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s’ Krieg: Da gibt’s nur eins: SAG NEIN!

Rede von Klaus Vack, “resist”-Sitzblockade vor der US-Airbase Rhein-Main
Samstag, 22. Februar 2003, 12 - 15.30 Uhr, ca. 2500 TeilnehmerInnen;

Liebe totale Kriegsgegner und totale Antimilitaristinnen!

In den letzten Wochen habe ich viele Reden gehalten und Texte geschrieben, um vor den Gefahren zu warnen, die mit dem Krieg gegen Irak auf die Menschen dort und auf die Menschheit insgesamt zukommen.

Es ist befreiend für mich, daß ich hier und heute einfach mal auf die selbstverständlich wichtigen und auch strapaziösen Diskurse verzichten kann und unsere berechtigten Kassandra-Rufe laut aus mir herausschreien kann.

Ihr alle hier wißt, worum es geht. Ihr braucht weder Rädelsführer noch braucht ihr Nachhilfeunterricht. Wir denken im Gleichklang und sagen NEIN! Denn wer NEIN sagt, muß weniger lügen.

Wer heute hierher gekommen ist, der will nur eins: Er will sich ohne Wenn und Aber dem Terror Krieg mit seinem Körper entgegen stemmen.

Das unermeßliche Leid, das die irakischen Menschen erleiden müssen, darf nicht zu einer noch wahnsinnigeren Potenz gesteigert werden.

Wer dies duldet, wer nicht NEIN sagt, wer diesem Krieg um Öl und um die Weltherrschaft tatenlos zusieht, macht sich, gelinde ausgedrückt, der unterlassenen Hilfeleistung schuldig.

Ich werde mich also gleich vor dieses Tor setzen, hinter dem ein Teil der mörderischen Vernichtungsmaschinerie bisher reibungslos und ohne Sand im Getriebe abläuft.

Wie ein Uhrwerk. Sekunde für Sekunde, Minute für Minute, Stunde für Stunde, Tag für Tag. Bis zum Tag X, an dem die Panzer rollen, die Kampfflieger dröhnen, die Bomben fallen, die Minen explodieren, die Kanonenrohre blitzen, die Geschosse einschlagen.

Ich kann nicht stillhalten bis zu einem solchen Tag X, an dem sie beginnen, Städte zu zerbomben, Menschen zu zerreißen und zu zerschmettern. Hier hinter diesem Tor wird schon heute vorbereitet, daß der Tod wieder einmal eine schreckliche Ernte einholen wird.

Deshalb sollten wir auch wiederkommen vor dieses Tor und vor die vielen anderen Tore, die die sogenannte Zivilisation von der Terrorwelt der Mächtigen trennen. Immer erneut müssen wir hingehen zu diesen Lagern des Todes, die mit dem gewollten Ziel errichtet wurden, andere Kulturen um der Rohstoffe in ihrem Boden willen, zu vernichten und, wenn es denn nicht vermeidbar ist, auch unsere eigene Zivilisation mit in den Abgrund zu reißen oder ins Weltall zu sprengen.

Liebe Leute, ich kann wie viele unter uns dieser Kriegsvorbereitung keine Sekunde länger tatenlos zusehen. Ich halte das einfach nicht mehr aus, tatenlos vor der Glotze zu sitzen und in die Röhre zu starren.

Heute und hier will ich mich querstellen, hinsetzen, will ich eigensinnig und entschlossen, unbeugsam und mit viel Friedensfeuer im Herzen entschiedenen gewaltfreien Widerstand leisten.

Millionen Menschen sind gegen Krieg. Und die meisten von ihnen sind auch konkret gegen diesen Krieg in Irak, den einige machtbesessene Politiker, Militärs und notorische Kriegsgewinnler in aller Öffentlichkeit vorbereiten.

Das heißt auch, wenn wir uns heute vor dieses Tor des Todes setzen, dann tun wir dies nicht als Avantgarde. Vielmehr wollen wir in der Friedensbewegung und in der ganzen Gesellschaft dafür werben, daß wir die Tore, die Zäune, die Mauern in uns selbst überwinden, denn dies ist die Voraussetzung dafür, die realen Zäune aus Stacheldraht und die realen Mauern aus Beton niederzureißen.

Wenn wir also nach unseren Alternativen zu militärischer Gewalt und Krieg gefragt werden, können wir nur schlicht und einfach antworten: Auf unserer von Waffen starrenden Welt gibt es nur eine Alternative: Die Waffen nieder! Also: Umkehren! Schluß mit der Kriegsspirale! Nie wieder Krieg!

In Mutlangen pflegten die Vertreter der Obrigkeit zu sagen: “Deshalb muß ma sich doch net gleich noasetze.” Dagegen frage ich: Warum eigentlich net?!

In diesem Sinne lade ich euch ein, zu dem, warum ihr ja auch hierher gekommen seid: zum noasetze, also zum rechtswidrigen Gebrauch des Gesäßes. Das ist so ziemlich das beste und legitimste, was unser Allerwertester gegen den Krieg tun kann!!!

Und weil wir auch noch einen Kopf haben, können wir dabei miteinander diskutieren oder pallavern, Erfahrungen austauschen oder Lieder singen. Vielleicht reden wir auch über die alte indianische Weisheit: “Die Erde ist nicht unser Eigentum. Sie ist eine Heimstatt auf Zeit. Wir haben sie nur von unseren Enkeln geborgt. Geben wir ihnen die Erde unversehrt zurück!”

Also, setzen wir uns jetzt noa!

Klaus Vack, An der Gasse 1, 64759 Sensbachtal
Telefon 06068/2603, Fax 06068/3698
e-mail: vack.sensbach@gmx.de

Veröffentlicht am

25. Februar 2003

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