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In Afrika im Rückstand

Deutsche Wirtschaftsverbände monieren mangelnde Aktivitäten deutscher Unternehmen bei der Erschließung der Märkte in ressourcenreichen Ländern Afrikas. Obwohl der Kontinent einen Anteil von drei Prozent an der weltweiten Wirtschaftsleistung habe, würden nur zwei Prozent des deutschen Außenhandels mit ihm abgewickelt, heißt es beim Afrika-Verein der Deutschen Wirtschaft. Dies genüge nicht, wolle man sich in der internationalen Konkurrenz gegen Unternehmen aus anderen EU-Staaten, vor allem aber aus den USA, Indien oder der Volksrepublik China behaupten. Wirtschaftsverbände und staatliche Stellen machen daher Druck.

Ein Beispiel bieten deutsche Aktivitäten in Mosambik. In dem Land sind in den letzten Jahren riesige Rohstoffvorkommen entdeckt worden, insbesondere Erdgas- und Kohlelagerstätten; die mosambikanische Wirtschaft wächst inzwischen rasant, die Rohstoffbranche nimmt um mittlere zweistellige Prozentraten zu. Während Firmen aus Südafrika oder China sich große Marktanteile gesichert haben, sind deutsche Unternehmen bislang kaum präsent - mit langfristigen Folgen für die deutschen Einflussbemühungen in dem aufstrebenden südostafrikanischen Land.

Chancen nicht erkannt

Klagen über mangelnde Aktivitäten deutscher Unternehmen bei der Erschließung der afrikanischen Märkte werden unter anderem beim Afrika-Verein der Deutschen Wirtschaft laut. Die deutsche Wirtschaft halte sich auf dem Kontinent, während Länder wie die USA, Indien, Brasilien, vor allem aber die Volksrepublik China dort massiv investierten, immer noch spürbar zurück, heißt es bei dem Außenwirtschaftsverband. Obwohl der afrikanische Kontinent immerhin für drei Prozent der Weltwirtschaftsleistung stehe, wickelten deutsche Firmen nur zwei Prozent ihres Außenhandels mit ihm ab. Das sei deutlich zu wenig, um in der internationalen Konkurrenz zu bestehen. Kritik kommt auch von der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG). "Es ist leichter für uns, Kunden aus Asien und Lateinamerika bei deren Engagement in Afrika zu begleiten als Unternehmen aus Industrieländern", wird DEG-Geschäftsführer Bruno Wenn zitiert: "Die haben noch nicht die Chancen erkannt, die dieser wachsende Absatzmarkt bietet."Afrika eröffnet Unternehmern ungeahnte Chancen. Frankfurter Allgemeine Zeitung 23.04.2015.

Rohstoffreich

Ein prägnantes Beispiel für diese Entwicklung bietet Mosambik. Das Land ist, wie die bundeseigene Wirtschaftsagentur Germany Trade and Invest (GTAI) bestätigt, derzeit eine "der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften Afrikas".Wirtschaftstrends Jahreswechsel 2014/15 - Mosambik. www.gtai.de 05.03.2015. Hintergrund ist vor allem, dass in den vergangenen Jahren riesige, großenteils noch unerschlossene Erdgas- und Kohlevorkommen entdeckt wurden. Die mosambikanische Rohstoffindustrie verzeichnete in den beiden letzten Jahren Zuwachsraten von fast 40 Prozent. Vor der Küste Mosambiks lagern Erdgasvorkommen, die Experten zufolge eine ähnliche Größe aufweisen könnten wie diejenigen des Golfstaates Qatar; sie hätten vielleicht sogar das Potenzial, das Land "zu einem der größten Gaslieferanten der Welt aufsteigen (zu) lassen", heißt es bei GTAI. Allein die Einnahmen aus der Gasförderung würden dem mosambikanischen Staat binnen 20 Jahren Einnahmen von mindestens 115 Milliarden US-Dollar bescheren - Mittel, die wiederum für Investitionen und andere Geschäfte zur Verfügung stünden. Laut GTAI befindet sich zudem "eines der größten noch weitgehend unangetasteten Kohlereservoirs der Welt" in dem südostafrikanischen Land. In dessen nordwestlicher Provinz Tete sollen rund 23 Milliarden Tonnen an hochwertiger Kokskohle lagern. Internationale Bergbaukonzerne wie das brasilianische Unternehmen Vale oder der indische Stahlkonzern Jindal Steel sind bereits vor Ort aktiv. Weitere große Kohlevorkommen werden in anderen Landesteilen vermutet. Darüber hinaus rechnen Experten damit, in Mosambik große Vorkommen an für die Industrie bedeutsamen Rohstoffen wie Eisenerz, Titan, Gold und Nickel zu finden.

Bürokratische Hürden

Trotz vielversprechender Profitaussichten ist die deutsche Wirtschaft in Mosambik noch kaum präsent. Die größten Direktinvestitionen kommen bislang aus Südafrika, China und der ehemaligen Kolonialmacht Portugal; beim Ausbau der Infrastruktur haben chinesische Unternehmen derzeit die Nase vorn. GTAI, die deutsche Auslandshandelskammer Südliches Afrika und die bundeseigene Entwicklungsagentur GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) werben nun mit einer PR-Broschüre unter dem Titel "Neue Märkte - Neue Chancen" für deutsche Investitionen und Geschäfte in dem Land. Der "Investitionsstandort" Mosambik gelte "im regionalen Vergleich" als "stabil", heißt es in dem Papier. Die Regierung versuche, durch den Aufbau sogenannter Sonderwirtschaftszonen mit steuerlichen Vergünstigungen für ausländische Unternehmen Anreize für die Ansiedlung von Industriebetrieben zu bieten. Allerdings räumen die Autoren der Broschüre ein, "in Mosambiks Wirtschaftssystem" seien "Kontakte zur Regierung oft ein entscheidender Erfolgsfaktor".Mosambik. Neue Märkte - Neue Chancen. Ein Wegweiser für deutsche Unternehmer. Bonn 2014. Die seit dem Ende des Bürgerkrieges 1992 regierende Partei Frelimo kontrolliere nach wie vor "bedeutende Teile des Marktes". Insbesondere für kleine und für mittlere Unternehmen entstünden dadurch oft zu hohe "bürokratische und technokratische Hürden".

Geschäfte vermitteln

Genau an diesem Punkt setzt die deutsche Entwicklungshilfe an - zum Beispiel mit ihrer "Globalen entwicklungspolitischen Rohstoffinitiative" (GERI), die sich als "das entwicklungspolitische Instrument zur Begleitung der Rohstoffstrategie der Bundesregierung" versteht.Portal Globale entwicklungspolitische Rohstoffinitiative. www.bmz.de. Unter dem Dach der GERI konzipieren die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) und die GIZ "Projekte der bilateralen Zusammenarbeit und setzen diese um". Die Projekte sollen, wie die GERI schreibt, transparente Rahmenbedingungen für den Rohstoffabbau schaffen, dabei aber insbesondere auch der "Vermittlung zwischen deutschen und Unternehmen vor Ort" dienen. Genau darum bemüht sich die GERI derzeit mit einem Projekt zur "Verbesserung der Rohstoffgovernance" in Mosambik. Es soll "zwischen staatlichen, privatwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Akteuren" vermittelnVerbesserung der Rohstoffgovernance. www.giz.de. - ein günstiger Anknüpfungspunkt für potenzielle deutsche Interessenten.

Kein Durchbruch

Weitere Anstrengungen leisten staatliche Stellen und Wirtschaftsverbände. So werden, wie das Auswärtige Amt mitteilt, "regelmäßig mosambikanische Wirtschaftsinformationstage in Deutschland und Reisen deutscher Unternehmer nach Mosambik" durchgeführt - insbesondere "zu den Themen Bergbau, Energie und Transportinfrastruktur". "Das Thema Wirtschaft" stehe "auch im Mittelpunkt der politischen Besuche", heißt es weiter; im Jahr 2013 etwa seien neben dem damaligen Außenminister Guido Westerwelle ein Staatssekretär aus dem Auswärtigen Amt und eine Staatssekretärin aus dem Bundeswirtschaftsministerium in das südostafrikanische Land gereist.Beziehungen zu Deutschland. www.auswaertiges-amt.de. 2014 hat der deutsche Botschafter in Mosambik gemeinsam mit dem dortigen Minister für Industrie und Handel ein "Deutsch-Mosambikanisches Büro für Wirtschaftsförderung" in der Hauptstadt Maputo eröffnet. Zuletzt hielt sich Bundesratspräsident Volker Bouffier im März 2015 in dem Land auf, um deutsche Geschäfte zu fördern. Der erwünschte deutsche Durchbruch bleibt allerdings trotz aller Bemühungen im rohstoffreichen Boomland Mosambik bis heute aus.

Quelle: www.german-foreign-policy.com   vom 19.05.2015.

Fußnoten

Veröffentlicht am

19. Mai 2015

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