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Rechnen Sie mit einer baldigen Lösung für Afghanistan, Herr Wimmer?

Interview mit Willy Wimmer

FREITAG: Was hat eine Mehrheit des Bundestages bewogen, das Afghanistan-Mandat in diesem Maße zu verlängern, wie das geschehen ist?

WILLY WIMMER: Man will das Thema nicht im nächsten Wahlkampf haben. Ein interessanter Umstand: Auch 1998 fiel die Vorbereitung des Jugoslawien-Krieges genau in diese Übergangszeit zwischen einem alten und einem neuen Bundestag.

Ist das klug?

Ich glaube, jeder wird sich in den Finger schneiden, der dieses Thema vermeiden will. Wir sehen ja, dass die Aufstockung der Bundeswehr für andere Staaten ein Anlass ist, ihren Abzug zu verkünden. Hier driftet viel auseinander, doch wird man in den nächsten Monaten vermutlich sehen, wie für Afghanistan Entscheidungen reifen, die über militärische Fragen hinausgehen.

Inwiefern?

Seit Wochen hören wir hochkarätige Militärs sagen, Afghanistan sei nicht zu gewinnen. Der deutsche General Domröse als dritter Mann der ISAF gibt zu verstehen, man könne sich auch etwas anderes denken als das Aufstocken von Militärs. Die Briten reden von einem Diktator, einem zivilisierten natürlich. Nach sieben Jahren Krieg ist eine politische Lösung unumgänglich.

Und wer wäre daran beteiligt?

Zunächst einmal Präsident Karzai, der versucht, eine eigene Handschrift zu zeigen. Und dann sind da all jene Mitspieler, die wir bei diesem Konflikt von Anfang kennen: die Saudis, die Pakistaner, die Iraner, die Inder, die Golfstaaten und die Amerikaner. Auch China und Russland sind engagiert. Wir haben die üblichen Verdächtigen alle an Bord. Zwischen denen muss die Lösung gefunden werden.

Eine multilaterale Lösung.

Ich würde von einer regionalen sprechen. Die gibt es aber nur, wenn sich die USA darum bemühen, ein UN-Mandat für Enduring Freedom zu bekommen, denn sie stehen an einem Kreuzweg und müssen sich entscheiden, ob es zu dieser regionalen Abstimmung kommen soll. Es gibt Stimmen, die sagen, OEF ist der Tod von ISAF. Da ist viel dran.

Werden die Taliban einbezogen?

Das ist vielleicht mehr als nur ein Teil der Lösung. Die Regierungen wissen seit langem, dass auch die Amerikaner Kontakte zu ihnen haben.

Das Gespräch führte Lutz Herden

Willy Wimmer war Verteidigungsstaatssekretär und ist heute für die CDU/CSU Mitglied im Außenpolitischen Ausschuss des Bundestages.

Quelle: FREITAG. Die Ost-West-Wochenzeitung   43 vom 23.10.2008. Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

Veröffentlicht am

31. Oktober 2008

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