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Nachhilfe für Umweltminister Gabriel am Welternährungstag: “Agrosprit macht Hunger”

Der heutige 16. Oktober ist Welternährungstag. Das klingt nach Essen für alle. Doch immer mehr Teller bleiben leer. Seit Grundnahrungsmittel wie Getreide und Speiseöle als Agrosprit in Autotanks und Blockheizkraftwerken verbrannt werden, explodieren weltweit die Nahrungsmittelpreise, werden die Vorratslager geplündert und machen sich akute Nahrungsmittelknappheit und Hunger breit.

Unter dem Motto "Agrosprit macht Hunger" haben heute die Organisationen INKOTA-Netzwerk, Rettet den Regenwald e.V., Attac, FIAN, BundJugend und der Bund Deutscher PfadfinderInnen zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der der African Youth Coalition Against Hunger mit leeren Kochtöpfen und Großpuppen in Berlin gegen die Verwendung von Nahrungsmitteln als Treibstoff protestiert. Die Demonstrantinnen und Demonstranten zogen vom Alexanderplatz vor das Bundesumweltministerium in der Alexanderstraße, um Bundesumweltminister Sigmar Gabriel dort eine Nachhilfestunde zu geben.

Der Agrospritboom ist der Treibsatz für die weltweit sich dramatisch zuspitzende Nahrungskrise. Nach Angaben des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen ist die Zahl der Hungernden allein in 2007 um 75 Millionen angestiegen. Ende 2008 wird voraussichtlich bereits eine Milliarde Menschen hungern, und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht absehbar.

"Die in der Europäischen Union diskutierten Quoten für Agrosprit können nur über den Anbau in Monokultur und in Entwicklungsländern erreicht werden", sagte Angelika Schaffrath Rosario von FIAN. "Gerade den ärmsten Menschen wird dadurch die Ernährungsgrundlage entzogen - nicht nur wegen der Nutzungskonkurrenz zwischen Nahrungsmitteln und Agrartreibstoffen, sondern auch auf Grund von Landvertreibungen durch Investoren und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen auf den Plantagen."

"Mit der Agrospritpolitik von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel wird das Menschenrecht auf Nahrung mit den Füßen getreten", kritisierte Evelyn Bahn von INKOTA. "Um den exzessiven Energiekonsum bei uns aufrecht zu erhalten, sollen Energiepflanzen auf riesigen Monokulturen im globalen Süden angebaut und als Agrosprit importiert werden. Die Kleinbauern werden dadurch verdrängt und zum Hungern verurteilt."

"Der Agrospritboom ist der Gipfel einer völlig verfehlten Agrarpolitik", ergänzte Jutta Sundermann von Attac. "Zusammen mit der Forderung nach Marktöffnungen, Exportsubventionen, Lebensmittelspekulation und der Begünstigungen der großen Agrarkonzerne zementiert Agrosprit den Hunger und gibt ländlicher Entwicklung, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert, keine Chance."

"Agrosprit der zweiten Generation wie Biomass to Liquid, kurz BtL, und Wunderpflanzen wie Jatropha werden oft als Lösung gepriesen", sagte Mo Witzki vom Bund Deutsche Pfadfinderinnen und Pfadfinder. "Allerdings wird für diese ebenfalls viel Land benötigt, um die Biomasse zu produzieren, und es ist völlig unklar, ob und wann diese Technologien zur Marktreife kommen werden."

"Der Agrosprit ist ein Regenwaldkiller", ergänzte Guadalupe Rodríguez von Rettet den Regenwald. "Die Urwaldrodung für Agrospritplantagen setzt mehr CO2 frei, als in Hunderten von Jahren von den Pflanzen wieder gebunden werden kann. Umweltminister Sigmar Gabriel hat seine Hausaufgaben nicht gemacht. CO2 einsparen, nicht freisetzen, ist das Ziel."

Die EU will noch in diesem Herbst über die Marschrichtung ihrer abenteuerlichen Agrosprit-Politik entscheiden. Umweltminister Gabriel gehört zu denen, die sich bislang weigern, die Konsequenzen aus dem Agrospritfiasko zu ziehen. Als Erfüllungsgehilfe der Autolobby drückt er weiterhin falsche Rezepte gegen die Energie- und Klimakrise durch.

Wir fordern eine Verkehrspolitik, die sich an drastischen Einsparungen von Energie und Treibhausgasen orientiert sowie eine sofortige Streichung aller verbindlichen Beimischungsziele und Subventionen von Agrosprit in Deutschland und der EU!

Qulle: Attac Deutschland, Bund Deutscher Pfadfinderinnen und Pfadfinder,  Bund-Jugend, FIAN, INKOTA-Netzwerk, Rettet den Regenwald e.V. - Pressemitteilung vom 16.10.2008.

Veröffentlicht am

16. Oktober 2008

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