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Zahl der kriegerischen Konflikte weiter rückläufig

Nach Untersuchungen der Hamburger Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) hielt der generelle Trend der letzten Jahre zu weltweit weniger Kriegen und bewaffneten Konflikten auch 2009 an. Gegenüber dem Vorjahr verringerte sich deren Zahl nochmals um fünf auf nunmehr 34. Damit befindet sich diese Zahl auf dem niedrigsten Stand seit 1993.

Als beendet sind insgesamt acht kriegerische Konflikte zu betrachten. Allerdings eskalierten 2009 auch zwei Kriege und ein bewaffneter Konflikt neu.

Nicht mehr kriegerisch ausgetragen wurden die Konflikte um die beiden nach Unabhängigkeit von Georgien strebenden Regionen Südossetien und Abchasien. Insbesondere die Auseinandersetzung um Südossetien war noch im Sommer 2008 zu einem zwischenstaatlichen Krieg zwischen Georgien und Russland eskaliert. Im Nordosten Indiens wurden ebenfalls zwei bewaffnete Konflikte beendet. Kontinuierlich in den letzten Jahren abgeschwächt haben sich die Kampfhandlungen zwischen staatlichen Sicherheitskräften und Rebellen in der Region Tripura. In der benachbarten Region Nagaland bemühten sich verschiedene Fraktionen einer Rebellenbewegung 2009 vor allem um eine Wiedervereinigung ihrer Gruppen, die sich in den letzten Jahrzehnten erbittet bekämpft hatten. Im Nachbarland Pakistan fanden 2009 keine offenen Kämpfe zwischen Milizen radikaler Sunniten und Schiiten mehr statt; allerdings wurden mehrere Attentate gegen einzelne Führer der Gruppen verübt. Die Kämpfe um die Unabhängigkeit der pakistanischen Provinz Belutschistan fanden 2009 nicht mehr auf Kriegsniveau statt und wurden nur noch als bewaffneter Konflikt eingestuft.

Seinen Abschluss fand der langandauernde Friedensprozess im zentralafrikanischen Burundi mit der Einbindung der letzten noch verbliebenen Rebellengruppe. Auch im 2007 begonnenen bewaffneten Konflikt in Niger zwischen Rebellen der Tuareg und Regierungstruppen wurden 2009 Friedensgespräche geführt und Kampfhandlungen waren nicht mehr zu beobachten. Erwartungsgemäß beendet wurde auch der bewaffnete Konflikt in Osttimor, der 2007 eskaliert war und 2008 nochmals zu einer letzten gewaltsamen Konfrontation geführt hatte, bei der der Rebellenführer getötet worden war.

Negativ verlief die Entwicklung 2009 vor allem in Afrika, wo zwei neue Kriege zu verzeichnen waren: Nach einigen ruhigen Jahren ist der Konflikt mit der ugandischen Lord’s Resistance Army (LRA) erneut zum Krieg eskaliert. Zwar war die LRA nicht mehr zu Operationen in Uganda selbst in der Lage. Dafür betrafen die Kämpfe und Gewalthandlungen Teile des Südsudan, des Ostens der Demokratischen Republik Kongo sowie der Zentralafrikanischen Republik. Ende Juli eskalierte in Nordnigeria ein Konflikt mit der islamistischen Gruppe Boko Haram zum Krieg. Die fünf Tage dauernden Kämpfe kosteten über 780 Menschen das Leben. In Lateinamerika wurde nach zehn Jahren der Konflikt mit der Guerillagruppe Sendero Luminoso in Peru wieder bewaffnet ausgetragen. Einige Kriege wurden 2009 zeitweise mit größerer Intensität geführt. Dazu gehörte insbesondere der Nahostkonflikt mit den Kämpfen im Gazastreifen zu Jahresbeginn. Der Krieg in Sri Lanka wurde seitens der Regierung soweit eskaliert, dass die Tamil Tigers im Mai nach über 25 Jahren militärisch geschlagen wurden.

Die von organisierten Kämpfen zahlenmäßig am stärksten betroffenen Weltregionen waren 2009 Asien und Afrika mit jeweils 11 kriegerischen Konflikten, wobei Asien einen höheren Anteil an Kriegen aufwies. Im Vorderen und Mittleren Orient fanden neun kriegerische Auseinandersetzungen statt und in Lateinamerika waren drei zu verzeichnen.

Der generelle Trend der letzten Jahre bedeutet allerdings nicht unbedingt, dass die Welt friedlicher geworden wäre. Auch 2009 waren eine ganze Reihe von gewaltsam ausgetragenen Konflikten zu beobachten, die nicht als Kriege oder bewaffnete Konflikte zu bezeichnen sind. Dazu gehörten unter anderem die Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern der Regierung auf Madagaskar im Februar/März, die Unruhen zwischen Uiguren und Chinesen in der chinesischen Provinz Xinjiang im Juli sowie das Vorgehen der Regierung gegen Demonstranten in Guinea Ende September. Dauerhaft von Gewalt geprägt blieben die von Drogenbanden beherrschten Gebiete in Mexiko.

Quelle: Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) - Pressemitteilung vom 14.12.2009.

AKUF-Kriegsdefinition

‘Krieg‘ definiert die AKUF in Anlehnung an den ungarischen Friedensforscher István Kende (1917-1988) als einen „gewalt-samen Massenkonflikt, der alle folgenden Merkmale ausweist:

a) an den Kämpfen sind zwei oder mehr bewaffnete Streit-kräfte beteiligt, bei denen es sich mindestens auf einer Seite um reguläre Streitkräfte (Militär, paramilitärische Verbände, Polizeieinheiten) der Regierung handelt;

b) auf beiden Seiten muss ein Mindestmaß an zentralgelenk-ter Organisation der Kriegführenden und des Kampfes gegeben sein, selbst wenn dies nicht mehr bedeutet als organisierte bewaffnete Verteidigung oder planmäßige Überfälle (Guerillaoperationen, Partisanenkrieg usw.);

c) die bewaffneten Operationen ereignen sich mit einer gewissen Kontinuität und nicht nur als gelegentliche, spontane Zusammenstöße, d.h. beide Seiten operieren nach einer planmäßigen Strategie, gleichgültig ob die Kämpfe auf dem Gebiet eines oder mehrerer Gesellschaf-ten stattfinden und wie lange sie dauern.“

Kriege gelten als beendet, soweit Kampfhandlungen dauerhaft, d.h. für mindestens ein Jahr, eingestellt bzw. nur unterhalb der AKUF-Kriegsdefinition fortgesetzt werden.

Bei einem ‘bewaffneten Konflikt’ handelt es sich um gewaltsa-me Auseinandersetzungen, bei denen die Kriterien der Kriegs-definition nicht in vollem Umfang gegeben sind.

Veröffentlicht am

21. Dezember 2009

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