Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.

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“Aufbruch, um diesem kleinen und bedrohten Planeten eine neue Zukunft zu eröffnen”

Von Michael Schmid (aus: Lebenshaus Schwäbische Alb, Rundbrief Nr. 95, Dezember 2017  Der gesamte Rundbrief Nr. 95 kann hier heruntergeladen werden: PDF-Datei , 482 KB. Den gedruckten Rundbrief schicken wir Ihnen/Dir gerne kostenlos zu. Bitte einfach per Mail abonnieren .)

Liebe Freundinnen und Freunde,

an einem buchstäblich goldenen Oktober-Wochenende fand unsere fünfte Tagung "’We shall overcome!’ Gewaltfrei für die Vision einer Welt ohne Gewalt und Unrecht" in Gammertingen statt. An der Tagung am Samstag nahmen 45 Menschen aus ganz Baden-Württemberg teil. Dabei war das Echo auf die Veranstaltung sehr positiv und viele Teilnehmende meldeten zurück, dass sie die Tagung als sehr gehaltvoll, anregend und bewegend empfunden hätten. In diesem Rundbrief berichtet Axel Pfaff-Schneider sehr ausführlich darüber, vor allem über die Beiträge von Julia Kramer, Paul Schobel und Clemens Ronnefeldt.

"Sollt in Frieden leben" lautete der Titel für ein anschließendes schönes, beschwingtes Konzert gleich nebenan in der evangelischen Kirche - ein musikalischer Abend zum Zuhören und Mitsingen mit klassischer Musik, Friedens- und Protestliedern. Dabei musizierten und sangen Gabriele Lang und Bernd Geisler, "Die Bläserei" Mariaberg mit Posaunen, Saxophonen, Trompeten und Hörnern sowie der Frauenchor "VoisESS" von der Eduard-Spranger-Schule in Reutlingen. Das Zusammenwirken der drei "Musikparteien" und das Mitsingen hat uns berührt und erfreut!

Am Sonntag fand bei traumhaftem Herbstwetter eine interessante Führung "Auf den Spuren des Mössinger Generalstreiks" von 1933 statt. Bei der anschließenden Wanderung durch die herrliche Herbstlandschaft konnten wir die zahlreichen und intensiven Eindrücke langsam nachwirken lassen.

Wir freuen uns sehr, dass insgesamt wieder so viele Menschen an diesen Veranstaltungen teilgenommen haben. Und wir hoffen, dass die Veranstaltungen bei allen Teilnehmenden ebenso schön nachklingen wie bei uns.

Peter Steudtner und "We shall overcome"

Im letzten Rundbrief haben wir über die Inhaftierung von Peter Steudtner und neun weiteren Menschenrechtlerinnen und Menschenrechtlern in der Türkei berichtet. Peter hatte dort ein Seminar zu Datensicherheit für Vertreterinnen und Vertreter einiger prominenter türkischer Menschenrechtsorganisationen geleitet. Als Grund für die Verhaftung wurde Terrorismusunterstützung genannt. Ein absurder Vorwurf gegenüber Menschen, die sich gewaltfrei für Menschenrechte engagieren.

Dieser "Fall" hat große öffentliche Aufmerksamkeit erreicht. Nicht zuletzt durch die Kampagnen von amnesty international und KURVE Wustrow - Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion wurde selbst in unseren Mainstream-Medien sehr ausführlich und aktuell berichtet. Deshalb wird es vermutlich bekannt sein, dass Peter Steudtner und die anderen mit ihm Festgenommenen am 25. Oktober aus der Untersuchungshaft entlassen worden sind. Darüber freuen wir uns mit den Betroffenen. Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung! Das Verfahren gegen sie läuft jedoch weiter, ihnen drohen bis zu 15 Jahre Haft. Vollkommen frei und sicher vor einer Haftstrafe werden sie erst sein, wenn alle absurden Vorwürfe gegen sie fallengelassen werden! Peter konnte inzwischen wieder nach Berlin zurückkehren.

Eine Rolle gespielt hat die Inhaftierung von Peter Steudtner auch während unserer Tagung, die zeitlich noch vor seiner Freilassung lag. Julia Kramer, Mitarbeiterin bei KURVE Wustrow, Kollegin und Freundin von Peter, hat in ihrem Beitrag darüber berichtet. Und in Solidarität mit Peter und seinen Mitgefangenen, den "Istanbul 10", haben wir zum gleichen Zeitpunkt das Lied "We shall overcome" gesungen, zu dem Peter dies ebenfalls im Gefängnishof sang. Über seinen Anwalt war ihm bereits im Voraus übermittelt worden, dass wir diese kleine Solidaritätsaktion machen würden. In einem offenen Brief aus der Haft hat Peter geschrieben, wie wichtig Solidarität ist: "100 Tage Haft sind 100 Tage Solidarität. 100 Tage Eure Solidarität und Kraft spüren. (…) Seit 100 Tagen wissen, dass unsere Solidarität Grenzen und Gefängnismauern überwindet!"

Bei aller Freude über die Freilassung von Peter Steudtner darf nicht vergessen werden, dass Menschenrechtsverletzungen in der Türkei seit dem vergangenen Jahr dramatisch zugenommen haben und die freie Meinungsäußerung mit drastischen Mitteln unterdrückt wird. Deshalb hoffen wir besonders für diejenigen politischen Gefangenen in der Türkei, aber auch für all die politischen Gefangenen an anderen Orten unserer Welt, dass deren Traum von Freiheit ebenfalls in naher Zukunft in Erfüllung geht! Dafür benötigen sie auch unsere Solidarität (Aktionsmöglichkeiten z.B. unter: https://www.amnesty.de/).

Nachhaltigkeit - eine Frage auf Leben und Tod

"Wir stehen an einem kritischen Punkt der Erdgeschichte, an dem die Menschheit den Weg in ihre Zukunft wählen muss. (…) Wir haben die Wahl: Entweder bilden wir eine globale Partnerschaft, um für die Erde und füreinander zu sorgen, oder wir riskieren, uns selbst und die Vielfalt des Lebens zugrunde zu richten."

Mit diesen bedeutsamen Sätzen beginnt die Erd-Charta aus dem Jahr 2000, die aus einem achtjährigen Beratungsprozess hervorging, an dem Tausende Menschen aus zahlreichen Ländern beteiligt waren. In dem Dokument wird deutlich gemacht, dass es buchstäblich um die Frage von Leben und Tod geht. Denn nie zuvor in der uns bekannten Geschichte der menschlichen Zivilisation waren wir den Gefahren ausgesetzt, die heute unsere gemeinsame Zukunft bedrohen.

Der brasilianische Theologe und Philosoph Leonardo Boff hat zusammen mit Michail Gorbatschow und anderen an der Redaktion der Erd-Charta mitgewirkt. In seinem neuen Buch "Überlebenswichtig. Warum wir einen Kurswechsel zu echter Nachhaltigkeit brauchen" geht Boff von einer dramatischen Bestandsaufnahme aus. Er plädiert dann dafür, einen Bund der Achtsamkeit mit der Erde, dem menschlichen Leben und der gesamten Gemeinschaft des Lebens zu schließen, um damit die erwähnten Gefahren zu beseitigen. Und das ginge nur "mittels echter, wahrhaftiger, effektiver und globaler Nachhaltigkeit, die mit dem Prinzip der Vorsorge und der Vorbeugung untrennbar verbunden ist."

Von einer solchen Nachhaltigkeit ist auch die Erd-Charta ausgegangen. Doch inzwischen sind seit ihrer Verabschiedung bereits wieder über 17 Jahre vergangen. Hat sich etwas gravierend zum Besseren geändert? Sind seither politische Weichenstellungen für einen eindeutigen Kurswechsel vorgenommen worden? Unaufhaltsam, so scheint es, steuern wir mit der wachstums- und profitorientierten Produktionsweise in den Industrie- und Schwellenländern weiter auf eine vernichtende Klimakatastrophe zu. Sie verwüstet die Umwelt, betreibt Raubbau an den Ressourcen und verursacht ein massives Artensterben. Die Erlöse der wirtschaftlichen Entwicklung werden nicht gerecht verteilt und die Kluft zwischen Reichen und Armen vertieft sich immer weiter. Ungerechtigkeit, Armut, Hunger, gewalttätige Konflikte und Kriege sind weit verbreitet und verursachen große Leiden. Dadurch sind Menschen fast überall in Bedrängnis, rund um den Globus sehen sich viele Millionen zur Flucht gezwungen. Dazu kommen gigantische Aufrüstungsplanungen der NATO-Staaten und die atomare Vernichtungsbedrohung, deren Ernst angesichts der "Feuer und Wut"-Drohungen des US-Präsidenten Donald Trump gegenüber Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un besonders sichtbar wird. Die Grundlagen globaler Sicherheit sind zutiefst bedroht.

Apokalypseblindheit und Hoffnung

Als Apokalypseblindheit hat der Philosoph Günther Anders unsere Unfähigkeit bezeichnet, uns die Folgen menschlichen Tuns auszumalen und angemessen darauf zu reagieren. Er bezog dies auf die Fähigkeit, Atombomben zu bauen, mit welchen die Erde als Ganzes ausgelöscht werden kann. Gleichzeitig wird aber die Ungeheuerlichkeit nicht wirklich erfasst, was das für die ganze Menschheit, für das uns bekannte Leben auf der Erde bedeutet. Wir sind apokalypseblind, weil wir den Gefahren unserer eigenen Schöpfungen nicht gewachsen sind, die heute weit umfassender und vielfältiger sind als die atomare Bedrohung.

Diese Apokalypseblindheit machten zum Beispiel die Bundestagswahlen deutlich, in denen kaum eine Partei solidarische Lösungen für die realen Probleme dieser Welt anbieten konnte. Das macht der derzeit in Bonn laufende UN-Klimagipfel deutlich. Den Vorsitz hat die Republik Fidschi, für die der Klimawandel im wahrsten Sinne des Wortes existenzbedrohende Ausmaße annimmt. Das Symbol ist überdeutlich: Der Kampf gegen den Klimawandel ist zum Überlebenskampf geworden - und es ist zu befürchten, dass die internationale Gemeinschaft die Augen davor verschließt, zumindest wenn man sie an ihren Taten misst!

Also alles verloren? Das muss nicht so sein. Leonardo Boff zum Beispiel betont, dass zwar unser gemeinsames Haus, die Erde, in Flammen zu stehen scheint. Für ihn sind die Zeiten aber gleichzeitig hoffnungsvoll, weil er immer mehr Menschen aufwachen und ihre Verantwortung für die gemeinsame Zukunft des Lebens, der Menschheit und der Erde wahrnehmen sieht. Er hält es für möglich, "dass sich mit der täglichen Zunahme des kulturellen und ökologischen Unbehagens das Gespür für die Dringlichkeit durchsetzen wird, das den Bruch mit dem derzeitigen Paradigma der Herrschaft und Eroberung herbeiführen und es durch das Paradigma der Achtsamkeit und der gemeinsamen Verantwortung ersetzen wird. Damit wird es möglich sein, der Erde ihre Lebenskraft zurückzugeben und eine bessere Zukunft für die Welt zu gewährleisten."

Um die Chancen auf einen solchen Wandel zu erhöhen, ist zweifelsohne unser zivilgesellschaftliches Engagement erforderlich. Eine aus den Fugen geratene Welt braucht den mutigen Einsatz für Menschenrechte, für die Natur und sie benötigt Solidarität und Kooperation. Wir benötigen einen Aufbruch, der Menschen ihre Angst nimmt und sie für eine sozial-ökologische Umgestaltung begeistert und motiviert, um "diesem kleinen und bedrohten Planeten eine neue Zukunft zu eröffnen." (Boff)

In diesem letzten Rundbrief des Jahres möchte ich mich ganz herzlich bei allen Menschen bedanken, die unser Engagement mit dem Lebenshaus unterstützen und begleiten. Ob finanziell, durch guten Zuspruch oder durch direkte Beteiligung. Das macht Mut und tut gut! Vielen Dank dafür! Wir hoffen, dass dies auch im kommenden Jahr so bleiben wird, in dem wir unser 25-jähriges Bestehen feiern können.

Ich wünsche Ihnen und Euch einen gesegneten Advent, frohe Weihnachtstage, ein friedvolles neues Jahr 2018 und guten Lebensmut!

Herzliche Grüße

Euer / Ihr

Michael Schmid

Stärken Sie Lebenshaus Schwäbische Alb für sein weiteres Engagement

Für sein gesamtes Engagement ist Lebenshaus Schwäbische Alb fast ausschließlich auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen. Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit, Aktionen und Veranstaltungen, die Unterstützung von Menschen in schwierigen Lebenssituationen, die Personalkosten für eine 30-Prozent-Teilzeitstelle und einen Minijob sowie möglichst Abbau von Schulden erfordern erhebliche Finanzmittel.

Nach dem Stand von Mitte November fehlen für das Jahr 2017 noch rund 21.000 € an Spenden. Es wäre hilfreich und großartig, wenn wir diese Finanzierungslücke bis zum Jahresende schließen könnten.

Jede Spende - groß oder klein - und jede Fördermitgliedschaft hilft! Und zinslose Darlehen sind ebenfalls nützlich.

Förderlich für unsere Arbeit über das Jahresende hinaus wären auch regelmäßige Spenden. Entweder ganz allgemein für unsere Arbeit oder zweckgebundene Spenden für den Solidarfonds "Grundeinkommen Friedensarbeit" . Aus letzterem wird die Teilzeitstelle des Referenten für Friedensfragen Michael Schmid finanziert. Hier besteht leider eine relativ große Finanzierungslücke, die zudem von Jahr zu Jahr größer geworden ist, weil treue SpenderInnen entweder verstorben sind oder aufgrund eigener zurückgehender Finanzmittel ihre Spenden einstellen mussten. Sind im Jahr 2013 immerhin 9.300 € in diesen Solidarfonds gespendet worden, so waren es 2016 noch 5.400 €. Dieser Betrag wird sich dieses Jahr voraussichtlich weiter absenken. Deshalb hoffen wir auf Menschen, die zu regelmäßigen Spenden in den Solidarfonds bereit sind, aber natürlich auch zu einmaligen. Stichwort: "Grundeinkommen Friedensarbeit".

Hilfreich wären für uns auch Menschen, die einen persönlichen Anlass wie etwa einen runden Geburtstag, eine Silberhochzeit, eine Examensfeier, etc. nutzen, um Spenden für unser Projekt zu sammeln. Oder die zum Beispiel für das Lebenshaus die Sammlung einer Kollekte in ihrer Kirchengemeinde vermitteln.

Eine weitere, ganz besondere Weise der Unterstützung könnte darin bestehen, schon jetzt durch ein Vermächtnis in Ihrem/Deinem Testament festzulegen, dass aus Ihrem/Deinem Nachlass eine bestimmte Geldsumme für das Lebenshaus zur Verfügung gestellt wird. Wir bitten um Kontaktaufnahme , falls es hierzu Fragen gibt.

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Der Verein Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V. ist durch das Finanzamt Sigmaringen als gemeinnützig und mildtätig anerkannt (aktueller Bescheid vom 20.11.2015). Spenden und Mitgliedsbeiträge sind daher steuerabzugsfähig. Ab 25 € werden automatisch Spendenbescheinigungen zugestellt, für niedrigere Beträge auf Anforderung (bitte bei Erstspenden Anschrift wegen Spendenbescheinigung angeben).

Fußnoten

Veröffentlicht am

16. Dezember 2017

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