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Dom Cappio nach 11 Fastentagen: “Ich weiß, dass die Regierung meine Kräfte testen will.”

Sobradinho - Inzwischen hat Dom Luiz die magische Hürde des 11. Fastentages erreicht. Damals unterbrach er sein Fasten am elften Tag, nach dem Versprechen der Regierung, einen umfassenden Dialogprozess zwischen der Regierung und der brasilianischen Zivilgesellschaft über das Flussumleitungsprojekt zu beginnen. Dom Cappio ist sich bewusst, dass eine Reaktion der Regierung dieses Mal noch dauern kann. Er meint gelassen: "Ich weiß, dass die Regierung meine Kräfte testen will." Denn die Regierungsposition scheint dieses Mal weitaus härter. Die "Geste der Verzweiflung" sowie die Proteste der Bevölkerung werden ignoriert.

Der Integrationsminister, Geddel Vieira Lima, verkündete vor wenigen Tagen (04.12.2007) die Beendigung des Ausschreibungsverfahrens und die Vergabe der Bauaufträge. Er betonte jedoch, dies stünde zeitlich nicht im Zusammenhang mit dem Hungerstreik von Dom Luiz Cappio. "Ich führe nur aus, was ich schon öffentlich angekündigt habe. Die Bauarbeiten um die Flussumleitung gehen weiter. Ich verfolge genau den von uns festgelegten Zeitplan. Er behauptete "wir führen alle Prozesse mit totaler Transparenz durch, bestätigt durch die Wählerstimmen, es ist unser Regierungsauftrag (Jornal A Tarde, 06.12.2007)".

Dom Luiz lässt sich von diesen Aussagen jedoch nicht erschüttern. Am elften Tag seines Fastens trinkt der Bischof zusätzlich zum Wasser eine Zucker-Salz-Lösung. Dies verhindert die Dehydrierung und verschafft ihm einen längeren Atem. "Ich fühle mich sehr gut, sehr gesund, voll von Lebenskraft, obwohl mir manchmal schwindlig ist", erklärte er. "Der Geist ist sehr gestärkt, ich bin wohl auf und blicke hoffnungsvoll in die Zukunft." Er wird von der starken Solidarität der Einwohner von Sobradinho bestärkt, die die wachsende Zahl der eintreffenden Pilger in ihren Häusern aufnehmen und mit Essen versorgen.

An den beiden Baustellen des Nord- und Ostkanals der Tansposição wird unterdessen, ungeachtet der Proteste, an der Aushebung der Kanäle weitergearbeitet. Das Szenario erinnert an die Zeit der Militärdiktatur. Da bis vor wenigen Tagen das Ausschreibungsverfahren der Baufirmen nicht abgeschlossen war, werden Soldaten des Bundesheeres für die Bauarbeiten eingesetzt. Die Anwohner sind von der starken Militärpräsenz sehr verunsichert. "Die Situation ist absurd, es scheint wie im Krieg", sagte ein Anrainer. Viele wissen nicht einmal, welchen Zweck die Bauarbeiten haben und in vielen Fällen ist die Enteignung der Betroffenen nicht klar geregelt.


CIMI-Indianermissionsrat INFO-BRIEF 795

Fasten von Dom Cappio wird landesweit unterstützt

Seit 27.11.2007 fastet Dom Luiz Cappio, Bischof der Diözese Barra (Bahia) aus Protest gegen die Umleitung des São Francisco. Organisationen und Personen aus dem In- und Ausland unterstützen den Bischof mit Briefen, Demonstrationen und solidarischem Fasten.

Am 4.12. kamen mehr als 4.000 Teilnehmer zu einem öffentlichen Akt in Sobradinho, wo der Bischof seit Beginn seines Fastens wohnt. Tags darauf blockierten rund 1.000 Personen auf der BR 242 eine Brücke über den Fluss.

Heute, 6.12., organisierte der Schrei der Ausgeschlossenen eine Kundgebung in São Paulo. Aus Solidarität mit Dom Cappio haben viele Menschen den Tag über gefastet. Heute begannen in Belo Horizonte Studenten und Ordensleute auf unbefristete Zeit ein Fasten gegen die Umleitung des Flusses. An der Seite von Dom Cappio halten Ordensleute ein ein- oder zweitägiges Fasten.

Auch indigenen Organisationen bekundeten ihre Solidarität, darunter die Artikulation der indigenen Völker aus dem Nordosten, aus Minas Gerais und Espírito Santo (APOINME). Zwanzig Völker sind direkt oder indirekt von der Umleitung betroffen. In einer Pressemeldung fordern sie von der Regierung "eine vorhergehende Beratung mit den betroffenen Völkern".

Der Nationale Rat der Christlichen Kirchen Brasiliens verwies in einer Pressemeldung auf den "äußersten Akt von Dom Frei Luiz, der nicht bloß eine politische Demonstration ist, sondern symbolische und religiöse Dimension hat". Die Solidarität stärkt und ermutigt Dom Cappio, dem es gut geht. Seit 5.12. versorgt er sich mit einem bewährten Hausmittel (eine Wasserlösung mit Salz und Zucker). Für 9.12. ist eine Wallfahrt in Sobradinho geplant. Tags darauf finden landesweit Veranstaltungen gegen das Flussprojekt statt.

Zahlen

Im Vergleich der in der Region geplanten Vorhaben kommen die alternativen Projekte mehr Menschen zugute und kosten viel weniger. Die Umleitung, mit einem Budget von 6,6 Milliarden, werde 12 Millionen Menschen in 4 Bundesstaaten nutzen, so das Ministerium für Integration. Das Wasser werde zu 70 % der Bewässerung, zu 26 % der städtisch-industriellen Versorgung und zu 4 % der ländlichen Bevölkerung dienen.

Die Projekte laut Atlas für den Nordosten von ANA (Nationale Agentur für Gewässer) würden zum Vorteil von 44 Millionen Menschen in 1.356 städtischen und ländlichen Gemeinden und 10 Bundesstaaten sein und 3,6 Milliarden kosten.

Minister des Höchstgerichts verspricht vorrangige Behandlung des Verfahrens hinsichtlich des Gebiets Guarani

Bei einem Gespräch mit drei indigenen Vertretern Guarani Kaiowá in Brasília, sagte César Peluso, Minister des Obersten Gerichts, das Verfahren im Zusammenhang mit der Beurteilung der Homologation des Gebiets Ñanderu Marangatu der Guarani Kaiowá in Mato Grosso do Sul habe Priorität.

Der Kazike Lorentito Vilalva, der Lehrer Dário Peralta und Hamilton Lopes übergaben dem Minister ein Dossier über die Gewalt der Fazendeiros und ihrer Sicherheitskräfte gegen die Indios. Am 7.11.2007 hat die Bundespolizei einige Sicherheitskräfte der Fazendeiros festgenommen und die von ihnen illegal benutzten Waffen beschlagnahmt, darunter ein Gewehr vom Heer.

Heute, 6.12., trafen sich die Guarani auch mit dem Kabinettschef der Präsidentschaft des Nationalen Instituts für Kolonisierung und Landreform (INCRA). Francisco Nascimento schlug gemeinsam mit dem INCRA Mato Grosso do Sul eine öffentliche Audienz über die Landsituation im Bundesstaat vor.

Am 5.12. führten die indigenen Vertreter ein Gespräch mit dem Bundesabgeordneten Luiz Couto, Präsident der Kommission für Menschenrechte und Minderheiten in der Abgeordnetenkammer. Auch er werde sich einsetzen, dass der Prozess hinsichtlich Ñanderu Marangatu möglichst bald stattfindet. Er äußerte sich besorgt über die Aggressionen gegen das Volk Guarani Kaiowá in Mato Grosso do Sul und über fehlendes Land für dieses Volk, als Hauptgrund für die Gewalt. "Wir dürfen die Hoffnung nicht verlieren. Wir sind zuversichtlich", so Hamilton Lopes nach den Treffen.

Geschichte

Das Gebiet Ñanderu Marangatu wurde im März 2005 homologiert. Fazendeiros strengten danach eine einstweilige Verfügung an, um die Auswirkungen der Homologation aufzuheben, bis das Verfahren zur Unterbrechung der Demarkierung bei der Bundesjustiz in Ponta Porã abgeschlossen ist. Im Juli 2005 hat der damalige Präsident des Obersten Gerichts, Nelson Jobim, per Gutachten die Auswirkungen der Homologation aufgehoben.

Internationale Unterstützung

Amnesty International organisierte eine Kampagne zur Unterstützung der Gemeinschaft von Ñanderu Marangatu. Hunderte Karten aus verschiedenen Ländern wurden an den Justizminister, an den Präsidenten des Obersten Gerichts und an das Sondersekretariat für Menschenrechte übermittelt.

Über die Gewalt gegen die Guarani wurde am 3.12. auch der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Louise Arbour, informiert. Er war bestürzt über die Gewalt gegen die Völker und die Invasionen in indigene Territorien.

Brasília, 6. Dezember 2007
CIMI-Indianermissionsrat


Stellungnahme der Brasilianischen Bischofskonferenz (CNBB) zum Umleitungsprojekt des São Francisco Flusses und zum Fasten von Dom Luiz Cappio

Brasília, am 27. November 2007


Im Hinblick auf die Entscheidung von Dom Luiz Cappio, OFM, Bischof der Diözese von Barra (Bahia), das "Fasten und Beten" am Dienstag, den 27. November 2007, über wegen des Umleitungsprojektes des São Francisco Flusses wieder aufzunehmen, in Kenntnis gesetzt wurden, bekräftigt die Brasilianische Bischofskonferenz, was sie bereits bei anderen Anlässen gesagt hat.

In Bezug auf die Flussumleitung gibt die CNBB Folgendes zu bedenken:

  • Der Staat hat die Verantwortung, seiner Bevölkerung den Zugang zu Trinkwasser zu garantieren; das ist ein Menschenrecht und notwendig für das Gemeinwohl, für Menschen, Tiere und Pflanzen.
  • Die Fortsetzung jenes breiten Dialogs, der adäquate Lösungen im Blick hat und jene Alternativen berücksichtigt, die seitens der Zivilgesellschaften und Sozialen Bewegungen in den Prozess eingebracht worden waren, ist notwendig. Dabei soll die nachhaltige Entwicklung, der Schutz der Umwelt, die familiäre Landwirtschaft und ein Verbleiben in semiariden Gebieten gefördert werden.
  • Um die Sanierung des São Francisco Flusses, um die Beachtung der Landrechte und die Rechte der Völker dieser Region, im Besonderen die der Indigenen, der Quilombos und der Flussbewohner, muss man sich ernste Sorgen machen.

Wir sind uns im Klaren, dass das Thema der Umleitung des São Francisco Flusses viele Fragen aufwirft. Nicht einmal innerhalb der Kirche gibt es darüber Einmütigkeit, was wir völlig verstehen können.

Wir hoffen, dass sich der Dialog durchsetzt, damit das Leben und die Gerechtigkeit gegenüber anderen Beweggründen den Vorrang gewinnen.


Dom Geraldo Lyrio Rocha
Erzbischof von de Mariana - Präsindent der CNBB

Dom Dimas Lara Barbosa
Weihbischof von Rio de Janeiro - Generalsekretär der CNBB


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Veröffentlicht am

08. Dezember 2007

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