwann in den 70er Jahren gewesen sein, als ich Andreas Buro erstmals in einem ausführlichen Rundfunkgespräch hörte. Er sprach über die Thesen des Sozialistischen Büros. Ich war begeistert.

Mit großem Gewinn las ich außer vielen Zeitschriftenartikeln seine Bücher “Zwischen sozial-liberalem Zerfall und konservativer Herrschaft. Zur Situation der Friedens- und Protestbewegung in dieser Zeit” (Erscheinungsjahr: 1982) und “Totgesagte leben länger: Die Friedensbewegung: von der Ost-West-Konfrontation zur zivilen Konfliktbearbeitung” (Erscheinungsjahr: 1997).

Als ich Anfang der 80er Jahre gemeinsam mit Uli Jäger in einer Studie die Geschichte der Friedensbewegung der Bundesrepublik aufarbeitete (“Wir werden nicht Ruhe geben…”, erschienen beim Verein für Friedenspädagogik Tübingen), stießen wir in diesen Zusammenhängen vielfach auf Andreas. Und danach hatte ich auch öfters mit ihm persönlich zu tun.

Ich habe Andreas Buro als jemand kennen und schätzen gelernt, der scharfsinnig die jeweilige politische und gesellschaftliche Situation analysiert und daraus Aufgaben für die sozialen Bewegungen ableitet. Das Herausarbeiten von sozialen Lernprozesse für letztere ist ebenfalls eine seiner Stärken. Sein Herz schlägt für diese emanzipatorischen Bewegungen, auf die er unermüdlich und unverzagt setzt, trotz aller Täler, die jemand wie er im Laufe der Jahrzehnte sicher dabei durchschreiten musste, und für und in denen er sich unermüdlich engagiert.

In der direkten Begegnung habe ich Andreas als warmherzigen Menschen erfahren. Und nun ist er schon fünfundsiebzig Jahre alt! Kaum zu glauben. Herzlichen Glückwunsch und noch eine lange Schaffenskraft diesem unentwegten Ermutiger!

Michael Schmid


Wir veröffentlichen nachfolgend eine Presseerklärung von Volker Böge & Mani Stenner vom 14. August 2003, in denen das Engagement von Andreas Buro gewürdigt wird:

Für große Teile der deutschen Friedensbewegung ist Andreas Buro agiler Ratgeber und Mutmacher zum Engagement in der oft macht- und aussichtslos erscheinenden “Politik von unten”. Der emeritierte Professor für Politikwissenschaft ist einer der wenigen Friedensforscher, die sich mit ganzer Energie auch in den sozialen Bewegungen engagieren. Er wird am 15. August fünfundsiebzig Jahre alt.

Wie bei kaum jemand anderem spiegelt sich in seinem engagierten Leben die Geschichte wie das heutige Wirken der außerparlamentarischen sozialen Bewegungen der Bundesrepublik. Seit Ende der 50er Jahre engagierte er sich gegen die Wiederbewaffnung und Atombewaffnung, gehörte zu den Organisatoren des ersten Ostermarsches der Atomwaffengegner 1960, war aktiv beteiligt an den Protestbewegungen gegen den Vietnamkrieg und die Notstandsgesetze in den 60er Jahren wie gegen die Okkupation der CSSR durch Warschauer-Pakt-Truppen 1968. 1969 wurde er Mitbegründer des Sozialistischen Büros, das sich in den 70er Jahren vielfältig für eine unabhängige und undogmatisch-sozialistische Politik engagierte.

Als langjähriger Sprecher des 1980 gegründeten Komitees für Grundrechte und Demokratie und dessen Vertreter im Koordinierungsausschuss der Friedensbewegung war Andreas Buro eine Schlüsselfigur der “neuen” Friedensbewegung der 80er Jahre. Analytisch-kritisch und konzeptionell arbeitend gab er der Bewegung argumentativen Grund und fundierte Perspektiven über bloße Empörung und tagespolitische Bornierung hinaus, als Stratege und Taktiker trug er dazu bei, dass die Bewegung - trotz aller Differenzen zwischen den verschiedenen “Strömungen” - als einheitliche Bewegung handlungsfähig wurde und dennoch ihre Buntheit und Vielfältigkeit bewahrte. Und er sorgte für Kontinuität über den Niedergang der Friedensbewegung am Ende der 80er Jahre hinaus, u.a. als Mibegründer des bundesweiten Netzwerk Friedenskooperative, das u.a. die Bonner Großdemonstrationen gegen den zweiten Golfkrieg 1991 wie gegen die faktische Abschaffung des Asylrechts 1992 organisierte.

Buros Drängen auf das Aufzeigen positiver Alternativen über “Stoppt das ..” und “Weg mit …”- Parolen hinaus war Motor für viele konkrete Friedens- und Konfliktbearbeitungsprojekte. Beispiele dafür sind die Unterstützung friedenspolitisch ausgerichteter Gruppen im Jugoslawien-Konflikt, der von Andreas initiierte kurdisch-türkische Dialogkreis, die Initiative “Den Krieg überleben” für bosnische Flüchtlinge wie das folgende Kinderfreizeitenprojekt des Grundrechtekomitees, Einsätze des Zivilen Friedensdienstes in Konfliktgebieten und Mediationsprojekte.

Buros politisches Engagement war immer international: vom San Franzisco-Moskau-Marsch im Jahr 1961 über sein Engagement in der (gesamt-)europäischen Helsinki Citizens Assembly (HCA) bis zu seiner z.Zt. mit großer Energie betriebenen Arbeit als Koordinator des Dialog-Kreis “Krieg in der Türkei: Die Zeit ist reif für eine politische Lösung”, der sich seit 1995 für eine friedliche Lösung der Kurdenfrage einsetzt. Aber auch in seiner Heimatstadt Grävenwiesbach im hessischen Taunus engagiert er sich, u.a. für das dortige vorbildliche Flüchtlingsheim.

Handeln von Initiativen und Organisationen für Abrüstung, Menschen- und Bürgerrechte verbindet Buro mit kühler Selbstreflexion über Charakter, Geschichte und Handlungsmöglichkeiten sozialer Bewegungen. Seine vielen Aufsätze, Artikel und Aufrufe dokumentieren dies. Seine Analyse und Kritik herrschender Sicherheits- und Militärpolitik, in jüngster Zeit insbesondere der beschleunigten Militarisierung der EU, verbindet er mit konzeptionellen Überlegungen zur Zivilen Konfliktbearbeitung als Alternative zu militärgestützter, notwendig gewalthaltiger (Un-)Sicherheitspolitik. Seine argumentativ klare Entlarvung und Ablehnung der zunehmend benutzten Ideologie der “humanitären militärischen Intervention”, seine Vorträge zu friedenspolitischen Themen sowohl auf bundesweiten Kongressen als auch bei lokalen Friedensgruppen, aber auch seine jugendliche Frische und persönliche menschliche Wärme machen ihn bis heute als Forscher, Lehrer und Aktivisten zur wichtigen Leitfigur für viele - auch junge - Menschen in der seit dem 11. September 2001, Afghanistan- und Irak-Krieg zusammenwachsenden globalisierungskritischen und Friedensbewegung.

Manfred Stenner, Geschäftsführer des Netzwerk Friedenskooperative

Volker Böge, Geschäftsführender Vorstand des Komitees für Grundrechte und Demokratie (Tel.0228/5388755)

Extra-Ausgabe der INFORMATIONEN zu Andreas Buro ist unter: http://www.grundrechtekomitee.de/buro75.pdf abzurufen.

Veröffentlicht am

27. August 2003

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