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Trauer um Andreas Buro

Von Michael Schmid (aus: Lebenshaus Schwäbische Alb, Rundbrief Nr. 88, März 2016 Der gesamte Rundbrief Nr. 88 kann hier heruntergeladen werden:  PDF-Datei , 846 KB)

Am 19. Januar erhielten wir die traurige Nachricht, dass Andreas Buro, über Jahrzehnte einer der herausragenden Vertreter der Friedensbewegung, im Alter von 87 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben ist. Neben der Trauer über seinen Tod kommt in mir das Gefühl großer Dankbarkeit gegenüber einem Menschen für das auf, was er fast 60 Jahre lang für die Friedensbewegung und andere soziale Bewegungen geleistet hat. Er war jemand, der unermüdlich und unverzagt auf soziale Bewegungen von unten setzte und sich beharrlich in solchen engagierte, denn für ihn waren diese Bewegungen Träger emanzipatorischer Lernprozesse und Motor gesellschaftlicher Veränderung. Andreas hat scharfsinnig die jeweilige politische und gesellschaftliche Situation analysiert und daraus Aufgaben für die sozialen Bewegungen abgeleitet. Der Gewalt hat er eine entschiedene Absage erteilt, auf Gewaltfreiheit gesetzt und Zivile Konfliktbearbeitung als Alternative zu militärischen "Lösungen" vertreten und methodisch ausgearbeitet. Er hat auch in schwierigen Zeiten Mut und Hoffnung bewahrt, dass die Verhältnisse zum Besseren zu gewendet werden können. Ohne Andreas wäre unser Land wahrlich um Vieles ärmer gewesen!

Es war in den frühen 1970er Jahren, als ich zum ersten Mal auf den Namen Andreas Buro stieß. Er war Autor zahlreicher interessanter Artikel, die ich damals in mich aufsog. Erstmals persönlich begegnet bin ich Andreas, als wir 1982 einen gemeinsamen Workshop zur Geschichte der Friedensbewegung in Tübingen abhielten. Weitere persönliche Begegnungen gab es dann z.B. bei einem Wochenendseminar im Chiemgau ("Friedensarbeit auf dem Lande"), bei einer Blockade der Atomraketenstellung Mutlangen und zahlreichen weiteren Veranstaltungen.

Bei einem Besuch in seinem Haus in Grävenwiesbach im Taunus lernte ich seine ganz andere Seite kennen. Andreas als Familienmensch, in großer Sorge um seine schwer erkrankte Frau Ruth (sie starb ein paar Monate später). Mit Stolz präsentierte Andreas seinen Garten und auch das offen konstruierte Haus. Im Gespräch entdeckten wir ebenfalls, dass wir ein gemeinsames Hobby pflegten: das Laufen. Beim Abschied überreichte mir Andreas damals noch einen ganzen Stapel von Broschüren und Zeitschriften, in denen er zu jeweils aktuellen Themen geschrieben hatte. Darin zu finden war dann wieder "der Stoff", für den ich Andreas bereits viele Jahre schätzte.

In seinem 1997 erschienenen Buch "Totgesagte leben länger - Die Friedensbewegung" schrieb Andreas Buro: "Ich sehe deshalb keinen Grund, den Kampf um das Gemeinsame und Gesellschaftliche aufzugeben und nur noch nach individuellen Nischen zu suchen. Auch ohne die großen Zukunftsvisionen, die sich zumeist als trügerisch erwiesen, können wir uns auf den Weg machen, um für eine solidarische Welt zu arbeiten. Wir können von vielen Ansatzpunkten ausgehen und doch das Ganze im Auge behalten." Und tatsächlich hat er selber diesen Kampf bis wenige Tage vor seinem Tod nicht aufgegeben.

Gegen Ende seiner 2011 veröffentlichten Autobiographie "Gewaltlos gegen Krieg. Lebenserinnerungen eines streitbaren Pazifisten" fragt Andreas Buro: "Eines Tages werden Stimme und Wort meine Hörer nicht mehr erreichen. Wie sollen dann meine Friedensgedanken noch wirken?"

Ich bin mir sicher, dass seine Buchveröffentlichungen und zahlreichen Artikel mit politischen Analysen, Konzepten zu Alternativen zum militärischen Konfliktaustrag und guten Argumenten für eine zivile Politik die Gedanken an Andreas Buro lebendig halten werden. Auf unserer Lebenshaus-Website findet sich eine umfangreiche Sammlung mit Texten von und über Andreas Buro.

In seinem letzten Kommentar, den wir am 26.12.2015 unter der Überschrift "WARUM?" auf der Lebenshaus-Website veröffentlichten, formulierte er sein optimistisches Vermächtnis. Im Gedenken an Andreas Buro drucken wir es in diesem Rundbrief ab.

Fußnoten

Veröffentlicht am

16. März 2016

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