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Ab jetzt einfach nein sagen!

Von Eric Margolis

Washington DC - "Wir müssen uns um den ISIS, Al-Qaida, Assad in Syrien, die Hamas, die Hisbollah, die Taliban, Al-Shabaab (in SomaliaSiehe http://de.wikipedia.org/wiki/Al-Shabaab_%28Somalia%29 ., die bösen Russen in der Ukraine, die Houthis im JemenSiehe  http://en.wikipedia.org/wiki/Houthis ., um den Iran, den Sudan, die Islamisten in Libyen und in Mali, Boko Haram in NigeriaSiehe http://de.wikipedia.org/wiki/Boko_Haram . und die Rotchinesen in Asien kümmern. Oh ja, und außerdem müssen wir noch Lettland verteidigen und die Lord’s Army in UgandaSiehe http://de.wikipedia.org/wiki/Lord%E2%80%99s_Resistance_Army . bekämpfen."

Das ist die Ansicht Washingtons, das immer noch Weltpolizei spielen will und wegen des ISIS, des jüngsten Schreckgespenstes aus dem Mittleren Osten, die ganze Nation in eine wachsende Hysterie treibt, weil wieder Zwischenwahlen anstehen und Politiker noch mehr Unsinn als gewöhnlich verbreiten.

Wer den republikanischen Schwätzern zuhört, könnte glauben, die ISIS-Horden seien gerade im Begriff, Cleveland mit dem Schwert zu erobern.

Deshalb stelle ich die Frage: "Warum müssen ausgerechnet die US-Amerikaner all diese Übeltäter stoppen?"

Schon Friedrich der Große hat gesagt: "Wer alles verteidigen will, verteidigt nichts."Siehe dazu auch http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-generalprinzipien-des-krieges-und-ihre-anwendung-auf-die-taktik-und-disziplin-der-preu-5322/1 . Diese Aussage lässt sich folgendermaßen ergänzen: Wer überall Krieg führen will, wird untergehen, und wer schlimme Zustände im eigenen Land einfach ignoriert und stattdessen nach imperialistischem Ruhm im Ausland strebt, handelt sich damit nur noch mehr Probleme ein.

Das US-Imperium kann den internationalen Status quo, der ihm seit 1945 so viel Macht und Reichtum verschafft hat, nicht mehr aufrechterhalten. Schon der Habsburger Kaiser Karl V.Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_V._%28HRR%29 . und der französische König Louis XVI. standen vor dem gleichen Problem.

Wenn ein Staat mit so komplexen Problemen konfrontiert wird - wie die USA zur Zeit im Irak und in Syrien - ist die beste Strategie manchmal, überhaupt nichts zu unternehmen. Das Problem könnte sich dann von selbst lösen.

Die Obama-Regierung wird allerdings von Neokonservativen, Republikanern und kriegstreiberischen Medien immer stärker dazu gedrängt, Syrien anzugreifen und sich wegen der Ukraine mit Russland anzulegen.

Präsident Barack Obama hat gerade überraschend offen zugegeben, dass er noch keine Strategie zur Bekämpfung des ISIS im Irak und in Syrien entwickelt hat. (Dieser Artikel wurde vor Obamas ISIL-Erklärung geschrieben.) Die Republikaner heulten auf.

Nehmen Sie sich trotzdem Zeit, Herr Präsident! Nur Narren schlagen gleich zu, während Engel sich vor überstürztem Handeln hüten.

Als altgedienter Kriegskorrespondent für den Mittleren Osten kann ich Ihnen nur sagen, dass auch  k e i n  Plan ein guter Plan sein kann. Washington hat mit seiner Außenpolitik ein solches Chaos angerichtet, dass Zurückhaltung zunehmend attraktiver wird. Wenn sich die USA auf noch mehr kleine Kriege einlassen (und damit einen Dritten Weltkrieg provozieren), sind sie Osama bin Laden endgültig in die Falle gegangen.

Wer kam vom Berg herunter und hat den USA befohlen, vom Südchinesischen Meer bis zu den Urwäldern Perus den Weltpolizisten zu spielen? Nach den verlorenen Kriegen in Vietnam, Laos, Kambodscha, Afghanistan und im Irak sollten die USA ihre allzu militaristische Außenpolitik überprüfen und von ihren übertriebenen internationalen Ambitionen abrücken. Sie können den Erdball nicht weiterhin mit Geld beherrschen, das sie sich von China und Japan leihen müssen.

Die Entscheidung Obamas, nur kleine US-Militäreinheiten in die Ukraine und in den Irak zu entsenden, verletzt die grundlegende Kriegsregel, die ein schnelles Zuschlagen mit maximaler Stärke vorschreibt. Die Verstärkung der Patrouillenfahrten der US Navy im Schwarzen Meer ist allenfalls eine gefährliche Provokation. Stellen Sie sich vor, russische Marineeinheiten würden im Ontario-See patrouillieren!

Die Sanktionen gegen Russland, die der EU aufgedrängt wurden, schaden dem Westen selbst mehr als Russland. Die EU wird jetzt ihre Bauern und andere Exporteure für entgangene Geschäfte mit Russland entschädigen müssen.

Das bereits vor neun Monaten von dem Präsidenten Putin vorgeschlagene Referendum über eine größere regionale Autonomie (in der Ukraine) könnte immer noch ein vernünftiger Ausweg aus dem gegenwärtigen Wirrwarr sein. Wenn sich der ISIS in Mesopotamien austoben darf, bis die regionalen Mächte - einschließlich der Türkei - selbst dagegen einschreiten, ist das die beste Strategie gegen diese Emporkömmlinge.

Die Falken unter den Republikanern, die wieder US-Truppen in den Irak und nach Afghanistan entsenden wollen, sollten daran denken, dass 253.000 US-Kriegsveteranen schwere bleibende Gehirnschäden in den Kriegen gegen diese Länder erlitten haben und lebenslang intensiver ärztlicher Behandlung bedürfen. Dagegen wirkt die Anzahl der 8.000 dort in Kampfhandlungen getöteten US-Soldaten eher gering.

Die neuen Bombenangriffe im Irak kosten die USA täglich 7,5 Millionen Dollar, seit Juni also bereits 562 Millionen Dollar. Das ist aber nur der erste Einsatz im Poker um einen eigenen Irak-Krieg des Friedensnobelpreisträgers Barack Obama. Der Irak-Krieg George W. Bushs hat schon mehr als eine Billion Dollar verschlungen. Und das in einer Zeit, in der 44 Millionen US-Amerikaner auf Lebensmittelgutscheine angewiesen sind und die gesamte Infrastruktur der USA zerbröckelt.

In der Betty Ford Clinic für Rauschgiftsüchtige und Alkoholabhängige werden die Patienten gleich zu Beginn der Behandlung aufgefordert: "Sagt einfach nein!" Allen US-Amerikanern, die wirklich noch mehr dieser "lustigen" kleinen Kriege rund um den Erdball wollen, sollte man die Steuern erhöhen, anstatt die USA wegen der Kriegskosten immer höher zu verschulden.

Die US-Bürger werden jetzt wieder in zwei Konflikte hineingezogen, die sie noch nicht einmal auf einer Weltkarte lokalisieren könnten.

Quelle: Luftpost vom 15.09.2014. Originalartikel: Just say no . Übersetzung, Ergänzungen und Links in Klammern: Wolfgang Jung.

Fußnoten

Veröffentlicht am

15. September 2014

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