Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.

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Stuttgarter Friedenspreis der AnStifter an Dr. Susan Bardosz und Dr. Arpad Pusztai (England / Ungarn)

Verleihung am 18.12.09 bei der FriedensGala im Stuttgarter Theaterhaus

Die Ernährungssouveränität der Länder wird zunehmend eine Frage von Krieg und Frieden. Hungerrevolten haben in vielen Entwicklungsländern die dramatische Situation in der Landwirtschaft sichtbar gemacht. Oft hat dort der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen die Ernährungslage dramatisch verschlechtert. Durch die Patentierbarkeit gentechnisch veränderter Pflanzen steht die Welternährung vor einer ernsthaften Bedrohung.

Dr. Susann Bardosz und Dr. Arpad Pusztai waren bis 1999 Wissenschaftler des renommierten Rowett-Instituts in Aberdeen. Dr. Pusztai wurde mit der Erstellung eines Prüfverfahrens zur Feststellung der Unbedenklichkeit gentechnisch veränderter Futter- und Nahrungsmittel beauftragt. Das Forschungsvorhaben war ein EU-Projekt. Dr. Pusztai wurde aufgrund seiner internationalen Reputation als Versuchsleiter gewählt. Es galt als seriös und war nach eigenen Aussagen der Agrogentechnik gegenüber grundsätzlich positiv eingestellt. Seine langjährigen Erfahrung und Sorgfalt ist in hunderten von wissenschaftlichen Veröffentlichungen dokumentiert.

Gentechnik schwächt das Immunsystem. Menschen als Versuchskaninchen?

Nachdem Dr. Pusztai zu dem Ergebnis gekommen war, dass bei der Verfütterung von gentechnisch veränderten Kartoffeln das Immunsystem bei Ratten geschwächt wurde und sich einige innere Organe veränderten ging er an die Öffentlichkeit. Pusztai hat die Ergebnisse seiner Untersuchungen in einem BBC Interview kurz zusammengefasst und die Frage, ob er nach den ihm nun vorliegenden Erkenntnissen gentechnisch veränderte Lebensmittel essen würde, verneint. Er sagte, er könne es nun nicht verantworten, gentechnisch veränderte Futtermittel zuzulassen und dadurch die Bevölkerung als Versuchskaninchen zu missbrauchen. Es sei für ihn als Wissenschaftler eine moralische Verpflichtung, dieses Forschungsergebnis der Öffentlichkeit mitzuteilen.

Diese Mitteilung löste einen weltweiten Sturm der Entrüstung aus. Dr. Pusztais Ergebnisse waren unanfechtbar, seriös und eindeutig.

Die Wahrheit wird suspendiert

Zwei Tage nach dem BBC-Interview wurde Dr. Pusztai von seiner Arbeit suspendiert, der Zugang zu den Unterlagen seiner Studie wurde ihm verwehrt. Ihm wurde untersagt, weiterhin Interviews zu geben. Seine Ergebnisse wurden umgehend bezweifelt und lächerlich gemacht. Plötzlich galt Dr. Pusztai als senil und unzurechnungsfähig. Gleichzeitig wurde seine Frau, die nichts mit dieser Forschungsarbeit zu tun hatte, fristlos entlassen.

Im weiteren Verlauf hat eine Gruppe von 30 wissenschaftlichen Kollegen von Pusztai in einem offenen Brief die Seriosität von Pusztais Forschungsergebnissen bestätigt. Das Britische Parlament hatte einen Untersuchungsausschuss eingesetzt und festgestellt, dass die Entlassung Dr. Pusztais ungerechtfertigt gewesen war und seine wissenschaftlichen Ergebnisse dem erforderlichen professionellen Niveau entsprach. Dennoch wurde Dr. Pusztai nicht wieder eingestellt, seine Rehabilitierung blieb formal und wurde von industrienahen Vereinigungen mit Häme kommentiert. Die in diesem Zusammenhang stattgefundene Entlassung von Frau Dr. Bardosz fand keine öffentliche Beachtung.

Rücksichtslos: Für die Wahrheit

Die vorbildliche Haltung von Dr. Pusztai ist in einer Zeit, in der die Agrogentechnik als "potentiell gesundheitsgefährdend" eingeschätzt wird, zukunftsweisend und friedensstiftend. Mit Prof. Arpad Pusztai wird auch Prof. Dr. Susann Bardosz mit dem Friedenspreis 2009 der AnStifter ausgezeichnet. Damit werden ihre Zivilcourage, ihr persönlicher Mut, ihre wissenschaftliche Qualifikation und ihr klares Bekenntnis zur Veröffentlichung der Forschungsergebnisse ihres Mannes gewürdigt - ohne Rücksicht auf eigene berufliche Nachteile.

Beide Persönlichkeiten haben sich gegen den Mainstream der Wissenschaftswelt und im Bewusstsein seiner bevorstehenden öffentlichen Ächtung für die Offenlegung seiner Ergebnisse entschieden, um Unheil für die Menschen abzuwenden. Mit dieser Entscheidung hat er als erster Wissenschaftler die Aufmerksamkeit auf die gesundheitlichen Gefahren der Gentechnik gelenkt und damit eine weltweite Bewegung zur kritischen Gentechnikforschung ausgelöst. Seine Frau hat ihn bei dieser Entscheidung unterstützt und seine Entscheidung mitgetragen.

Arpad Pusztai erhielt im Jahre 2005 den Whistleblower Preis von der Vereinigung deutscher Wissenschaftler (VDW). Mit dem Stuttgarter Friedenspreis werden auch seine wissenschaftliche Ethik und seine konsequente Haltung gewürdigt. Der Preis ist zugleich ein Zeichen der Wertschätzung und der öffentlichen Rehabilitierung.

Der mit 5.000 Euro dotierte Stuttgarter Friedenspreis 2009 des Bürgerprojekts AnStifter wird bei der FriedensGala am 18.12.2009 im Theaterhaus an Dr. Susan Bardosz und Dr. Arpad Pusztai verliehen. Die Laudatio hält Cornelia Füllkrug-Weitzel, Direktorin von Brot für die Welt. (Mehr zur  FriedensGala 2009 )

Quelle:  Die AnStifter .

Veröffentlicht am

14. Dezember 2009

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