Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.

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Internationale Kampagne: Rede- und Reisefreiheit für Mordechai Vanunu

Aktuell findet eine internationale Kampagne statt, die sich für die Rede- und Reisefreiheit von Dr. Mordechai Vanunu einsetzt, der 18 Jahre dafür im israelischen Gefängnis verbrachte, da er der Weltöffentlichkeit Israels Atomwaffen offenbarte. Herr Vanunu möchte zu einer Rundreise nach Deutschland kommen. Hier ist seine Webseite: www.nonviolence.org/vanunu/

Bitte appellieren Sie mit einem Schreiben, wie unten, bis zum 15. April 2005 an die Verantwortlichen in Israel.

Es folgen ein Appell in deutsch /englisch sowie die Adressen.

Briefvorschlag

Sehr geehrte/r.
Wir, die UnterzeichnerInnen, sind informiert worden, dass Mordechai Vanunu in Israel ein neues Verfahren erwarten soll, da er gegen die ihm auferlegten Restriktionen (nicht mit Medien zu sprechen) verstoßen haben soll. Damit sei sein Recht, Israel ab April 2005 zu verlassen, gefährdet.

Mordechai Vanunu muss seine demokratischen Rechte der Redefreiheit und Reisefreiheit jederzeit wahrnehmen dürfen.

Auf das Sehnlichste erwarten wir Herrn Vanunu auf dem 30. deutschen evangelischen Kirchentag in Hannover am 28. Mai 2005 zu hören und zu sehen. Der deutsche evangelische Kirchentag fand schon einmal, vor ca. 20 Jahren in Hannover statt, wo er in der Zeit des Kalten Krieges zum Forum der Friedensbewegung gegen die damalige US-Atomraketenstationierung auf deutschem Boden wurde.

Hannover ist Partnerstadt von Hiroshima.

Im August jährt sich zum 60. Mal das Gedenken an den Atombombenabwurf auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki. Mehr als 300.000 Menschen sind bis heute an den Folgen dieser beiden Bomben gestorben, während die Sprengkraft einer einzigen heutigen Atombombe um das mehrere Hundertfache stärker ist. Während über 2.000 Nichtregierungsorganisationen gemeinsam mit ca. 200 Bürgermeistern allein aus der BRD sich im Mai für eine weltweite Abrüstung bei den NPT Verhandlungen bei der UN in New York einsetzen werden, ist es uns unverständlich, dass Israel diesen Bemühungen zur Abschaffung der weltweiten Atomwaffen nicht beitritt. Dieses Jahr kennzeichnet auch den 60. Jahrestag des Endes des 2. Weltkrieges. Diese zeitgleichen Jahrestage sollten eine Mahnung sein, dass Massenvernichtungswaffen nie zum Einsatz kommen dürfen. Ihr Einsatz kann nie rational begründet werden - weder durch Schuldzuweisung, noch durch so genannte Sicherheitsbedürfnisse.

Die Einschränkung von Herrn Vanunus Menschenrechten wirft international ein sehr negatives Bild auf die Verantwortlichen. Für die Veröffentlichung des geheimen israelischen Atomprogramms in internationalen Medien hat Mordechai Vanunu 18 Jahre im israelischen Gefängnis gesessen. Die politische Bedeutung dieser ungerechten Inhaftierung und die der heutigen Restriktionen werden, von der internationalen Gemeinschaft deutlich wahrgenommen

Die Bestrafung von Menschen, die sich trauen ihrem Gewissen zu folgen und gegen Massenvernichtung an zugehen, ist unrecht.

Mordechai Vanunus 18jährige Inhaftierung macht ihn international zum Symbol für den Kampf für eine Welt ohne Massenvernichtungswaffen. Wir bitten Sie daher, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um Mordechai Vanunus Restriktionen aufzuheben und ihm sein Reiserecht zuzugestehen.

(Unterschrift)

—————
Bitte schreiben Sie in Englisch (siehe weiter unten) einen Brief, schicken ihn als Fax oder als e-mail an folgende israelische Verantwortlichen, damit Vanunu ab Ende April Israel verlassen kann (er kann natürlich verändert werden UND die UNTERSCHRIFT nicht vergessen):

phir Paz-Pines
Minister of the Interior
P.O.B. 6158
Kiryat Ben-Gurion
Jerusalem 91061
Tel: 972-2-6701411
Fax: 972-2-6701628

Ms. Tsippi Livni
Minister of Justice
29 Salah al-Din St.
Jerusalem 91010
Fax: +972 2 628 5438
Email: sar@justice.gov.il

Mr. Gideon Ezra
Minister of Internal Security
P.O. Box 18182
Jerusalem 91181Fax: +972 2 581 1832
Email: sar@mops.gov.il

Dear Mr. /Ms

We, the undersigned, have been informed that invited guest Mordechai Vanunu shall face a new trial because of an alleged violation of the government-imposed restrictions not to talk to the media, and that his right to travel from Israel from April 2005 on might be endangered.

The democratic rights of freedom of speech and freedom to travel have to be allowed for Mr. Vanunu. We are eagerly looking forward to seeing and hearing him at the event to which he is invited in Hannover, Germany on the German wide Churchday, May 28th this year.

Hannover is the sister city of Hiroshima.

In August we commemorate the 60th anniversary of the nuclear bombings of the Japanese cities of Hiroshima and Nagasaki. More than 300.000 people then and since have died from the effects of these two bombs. We note the fact that the explosive power of today’s nuclear bombs is a few hundred times stronger. Whereas more than 2.000 Non-Governmental Organizations, together with more than 200 mayors from Germany alone support the worldwide

Abolition negotiations at the NPT at the UN in New York this May, it is incomprehensible that Israel is not joining them to support the “Worldwide Abolition of Nuclear Weapons.”

This year also marks the 60th anniversary of the end of World War II and the Holocaust of Hitler Fascism - one of the most horrific examples of mass destruction in human history. This dual anniversary should serve as an admonition for all governments in the world that weapons of mass destruction must never be used, and that their use can never be rationalized — not by guilt, not by alleging security needs.

Internationally the reduction of Mr. Vanunu’s human rights casts Israel in an extremely negative light. He spent 18 years in prison for informing the world community about Israel’s secret nuclear weapons program. The political significance of his prior unjust incarceration and today’s restrictions is clearly recognized by the international community, especially when viewed in the larger political context which caused them, and of upcoming world events.

Those responsible to severely punish individuals who dare expose and speak out against such mass destruction is reprehensible.

Mr. Vanunu’s 18 years in prison makes him a symbol for the international peace movement in the struggle for a world without weapons of mass destruction. We urge you to do all in your power to remove the restrictions from Mr. Vanunu and allow his right to travel.

(Unterschrift)


Weitere Informationen über Mordechai Vanunu, aus: FreiRaum März/05

Rundreise mit dem israelischen Whistleblower Mordechai Vanunu, Mai/Juni 2005

Heute ist es für die Regierungen der Welt ein offenes Geheimnis, dass Israel Atomwaffen besitzt. Unabhängige Experten schätzen die Menge der Atomsprengköpfe auf 75 - 400, womit Israel zur fünft- oder sechstgrößten Nuklearmacht zählt - genug Atombomben um den gesamten Nahen- und Mittleren Osten zu zerstören. Diese Offenlegung verdanken wir Mordechai Vanunu, der in der Plutoniumfabrik Dimona in der Negev Wüste, wie tausende anderer Arbeiter, arbeitete. 1986 gab Mordechai Vanunu Fotografien aus dem inneren der geheimen Atomwaffenfabrik an die britische Zeitung “The Sunday Times” weiter. Dafür wurde er, “in einem illegalen Akt auf fremden Boden”, vom israelischen Geheimdienst aus Italien nach Israel verschleppt. In Israel wurde Mordechai in einem Geheimprozess zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt, von denen er allein 11 Jahre in Einzelhaft verbrachte. Er wurde im April letzten Jahres, mit der offiziellen Auflage nicht mit der Presse sprechen und für ein Jahr das Land nicht verlassen zu dürfen, entlassen und lebt seitdem in Jerusalem.

Mordechai, der für seinen aufrichtigen Gang, bereits viele internationale Auszeichnungen erhalten hat, glaubt an eine Zukunft ohne Gewalt und möchte auch heute noch seine Überzeugungen frei artikulieren dürfen. Er gab bereits mehrere Interviews an die ausländische Presse und im Oktober 2004 wurde auf dem Europäischen Sozialforum in London eine Live- Schaltung mit ihm organisiert. Wenn der israelische Geheimdienst ihm diesen April nicht in die Quere kommt, möchte Mordechai im Mai zu den NVV (Nichtverbreitungsvertrag) Verhandlungen zur Abschaffung von Atomwaffen bei der UN nach New York. Daran anschließend möchte er für ca. zwei Wochen ab dem 27. Mai an einer Vortragsreise in der BRD teilnehmen, die von und mit Marion Küpker aus der Gewaltfreien Aktion Atomwaffen Abschaffen organisiert wird. Im Mittelpunkt der Vortragsreihe sollen die Möglichkeiten stehen, wie eine atomwaffenfreie Zone im Nahen- und Mittleren Osten erreicht werden kann. Wenn es die finanziellen Umstände zulassen, möchte Mordechai zudem an den diesjährigen Gedenkfeierlichkeiten in Hiroshima und Nagasaki anlässlich der 60. Jahrestage teilnehmen.

Gruppen gesucht

Für diese Rundreise suchen wir Gruppen, die vor Ort eine Veranstaltung mit Mordechai organisieren möchten und dafür 600 Euro Honorar/Fahrtkosten und private Unterkunft und Verpflegung aufbringen können. Honorare und Fahrtkosten müssen davon für zwei Personen gedeckt werden. Es stellt sich zwar erst ab Mitte April heraus, ob es Mordechai wirklich erlaubt sein wird Israel zu verlassen, aber eine Vorbestellung eines Raumes kann dann noch rückgängig gemacht bzw. verschoben werden und für die Mobilisierung ist trotzdem genug Zeit. Mordechai wird auf jeden Fall zu einem ihm erlaubten späteren Zeitpunkt die Rundreise durchführen.

Atomwaffenpolitik in Israel

Der israelische Wissenschaftler Prof. Uzi Even arbeitete bereits von Beginn an von 1962-68 an dem Aufbau der Atomwaffenfabrik Dimona. In den 50er Jahren gab es einen geheimen Deal über einen Atomreaktor mit Frankreich.

Als der damalige US Präsident J.F. Kennedy über Geheimdienstberichte von einem israelischen Atomwaffenprogramm erfuhr, befürchtete er ein Wettrüsten im Nahen- und Mittleren Osten und forderte Inspektionen. Im Mai 1961 fand eine Inspektion statt, bei der die Inspekteure getäuscht wurden. Es wurde ein falscher Kontrollraum gezeigt und die Eingänge der sechs darunter liegenden Stockwerke wurden zugemauert und verputzt. Nach dem Mord an J.F. Kennedy ließ der Druck auf Israel nach und 1969 gab es zwischen dem israelischen und dem US-amerikanischen Präsidenten Nixon ein Abkommen, welches bis heute gilt: Israel darf Atomwaffen besitzen sofern dieses nicht öffentlich zugegeben wird. Der Fachbegriff hierfür heißt: “Nukleare Doppelgleisigkeit”, ein Luxus, den nur Israel genießt. Daher ist heute das Land eine “Inspektionsfreie Zone”. In Dimona wird das Plutonium hergestellt, in Yodefat wird es montiert, in Zachariah und Eilabun wird es aufbewahrt (bereit für die Tel Nof Militärbasis mit F-15 und/oder F-16 Kampfflugzeuge), in Haifa sind drei Atom U-Boote stationiert und die Bio- und Chemiewaffenlaboratorien befinden sich in Nes Ziyyona. Auch hat Israel keine internationalen Verträge über Chemie- oder Biowaffen unterschrieben.

Im israelischen Parlament kam das nukleare Thema im Februar 2000 durch den Abgeordneten Machoul zur Sprache, der nicht in Vanunu das Problem sieht, sondern der Politik der israelischen Regierung. 40 Jahre alte Reaktoren werden normalerweise abgeschaltet, doch Dimona untersteht direkt der Kontrolle des Ministerpräsidenten und ist deshalb außer Reichweite für das Parlament oder öffentliche Untersuchungen. Einige Abgeordnete verließen aus Protest die Rede und Mahoul wurde daran gehindert sie zu beenden. In der westlichen Hemisphäre gibt es keinen einzigen Staat, der sich darum scheren würde, das Israel das atomare Wettrüsten im Nahen- und Mittleren Osten begonnen hat und das einzige Land der Region ist, welches definitiv einsatzbereite Atomwaffen besitzt und besessen hat.

Bereits 1981 zerstörte die israelische Regierung in einem illegalen Luftangriff einen noch nicht in Betrieb befindlichen irakischen Untersuchungsatomreaktor um vorbeugend eine Plutoniumproduktion entgegenzuwirken. Das US-Pentagon verweigert Informationen zu dem israelischen nuklearen Themenbereich, obwohl Washington mit seinen jährlichen 3 Milliarden Dollar Geldzahlungen genug Druckmittel in der Hand hätte, sofern gewollt, Israels nukleare Abrüstung zu erzwingen. Von wem in der Region die tatsächliche Bedrohung ausgeht und wie das dortige Kräfteverhältnis real aussieht wird an diesem Punkt deutlich.

Weitere Informationen sind über Marion Küpker, marion@motherearth.org , und das Büro der GAAA in Stuttgart (Gewaltfreie Aktion Atomwaffen Abschaffen), gaaa@paritaet-bw.de , erhältlich.

Veröffentlicht am

04. April 2005

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