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Obama handelt im Interesse Amerikas

Von Eric Margolis

Barack Obama ist der erste amerikanische Präsident, der sich gegen die Israel-Lobby behauptete, seit Dwight Eisenhower Israel 1956-1957 befahl, sich aus der ägyptischen Sinai-Halbinsel zurückzuziehen.

Unbeschwert von Bedenken wegen der Wiederwahl und dem Bedarf an ungeheuren Geldmengen traf Präsident Obama endlich die Entscheidung, Amerikas strategische Interessen vor diejenigen Israels zu stellen und mit dem Iran Frieden zu schließen. Das war eine große Errungenschaft: die USA haben seit ihrer Entstehung im Jahr 1979 wirtschaftlichen und politischen Krieg gegen die Islamische Republik geführt.

Es sieht nun so aus, als würde der Iran gleichzeitig mit Kuba bedingt aus dem Knast entlassen. Beide weigerten sich, sich Washington unterzuordnen und bezahlten einen sehr hohen Preis dafür, der sie wirtschaftlich halb gelähmt und isoliert hat.

Außer wenn die Israel-Lobby und ihre Jasager im Kongress es schaffen, das Atomabkommen zwischen dem Iran und den größeren Weltmächten zu blockieren, wird Teheran wieder in das System der Weltwirtschaft integriert werden und seine regionale Machtposition wieder antreten. Der Iran ist der viertgrößte Produzent von Erdöl und ein hauptsächlicher Versorger von China und Japan.

Die schrittweise Rückkehr des Iran zu hemmungslosem Ölexport kann sehr wohl Märkte erschrecken, die bereits vor einer Fülle von Überflüssen stehen, die überall die Preise hinuntergetrieben hat. Soweit zu Ängsten vor "Peak Oil." (>http://www.peak-oil.com/)

Es ist jetzt an der Zeit, mit dem Haufen von Lügen über den Iran aufzuräumen, die von den Neokonservativen und ihren Hausmedien verbreitet worden sind.

Erstens, der Iran hat nie über Atomwaffen verfügt, obwohl Umfragen zeigen, dass viele Amerikaner glauben, dass er welche besessen hat. Dieselbe Märchenfabrik, welche die Lügen über die nicht existierenden Atomwaffen des Iran verbreitete, hat am laufenden Band Fehlinformationen über den Iran produziert, die so schamlos waren wie sie falsch waren. Schon 2007 kamen die Geheimdienste der USA gemeinsam zum Schluss, dass der Iran NICHT an einem Atomwaffenprogramm arbeitete. Die israelischen Geheimdienste kamen zum gleichen Ergebnis.

Das hielt allerdings den bombastischen Premierminister Israels Bibi Netanyahu nicht davon ab, eine hysterische Katastrophenkampagne mit der Behauptung zu betreiben, dass der Iran entschlossen sei, Israel mit Atomwaffen zu zerstören - Holocaust II. Amerikaner, und besonders jüdische Amerikaner schluckten diesen Unsinn, der von Netanyahu und einem großen Teil der Medien der USA propagiert wurde - von denselben Lügnern, die den Krieg der USA gegen den Irak vermarktet haben.

Hätte der Iran tatsächlich ein paar Atomwaffen und die dazugehörigen ganz wichtigen Transportsysteme, warum sollte er dann Israel angreifen? Israel verfügt über eine unzerstörbare atomare Triade: Raketen, Flugzeuge und zuletzt die von den Deutschen zur Verfügung gestellten Unterseeboote mit atomar bestückten Raketen, die im Arabischen und im Roten Meer stationiert sind. Sollte der Iran Israel angreifen, dann würden dessen Atomkräfte die 70 Millionen Einwohner des Iran von der Landkarte fegen.

Die von Israel propagierte Vorstellung, dass fanatische Mullahs in Teheran nukleares Harakiri begehen würden, nur um Israel anzugreifen, ist absurd. Die wirklichen Fanatiker mit Atomwaffen sind eher in den Randbereichen der israelischen Koalitionsregierung zu finden, wo man glaubt, dass Gott ihnen das biblische Israel gegeben hat, das sie ausweiten müssen.

Ich habe schon lange gesagt, dass der wirkliche Konflikt zwischen Israel und dem Iran nichts mit Atomwaffen zu tun hat, die der Iran nicht besitzt, sondern mit Palästina. Der Iran hat sich auf die Seite der Palästinenser gestellt und verlangt, dass Israel aus der besetzten West Bank abzieht und Syrien die Golanhöhen zurückgibt.

Israels Gegner Syrien und Irak waren von der amerikanischen Macht zermalmt worden, während Israel von der Seitenlinie aus jubelte. Ägypten war schon lange gekauft worden und wird jetzt von einem brutalen Militärdiktator beherrscht, der insgeheim mit Israel verbündet ist. Nicht anders die Saudis, die panische Angst davor haben, dass ihr Volk dieselbe halb-demokratische Regierung verlangt wie der Iran hat. Die Iraner machen sich über die Saudis als "ignorante Beduinen" lustig.

Der Iran bleibt somit der letzte bedeutende Unterstützer eines palästinensischen Staats. Hätte Netanyahu die USA überzeugen können, den Iran anzugreifen und zu zerschmettern, wäre das letzte Hindernis für die Annektierung der West Bank und der Golanhöhen und vielleicht für eine Ausdehnung nach Syrien hinein beseitigt worden.

Wir werden jetzt sehen, wie die voll im Besitz des Spielmoguls Sheldon Adelson befindliche Republikanische Partei und deren alliierte Medien wie Fox News und Wall Street Journal eine lärmende Kampagne starten, um das Wiener Abkommen mit dem Iran zu blockieren. Die Amerikaner werden wieder mit apokalyptischem Unsinn über geheime iranische Atomwaffen überflutet werden.

Erinnern Sie sich noch an George W. Bushs aberwitzige Behauptungen über die Gefahren von den angeblichen irakischen "Todesdrohnen"? Ja, so weit sind wir wieder. Dieselben Narren, die herumgedonnert haben über die Gefahren eines irakischen Atomangriffs auf die USA, werden wieder vorgeführt werden. Ein neuer Haufen von gemieteten Nixwisser-Abgeordneten wird vor den verruchten Iranern warnen. Sheldon Adelsons Milliarden werden Wunder wirken.

Niemand wird sich lange mit der Überlegung aufhalten, dass der oft erwähnte aber kaum gelesene Atomsperrvertrag aus dem Jahr 1968 die rasche Ausrottung ALLER Atomwaffen im Austausch dafür forderte, dass ein paar Länder für eine kurze Zeit Atomwaffen behalten dürfen.

Heute verstoßen die USA, Russland, das Vereinigte Königreich und China allesamt gegen den Atomsperrvertrag, weil sie ihre Atomwaffen nicht verschrottet haben. Israel, Indien, Pakistan und Nordkorea haben den Atomsperrvertrag abgelehnt.

Die arabischen Staaten und der Iran unterstanden laut dem Atomsperrvertrag lange der Inspektion. Israel, dessen geheimes Atomprogramm mit Hilfe Frankreichs begonnen und mit Technologie und von den USA gestohlenem Uran gefördert worden ist, besitzt die Frechheit, die Welt vor dem Iran zu warnen, der bisher nur ein Programm zur friedlichen Nutzung der Kernenergie betreibt. Es wird angenommen, dass Israel 80 bis100 Atomsprengköpfe besitzt - warum es so viele sind, bleibt ein interessantes Rätsel.

Die Gesetze der USA fordern die Einstellung von Hilfeleistungen an alle Länder, die Atomwaffen entwickeln. Der Kongress hat natürlich sein eigenes Gesetz ignoriert.

Als die Atominspektoren der UNO in den Irak gingen, wurden über die Hälfte von ihnen für Agenten der USA und Israels gehalten. Das ist einer der wichtigsten Gründe dafür, dass der Iran sich gegen Inspektionen seiner militärischen Anlagen wehrt. Interessanterweise hieß es, dass der Iran das vorrangige Ziel der UNO-Atominspektoren ist. In Wirklichkeit ist Japan sogar noch von größerem Interesse als der Iran. Mehr darüber in einer anderen Kolumne.

Das Wiener Abkommen kann sehr wohl die Karten für den Mittleren Osten neu mischen. Eine Rückkehr des Iran ins Wirtschaftsleben wird der Region helfen und sie stabilisieren. Wie Amerika in der Ära Nixon herausfand, ist der Iran ein natürlicher Verbündeter (oder Polizist) der USA. Washington braucht den Iran, um dabei zu helfen, ISIS aufzuhalten, vor dem die Saudis panische Angst haben. Syrien ist ein weiterer natürlicher Verbündeter der USA. Washingtons Eigeninteresse läuft darauf hinaus, die Regierung in Damaskus zu stützen, anstatt zu versuchen, sie zu zerstören.

Der Iran ist kein Unterstützer von "Terrorismus", wie Israels Alliierte behaupten. Er unterstützt Hezbollah, die Widerstandsbewegung des Libanon, die 1982 durch den Einmarsch Israels in den Libanon geschaffen wurde, wie ich selbst beobachtet habe. Hamas ist eine um nichts terroristischere Bewegung als es die israelischen Verteidigungskräfte 1948 waren. Die derzeitige Rolle des Iran im kriegszerrissenen Jemen ist unbedeutend.

Das Kriegsbeil mit dem Iran zu begraben ist einer der sensibelsten Züge der Administration Obama. Der heutige Mittlere Osten ist ein erschreckender Sauhaufen. Das Wiener Abkommen ist hoffentlich ein erster Schritt in Richtung Korrektur der monumentalen Irrtümer, die die Administration Bush begangen hat, und bringt einige Vernunft in den gepeinigten Mittleren Osten.

Quelle: www.antikrieg.com vom 19.07.2015. Originalartikel: Obama acts for America´s interests . Übersetzung: Klaus Madersbacher.

Veröffentlicht am

20. Juli 2015

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