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Konstantin Wecker: Ich habe einen Traum

Konstantin Wecker hat einen Traum - und für hunderte von Flüchtlingen aus Afrika wurden das Mittelmeer und die unfassbare europäische Hartzherzigkeit zum Alptraum. Vor wenigen Tagen, als der Liedermacher diesen Text schrieb, wurden 400 Tote gemeldet. Heute ist von 700 (weiteren) die Rede. Nicht überall allerdings war dies in den Medien die Top-Nachricht …

Von Konstantin Wecker

Liebe Freunde,

warum werden wir eigentlich seit Tagen mit Meldungen über eitle Kampfhähne wie Ferdinand Piëch und Martin Winterkorn oder Müller-Wohlfahrt und Guardiola belästigt? Gibt es wirklich nichts Wichtigeres als die ballonhaften Riesenegos reicher Männer?

Andererseits: 400 Tote an einem Tag: Die EU hätte die Mittel und die Möglichkeiten, die Flüchtlinge aus dem Mittelmeer zu retten. Aber sie lässt sie ertrinken - einer zynischen Logik zufolge. Das Rettungsprogramm Mare Nostrum, das Italien nach der Katastrophe von Lampedusa begonnen hatte, ist beendet worden. Die EU hat sich geweigert, es zu finanzieren. Wie der stets unbestechliche Heribert Prantl in der SZ schreibt, hätten die Kosten für das Rettungsprogramm denen entsprochen, die demnächst für den Gipfel der Staats-und Regierungschefs in Elmau aufgewendet werden müssen. Der dauert zwei Tage. Mit dem Geld könnte man 365 Tage Rettung organisieren. Sind das die Wertigkeiten, die in Europa gelten? Diese Union tötet; sie tötet durch Unterlassen, durch unterlassene Hilfeleistung.

"Ich hab einen Traum, wir öffnen die Grenzen
und lassen alle herein,
alle die fliehen vor Hunger und Mord
und wir lassen keinen allein"

habe ich in einem meiner jüngsten Lieder geschrieben,

"und ich träume ihn nicht mehr still:
es ist eine grenzenlose Welt
in der ich leben will."

Ja, ich werde nicht aufhören, diesen Traum zu träumen, zu verbreiten, zu singen, jeden Abend in meinen Konzerten bis ihn immer mehr Menschen träumen, bis die EU legale Einreisewege schafft, Zäune niederreisst, Menschen die so unsagbar Schreckliches erdulden mussten, liebevoll umsorgt.

"Die EU ist Träger des Friedensnobelpreises", schreibt Prantl, "einer EU, die dem Sterben zuschaut, sollte der Preis wieder weggenommen werden. Eine Union, die das Meer als ihren Verbündeten begreift und einsetzt, ist eine mörderische Union."

Und dann wird da von gewissen Politikern und BürgerInnen immer noch unterschieden zwischen Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlingen. Als ob die sogenannten Wirtschaftsflüchtlinge nicht deswegen vor Hunger und Not fliehen, weil auch wir sie mit unserem Wirtschaftssystem und unserem Wohlstand in die Armut getrieben haben.

Quelle: Hinter den Schlagzeilen - 20.04.2015.

Veröffentlicht am

23. April 2015

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