Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.

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Wenn Kriege sinnlos wären, gäbe es keine.

Wenn es bei uns eine Rechtsordnung gäbe, die ihren Namen verdient, dann wäre das Verbot von Kriegen ihr dringlichstes Anliegen. Eigentlich sind Gewaltanwendung, Mord und bewaffneter Raub ja schon jetzt verboten - wenn diese Verbrechen aber im "großen Stil" ausgeführt werden, drückt die Staatsmacht gern ein Auge zu. Fremde Gewalt heißt "Terrorismus", eigene Gewalt "Verteidigung". Das ist ja Krieg, also etwas "ganz anderes". Egon W. Kreutzer zeigt hier rhetorisch brillant auf, dass Kriege immer einen Sinn haben - für diejenigen, die von ihnen profitieren.

Von Egon W. Kreutzer, www.egon-w-kreutzer.de

Obwohl ich als Schüler dem Geschichtsunterricht nur mit geringem Interesse folgte, was möglicherweise daran gelegen haben mag, dass unsere noch nicht allzu lange entnazifizierten Lehrkräfte sich vorsichtshalber darauf beschränkten, die Namen der Herrscher und die Jahreszahlen ihrer Siege aufzuzählen, wage ich heute zu behaupten, dass es in den letzten 4.000 Jahren auf diesem Planeten kaum einmal eine Phase gegeben hat, die als "weltweiter Frieden" bezeichnet werden kann. Gewiss ist zudem, dass das "Kriegerische" zugenommen hat und bis in unsere Gegenwart hinein stets diejenigen, die Kriege für sinnvoll halten, ihre Kriege auch führen, während jene, die meinen, Kriege seien sinnlos, davon keineswegs verschont bleiben.

Das pazifistische Gejammere um das "sinnlose Sterben in sinnlosen Kriegen" ist zur Kriegsvermeidung untauglich, weil es in ganz erheblichem Maße dazu beiträgt, die Kriegsursachen zu verschleiern, indem der Sinn der Kriege gänzlich ausgeblendet, ja verleugnet wird.

Jeder Krieg hat einen Sinn. Jeder Krieg wird ersonnen. Die klügsten Köpfe versammeln sich in den höchsten Stäben und entwickeln Strategien für die sinnvollsten Kriege. Während Diplomaten Freundschaftsverträge unterzeichnen, sind die Militärs weiterhin unbeirrt dabei, die Planung des Überfalls auf den neuen Freund zu aktualisieren und fortzuschreiben, und sich zu fragen, wie ein Überfall des Freundes auf das eigene Gebiet am besten abzufangen wäre, welche Chancen sich daraus für einen "Konter" ergäben, ob die erklärte Freundschaft nicht eine einmalige Chance für einen Präventivkrieg wäre - und, mit welchen Worten und in welchen Schritten die eigene Bevölkerung am besten für den Krieg zu begeistern sein wird.

Ein Krieg entspricht in jedem seiner Aspekte dem, was das Strafgesetzbuch als "Raub" bezeichnet - nur der Maßstab ist ein anderer:

§ 249 StGB
Raub
(1) Wer mit Gewalt gegen eine Person oder unter Anwendung von Drohungen mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben eine fremde bewegliche Sache einem anderen in der Absicht wegnimmt, die Sache sich oder einem Dritten rechtswidrig zuzueignen, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr bestraft.

Im Krieg geht es nicht gegen eine Person, sondern gegen eine Vielzahl von Personen, und es geht nicht nur um bewegliche Sachen, sondern auch um Immobilien, doch wenn der Raub nur groß genug ist, dann heißt er Krieg und ist legal. Zumindest wird er von den Angreifern als legale Maßnahme zur Durchsetzung ihrer Interessen angesehen und bleibt daher straffrei. Selbst wo es sich um völkerrechtswidrige Angriffskriege handelte, ist noch nie ein Sieger deswegen zu einer Freiheitsstrafe von auch nur einem Tag verurteilt worden, es sei denn, er wurde zu einem späteren Zeitpunkt selbst besiegt.

Kriege sind noch nie ausgebrochen. Kriege wurden und werden noch immer herbeigeführt. Mit dem Krieg ist es wie mit dem Geld. So, wie Geld sich nicht von selbst vermehren kann, können Kriege nicht von selbst ausbrechen. Geld und Krieg sind keine Lebewesen. Dennoch wird uns beides suggeriert und bestimmt unsere Einstellung dazu, solange wir nicht die Mühe auf uns nehmen, darüber nachzudenken.

Es ist sehr mühsam, über den Krieg nachzudenken.

Daher schlage ich vor, den Krieg zunächst einmal von einer ganz anderen Seite her zu betrachten, nämlich von der Erkenntnis her, dass wir Kriege nur führen können, weil wir uns als abgegrenzte Individuen erleben, denen alles außerhalb der eigenen Haut als "Umwelt" zum eigenen Gebrauch zur Verfügung steht, soweit es nur irgendwie erreichbar ist. Das sind nicht nur alle Ländereien und Gewässer, alle Pflanzen und Tiere, sondern auch alle Menschen, alles Wissen, alle Erfindungen und alle Lügen.

Jahrtausende der Erfahrung haben die Erkenntnis wachsen lassen, dass ein gewisses Maßhalten und planmäßiges Vorgehen beim Gebrauch der Umwelt Vorteile bringt, die Erkenntnis allerdings, dass wir zwar einerseits Individuen sind, zugleich aber Teil eines sehr viel größeren Ganzen, nämlich einer sich entwickelnden "Welt", die sich bis an die Grenzen dessen erstreckt, was wir mit unseren Instrumenten noch erahnen können - und selbst darüber noch hinaus reicht, beginnt erst wenigen zu dämmern und ist in ihren Konsequenzen noch vollständig unverstanden.

Im jetzigen Bewusstseinszustand stehen wir dieser "Umwelt" ganz überwiegend immer noch als Eroberer, als Freibeuter und Räuber gegenüber und versuchen, uns - je nach unseren Fähigkeiten - davon so viel als möglich nutzbar zu machen. Dass wir dabei den übergeordneten "Organismus" zerstören, uns verhalten, wie eine aus dem Gleichgewicht geratene, hyperaktive Schilddrüse, die den gesamten übrigen Körper unter Dauerstress setzt und das vorzeitige Ableben herbeiführt, wird nicht erkannt. (Die hyperaktive Schilddrüse und der sich zu Tode produzierende Exportweltmeister geben übrigens eine hübsche Analogie ab!)

Es gibt Ausnahmen, Menschen, die in der Lage sind, über den eigenen Tellerrand hinaus, auf das Ganze zu blicken, und sich auf die Belange dieses Ganzen einzulassen. Nur wenigen dieser Ausnahmegestalten gelingt es jedoch, den Begehrlichkeiten der Regelgestalten nicht vorzeitig - und sei es als Kollateralschaden - zum Opfer zu fallen.

Jahrtausende der Erfahrung haben auch zu der Erkenntnis geführt, dass sich gemeinsam leichter Beute machen lässt als alleine. So ist die Welt heute voller Zweckbündnisse, die vom Kaninchenzüchterverein über Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände bis zur NATO alle nur dem eigenen Vorteil nachjagen.

Waren es über eine gewisse Zeit in der jüngeren Geschichte die monarchisch beherrschten Nationalstaaten, welche die höchsten Agglomerationen von selbstständigen, kriegsbereiten Zweckbündnissen darstellten, hat die Einführung demokratischer Regierungssysteme zu deren Niedergang und Zerfall geführt, weil die "Zufriedenheit halbwegs satter Demokraten" deren Lust auf die Teilnahme an Raubzügen reduziert hat. Den Bürgern eines demokratischen Staates einen Krieg zu befehlen, kann daher nur gelingen, wenn die Demokratie nicht funktioniert - weshalb die Tatsache, dass es dennoch gelingt, auf eine der Schwächen der real existierenden Formen von Demokratie hinweist, dass nämlich nicht das Volk bestimmt, was geschehen soll, sondern dass es nur noch wählen kann (und das vielleicht auch nur will), wer bestimmen wird, dass das geschehen soll, was das Volk bestimmt nicht will. Dass außerdem Begriffe wie "Volk" und "Nation" verpönt sind und die Idealgesellschaft folglich ohne inneren Zusammenhalt gar nicht erst geteilt werden muss, um herrschen zu können, erleichtert das Kriegsführen aus so genannten Demokratien heraus ebenfalls erheblich.

So lässt sich alleine aus der Tatsache, dass demokratisch konstituierte Staaten Angriffskriege führen oder sich an Angriffskriegen beteiligen, der Verdacht begründen, dass das Staatswesen von Interessengruppen okkupiert sein muss, deren offenkundig wirksame Macht die offiziell geltenden Spielregeln konterkariert. Die panische Angst von Regierung und weiten Teilen des Parlaments vor Volksabstimmungen im Bund, gepaart mit der Arroganz, so ein "Volk" sei viel zu blöd, um in komplexen Fragen die richtigen Antworten zu finden, hat genau hier - bei den Okkupanten des Staatswesens - ihre Ursache. Würde so ein Plebiszit-Verweigerer seine eigene Argumentation erst nehmen, müsste er sich zwangsläufig eingestehen, dass er seinen Sitz im Parlament nur innehaben kann, weil diejenigen, die ihn gewählt haben, zu blöd waren, die richtige Wahl zu treffen, dass er also selbst nur eine Fehlbesetzung sein kann.

Bei genauerem Hinsehen stellt man fest, dass das Wirken der im Hintergrund agierenden Interessengruppen auch in den Pausen zwischen den Kriegen Formen annimmt, die sich wiederum von Raub und räuberischer Erpressung nur dadurch unterscheiden lassen, dass sie "als legal hingenommen" werden.

Betrachten wir einfach die Entwicklungen unserer Gegenwart. Deutschland wird in den nächsten Jahren die Ausgaben für das Militär - vollkommen grundlos - kräftig erhöhen, ja fast verdoppeln.

Nur wenige leise Stimmen stellen die Frage, gegen welchen potentiellen Feind wir uns möglicherweise irgendwann verteidigen müssten, kaum jemand stellt noch die Frage, welche militärischen Mittel für die Selbstverteidigung erforderlich, bzw. ausreichend wären, und wenn einmal eine Antwort gegeben wird, lautet die, dass wir - Grundgesetz hin oder her - international mehr Kriege führen müssen, weil wir nur so unserer gewachsenen Verantwortung gerecht werden können.

Wir wurden weder von Jugoslawien, noch von Mali angegriffen, nicht von Syrien und nicht von Afghanistan - aber wir führten und führen dort Krieg. Warum?

Was ist das, eine "gewachsene Verantwortung"? Und warum schreibt uns Donald Trump vor, um wie viele Milliarden unsere Verantwortung gewachsen ist?

Diese zusätzlichen 30 Milliarden Euro jährlich - für Schießzeugs und Scheißdreck - müssen den deutschen Steuerzahlern abgepresst werden. Entweder durch höhere Steuereinnahmen oder durch reduzierte staatliche Leistungen oder durch den Verkauf von Volksvermögen. Anderes verhindert die Schuldenbremse.

Die Finanzierung des Militärhaushaltes bei einer Bevölkerung, die sich mehrheitlich gegen Auslandseinsätze der Bundeswehr ausspricht, dies aber bei Wahlen nicht als ihren Willen erklären kann, sieht dem Tatbestand der Erpressung im Grunde sehr ähnlich. Gegen meinen Willen bei Androhung von Gewalt für etwas bezahlen zu müssen, was ich nicht nur nicht will, sondern auch als höchst gefährlichen Unsinn ansehe: Was ist das, wenn nicht Erpressung? Es kann noch so oft Steuergesetz drüberstehen. Es kann noch so oft erklärt werden, Steuern seien nicht zweckgebunden - sie werden für Zwecke eingesetzt, die sich nach meinem Verständnis noch nicht einmal mit dem Grundgesetz vereinbaren lassen - aber wenn ich mich weigere, freiwillig zu zahlen, weil ich weiß, dass es eine demokratische Mehrheit gibt, die Auslandseinsätze der Bundeswehr ablehnt, kommt dennoch der Gerichtsvollzieher mit Unterstützung von Polizeibeamten und trägt mir die Wohnungseinrichtung fort.

Strafgesetzbuch (StGB)

§ 253 Erpressung
(1) Wer einen Menschen rechtswidrig mit Gewalt oder durch Drohung mit einem empfindlichen Übel zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung nötigt und dadurch dem Vermögen des Genötigten oder eines anderen Nachteil zufügt, um sich oder einen Dritten zu Unrecht zu bereichern, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

Vorsorglich steht im Gesetz aber, dass Erpressung nur gegeben ist, wenn die Drohung mit Gewalt oder einem empfindlichen Übel "rechtswidrig" ist - und als "rechtswidrig" wird die Tat eingestuft, wenn sie - zu dem angestrebten Zweck - als "verwerflich" anzusehen ist.

Der angestrebte Zweck, nämlich die Fähigkeit zum Angriffskrieg, bzw. zur Beteiligung an Angriffskriegen in Form von speziellen, weltweit einsetzbaren Eingreiftruppen, wird jedoch offenbar nicht als verwerflich angesehen, weil die Deutsche Bundeswehr doch überall nur damit beschäftigt ist, Deutschland zu verteidigen.

Heribert Prantl hat das im Dezember 2015 für die Süddeutsche Zeitung sehr schön herausgearbeitet. Leider kommt auch er nur zu dem Schluss, dass - wenn die Politik das Grundgesetz missachtet, eben das Grundgesetz geändert werden muss, aber nicht die Politik. Es erhebt sich hier - und nicht nur hier alleine und nicht zum ersten Mal die Frage - ob ein Grundgesetz, das sich wie ein Kaugummi zwischen Zähnen, Zunge und Gaumen nach Belieben durchkneten, hin und her schieben zwischendurch zum Bubble aufblasen und abschließend ausspucken lässt, überhaupt noch einen anderen Sinn hat, als bei Bedarf übertreten und dann, der neu gesetzten Notwendigkeit folgend, geändert zu werden.

Obwohl ich als Schüler dem Geschichtsunterricht nur mit geringem Interesse folgte, was auch daran gelegen haben mag, dass der Lehrstoff ab dem Geschichtsjahr 1914 ungeheuer dünn geworden ist, bin ich dennoch im Laufe meines Lebens zu der Überzeugung gelangt, dass weder von der Sowjetunion, noch nach deren Ende von Russland, je eine ernsthafte militärische Bedrohung für Deutschland ausgegangen wäre, gäbe es hier nicht eine große Anzahl militärische Einrichtungen und Kommandozentralen der USA. Heute bin ich der Überzeugung, dass - trotz dieser US-Basen in Deutschland - von Russland für uns keine Gefahr ausgeht, solange die USA die Stiefel ruhig halten.

Doch die USA sind wild entschlossen, den eigenen Verteidigungsetat wieder kraftvoll zu erhöhen. Das Geld dafür müssen letztlich diejenigen aufbringen, die in einem Krieg auch das Risiko zu tragen haben, ums Leben zu kommen und/oder ihre Gesundheit und/oder ihren Besitz zu verlieren. Ob es nun über Steuerzahlungen hereinkommt, über Leistungskürzungen oder über eine nochmalige Ausweitung der Staatsverschuldung spielt dabei keine Rolle.

So darf an dieser Stelle festgehalten werden, dass Kriege schon deshalb einen Sinn haben, weil sie der Rüstungsindustrie nutzen, selbst dann, wenn es gerade keinen akuten Krieg geben sollte. Waffen veralten, müssen immer wieder ersetzt werden, dafür sorgt die Rüstungsindustrie ganz von alleine - und letztlich ist es der Endzweck der Waffen, auf die eine oder andere Weise, gerne auch mitsamt der Waffenbedienungsmannschaften, entsorgt zu werden. Man könnte ebenso gut Porzellanteller produzieren, zu keinem anderen Zweck, als sie beim nächsten Polterabend an die Wand zu werfen. Irgendwer wird die Scherben schon wieder wegräumen.

Eine der größten und mächtigsten Strukturen auf dieser Welt ist das Geflecht von Unternehmen, die sich mit der Verwertung fossiler Energieträger beschäftigen. So, wie der Staubsauger die Basiserfindung für die Teppichbodenproduktion war, ist der Verbrennungsmotor die Basiserfindung für die Erdöltechnologie. Diese gigantische Struktur ist stets auf der Suche nach neuen Ölquellen, und hält es für selbstverständlich, dass ihr sämtliche Ressourcen dieses Planeten zum eigenen Gebrauch zur Verfügung stehen müssen, soweit sie nur irgendwie erreichbar sind. Mit entsprechenden militärischen Mitteln erscheinen alle Ölfelder dieser Welt erreichbar - und so erleben wir im Nahen Osten seit Jahrzehnten mehr oder minder offen geführte Kriege um den Zugriff auf die Ölquellen, und diese Kriege werden nicht aufhören, sondern dem Öl nachziehen, solange die ganze am Öl hängende Struktur, und das sind nicht nur die Pipelines und Tankschiffe, nicht nur die Raffinerien und Tankstellen, sondern auch die komplette Automobilindustrie, die Baumaschinenindustrie, weite Teile der chemischen Industrie und wiederum alle diesen Industrien zuliefernden Industrien, bis hin zum Straßenbau mit dem Abfallprodukt der Raffinerien: Teer. Vermutlich 30 bis 40 Prozent des Welt-BIP hängen am Öl und mehren den Reichtum derjenigen, welche es geschafft haben, diese gesamte Struktur für ihren persönlichen Gewinn arbeiten zu lassen.

Jeder Krieg, mit dem es gelingt, Kontrolle über Erdöllagerstätten zu gewinnen oder zu erhalten, hat einen Sinn, denn er erhält die Öl-Struktur am Leben und sichert ihre gigantischen Gewinne.

Außerdem sichert das Öl die Möglichkeit, die Staatsschulden der USA immer weiter in die Höhe zu treiben, weil immer noch (fast) alle Ölrechnungen auf US-Dollar lauten und daher alle Welt genötigt ist, sich den Dollar in ausreichenden Mengen zu beschaffen, was einerseits Exporte in Richtung USA zu günstigsten Preisen erzwingt, zudem den Kurs des Dollars stabilisiert, und andererseits dazu führt, dass sich große Dollar-Gebirge bei den Förderländern anhäufen, die diese dann - nach Abzug der Kosten für die feudale Lebenshaltung - regelmäßig in US-Bonds eintauschen, womit erneut die Rechnungen der ölhungrigen Exporteure bezahlt werden können. Ein gigantischer Betrug! Ein beispielloser Betrug, dessen Erfolg einzig auf der militärischen Stärke und dem erklärten Willen beruht, diese auch jederzeit gegen jedermann einzusetzen, der sich den Interessen der USA, das Öl und den Dollar betreffend in den Weg stellt.

Stellen Sie sich vor, der Bäcker in ihrer Straße gäbe Brot und Brötchen nur an Sie ab, wenn Sie ihn mit (ungedeckten) Schecks bezahlen, die sein Onkel, der Fabrikbesitzer, jedem ausstellt, der für ihn arbeitet oder ihm etwas verkauft. Also arbeiten Sie, selbstständig oder lohnabhängig, für den Onkel, weil Sie schließlich etwas essen müssen, und sind natürlich froh, dass Sie für dessen ungedeckte Schecks Brot und Brötchen erhalten. Weil es nicht anders geht, zahlen Sie dem Bäcker auch jeden Preis, der gerade gefordert wird, während Sie beim Onkel Fabrikbesitzer nur dann an einen seiner Schecks kommen, wenn Sie als günstigster Anbieter auftreten. Sie haben also ein schlechtes Geschäft gemacht. Doch auch der Bäcker selbst hat ein Problem. Für das, was er selbst einkaufen muss, braucht er weniger als die Hälfte der Schecks. Den allergrößten Teil liefert er wieder beim Onkel ab, der ihm dafür einen Schuldschein nach dem anderen unterschreibt, aber nie etwas zurückzahlt, sondern nur alle Jahre ein paar Prozent Zinsen in Form eines weiteren Schuldscheins gewährt. So schafft Uncle Sam aus ungedeckten Schecks seinen Wohlstand, wovon er einen Bruchteil an den saudischen (und andere kooperative) Neffen weiterreicht.

Dass dieser Mechanismus, an dem sich die USA über Jahrzehnte ebenso kostenlos gewärmt haben wie die Europäer am Golfstrom, allmählich ins Stottern gerät, alleine, weil Russland und China Öl und Gas untereinander inzwischen in ihren Landeswährungen fakturieren und bezahlen, ist ein Grund mehr, die Kontrolle über die Lagerstätten zu gewinnen, zu erhalten und ggfs. zu verschärfen. Das geht am besten mit roher Gewalt - und das heißt nichts anderes, als dass die USA auch Krieg führen müssen, um ihre Währung stark zu erhalten und nicht an ihrem Schuldengebirge zu ersticken.

Wenn Kriege sinnlos wären, gäbe es keine.

Was nützt aber die Kontrolle über die Lagerstätten, wenn es von dort aus keine freien und sicheren Transportwege gibt, bzw. wenn die Transportwege von Staaten kontrolliert werden, die selbst gerne am Öl mitverdienen möchten, oder einfach den Bau einer Pipeline durch ihr Territorium verweigern?

Ein Krieg beseitigt die Hindernisse.

Wenn Kriege sinnlos wären, gäbe es keine.

Es gibt neben der Weltherrschaft der Öl-Struktur und einigen sehr nachrangigen Kriegsgründen, z.B. um andere Bodenschätze, um Wasser, Siedlungsgebiete usw., noch einen sehr bedeutsamen sinnvollen Grund, Krieg zu führen, und das ist der Krieg selbst. Nach den beiden Atombomben von Hiroshima und Nagasaki hat es sich auf der ganzen Welt herumgesprochen, dass der Besitz von Atombomben und den zugehörigen Trägersystemen, so klein und bescheiden diese auch ausfallen mögen, die Kriegsbereitschaft der mit der Ölstruktur in Symbiose lebenden westlichen Staaten auf einen Wert unter null drücken kann. Staaten mit eigenen Atomwaffen haben eine gewisse Chance, einen Angriffskrieg mit dem mächtigsten Kampfmittel der Welt zu beantworten und fallen daher auf lange Zeit als potentielle Kriegsgegner aus.

Umso wichtiger ist es, Staaten, von denen man annimmt, sie arbeiteten an einem eigenen Programm zum Bau von Atomwaffen, also letztlich an ihrer Garantie dafür, von den USA in Ruhe gelassen zu werden, so früh wie möglich unter Druck zu setzen und ggfs. mit Krieg zu überziehen, bevor sie nicht mehr zur Beute werden können. Dies gilt selbst dann, wenn man mit einem Krieg nichts anderes gewinnen könnte, als die Sicherheit, dass der potentielle Feind nicht über Atomwaffen verfügt.

Krieg zur Verhinderung der Verteidigungsfähigkeit anderer Staaten gegen den eigenen Staat ist also durchaus sinnvoll und dient auf alle Fälle jener Art von Weltfrieden, den sich die USA als Großmeister am globalen Schachbrett vorstellen.

Bleibt noch die Frage offen, ob denn nicht wenigstens der ganz große, weltweite Atomkrieg sinnlos sei.

Überhaupt nicht.

Warum nicht?

Erstens weil es an den Schalthebeln der Macht, also nicht nur in den Regierungen und militärischen Planungsstäben, immer einige gibt, die meinen, auch aus einem atomaren Schlagabtausch könne man als Sieger hervorgehen, übrig bleiben, mit einem ausreichend großen, noch bewohnbaren Territorium, und endlich frei von der Sorge, von irgendjemandem sonst überfallen zu werden. Vielleicht auch noch in der Überzeugung, mit den anderen übrig gebliebenen Menschen auf dieser Welt gewinnbringende Geschäfte machen zu können, wie eh und je, nur halt mit einer um ein paar Mikrosievert erhöhten "natürlichen" Strahlung. An den Plänen eines solchen begrenzbaren Atomkriegs wird ständig gearbeitet. Das bringt auf der anderen Seite notwendigerweise Anstrengungen mit sich, die Zweitschlagskapazitäten zu verbessern, neue Abwehrsysteme zu entwickeln, und überhaupt milliardenschwere Rüstungsprogramme ins Rollen zu bringen, an denen wiederum gut verdient wird.

Zweitens weil ein solcher Krieg, wenn er denn geführt würde, wenn er die Erde auf Jahrtausende in eine lebensfeindliche Strahlungshölle verwandeln würde, die auch nach dem Ende des nuklearen Winters nur ganz allmählich eine neue Evolution des Lebens hervorbringen würde, dennoch nur das Ende der Irrfahrt der Menschheit in einer viel zu engen Sackgasse bedeuten würde.

Bis sich die Sonne zum Roten Riesen aufblähen und ihre Planeten verschlingen wird, sind noch ein paar Milliarden Jahre Zeit. Vielleicht entwickelt sich dann eine Lebensform, deren Weiterentwicklung nicht durch den steten, vernichtenden Konkurrenzkampf der individuellen Egoismen angetrieben wird. Vielleicht entsteht eine Lebensform, die nie auf den Gedanken käme, einen Satz zu formulieren, wie den, vom Krieg als dem Vater aller Dinge.

Bei allem persönlichen Optimismus - die Menschheit als solche macht auf mich nicht den Eindruck, als sei sie in der Lage, einen Weg einzuschlagen, in dessen Verlauf Kriege und das Sterben im Krieg irgendwann wirklich sinnlos werden.

Das "Nie wieder Krieg" der frühen Nachkriegsjahre ist auch in Deutschland längst verhallt.

Wir sind wieder wer.

Und wenn wer erst einmal wieder wer geworden ist,
dann sieht der im Krieg auch wieder einen tiefen Sinn.

Nachsatz

Strafgesetzbuch

§ 32
Notwehr
(1) Wer eine Tat begeht, die durch Notwehr geboten ist, handelt nicht rechtswidrig.
(2) Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden.

Der gesamte, seit dem 11. September 2001 ausgerufene Krieg gegen den Terror wird uns, wenn auch kaum explizit so ausgesprochen, so doch unterschwellig, stets als dringend gebotene, ja alternativlose Notwehr verkauft.

Die Anwaltskanzlei Dr. Böttner erklärt auf ihrer Homepage sehr ausführlich, was Notwehr ist und wie es dabei um die Verhältnismäßigkeit der Mittel bestellt ist.

Nach dieser Lektüre sollte sich die Überzeugung durchsetzen, dass der wahre Sinn eines Krieges hinter dem Notwehr-Argument nur gegenüber Leichtgläubigen notdürftig verborgen werden kann. 

Quelle: Hinter den Schlagzeilen - 05.04.2017.

Veröffentlicht am

10. April 2017

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