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Waldbrände in Fukushima

Seit mehr als 6 Jahren leben die Menschen in Japan mit den Folgen der Atomkatastrophe von Fukushima. Durch Trockenheit und starke Windböen ist nun eine weitere, bislang wohl unterschätzte Gefahr hinzugekommen: Waldbrände in radioaktiv kontaminierten Regionen rund um die AKW-Ruinen.

Die japanische Atomkatastrophe von 2011 hat große Teile der östlichen Hauptinsel Honshu radioaktiv verseucht. Währen die japanischen Behörden seit Jahren versuchen, die Strahlung in Wohngebieten durch umfangreiche Dekontaminationsprojekte zu reduzieren, ist die Mehrheit der betroffenen Region für solche Maßnahmen nicht zugänglich, denn Wälder oder Berge kann man nicht dekontaminieren. Die radioaktiven Partikel, die sich hier niedergeschlagen haben stellen eine Art Strahlungs-Reservoir dar. So können Pollenflug, Stürme, Schneeschmelze oder heftige Niederschläge die vor kurzem dekontaminierten Gebiete erneut verstrahlen.

Am 29. April kam es auf dem 448 Meter hohen Berg Juman Yama zu einem Waldbrand, vermutlich ausgelöst durch Blitzeinschlag. Der Berg befindet sich in der Präfektur Fukushima, etwa 8 km westlich der beiden evakuierten Städte Namie und Futaba und 10 km nordwestlich des havarierten Atomkraftwerks Fukushima Dai-ichi, mitten in einem der am schwersten kontaminierten Gebiete des Landes. Der Zugang zu der Region ist aufgrund der hohen Strahlenwerte bis heute verboten. Löschversuche wurden durch die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen erschwert. Neun Tage lang war die Feuersbrunst trotz eines massiven Einsatzes von Feuerwehr, Löschhelikopter und Armeeeinheiten nicht zu beherrschen. Erst mit den Regenfällen am 8. Mai konnten die Brände unter Kontrolle gebracht werden. Insgesamt wurden ca. 20 Hektar Waldfläche vernichtet - 20 Hektar radioaktiv kontaminierter Wald.

Wie schon damals in 2011 scheinen die Japaner Glück gehabt zu haben, denn der Wind kam vor allem von Westen, so dass ein Großteil der durch die Brände freigesetzten und aufgewirbelten radioaktiven Partikeln aufs offene Meer geblasen wurde. Auch in der Region um Tschernobyl kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Waldbränden, die eine Ausweitung der radioaktiv kontaminierten Gebiete zur Folge hatten.

In den verstrahlten Waldgebieten sind aus Sicherheitsgründen keine regulären Forstdienste möglich, die normalerweise dafür sorgen, brennbares Unterholz zu reduzieren. Gleichzeitig ist das natürliche Ökosystem des Waldbodens in den Gegenden mit hohen Strahlenwerten massiv beeinträchtigt. Bakterien oder Pilze, die normalerweise für den Abbau von Laub und Totholz zuständig sind, können ihre Funktion nicht adäquat erfüllen und so kommt es zu verzögerten Abbauzeiten und zu einer Häufung von leicht entzündlichem Material am Waldboden. Dies geht aus den Feldforschungsergebnissen von Dr. Timothy Mousseau hervor, Professor für Biologie an der Universität von South Carolina.

Die Kombination dieser Faktoren führt in Japan zu der berechtigten Sorge, dass künftig weitere Waldbrände folgen könnten. Durch die ausgeprägte Trockenheit und die starken Westwinde in der Region wurden bereits am 8. Mai in anderen Teilen der Präfekturen Miyagi, Fukushima und Iwate neue Waldbrände registriert, die jedoch innerhalb weniger Stunden unter Kontrolle gebracht werden konnten. Doch der lange Sommer hat gerade erst begonnen und die Sorge ist groß, dass Brände in den verstrahlten Waldgebieten radioaktive Partikel in dicht bevölkerte Städte wie Fukushima Stadt oder Tokio wehen könnten.

Quellen:

Quelle:  IPPNW - aus: ATOM-Energie-Newsletter Mai 2017.

Veröffentlicht am

16. Mai 2017

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