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Ein kurzer Zwischenruf aus der Stille: Konstantin Wecker analysiert Gaucks in Polen gehaltene Rede

Von Konstantin Wecker

Liebe Freunde,

ein kurzer Zwischenruf aus der Stille, weil ich mich so geärgert habe.

Vor einigen Wochen habe ich hier das Loblied des Präsidenten Uruguays gesungen, und mir gewünscht, Herr Gauck möge sich mal von José Mujica inspirieren lassen. Den Text nannte ich: "Vom guten Präsidenten".

Wie sollte man nun heute ein Lied über Gauck titeln, jetzt nach seiner unsäglichen Rede in Polen?

"Der unbesonnene Präsident" nennt ihn, höflich und kompetent wie immer, Heribert Prantl in seinem Kommentar in der SZ.

Der Bundespräsident spreche zu Recht von der Scham über die deutschen Verbrechen, "dabei darf er aber an der russischen Grenze keine Vollbremsung machen", so Prantl.

Welcher Teufel ist bitte in diesen Pastor gefahren, dass er 30 Millionen sowjetische Kriegsopfer ausklammert bei dieser Rede?

Polen war Aufmarschgebiet für den Überfall des Nazi-Reichs auf die UdSSR. Um "Lebensraum im Osten" zu erobern und "jüdischen Bolschewismus" zu vernichten hausten die Nazis grauenvoll, das kann man in jedem Geschichtsbuch nachlesen.

Stattdessen erklärt er Putin den Krieg.

Für einen Bundespräsidenten ungebührlich scharf verlangt Gauck von Putin eine Änderung seiner Politik, die Rückkehr zu den Regeln des Völkerrechts. Und er nimmt auch das Wort Verteidigungsbereitschaft in den Mund, die man an die neue Lage anpassen werde - wieder so ein Signal des Bundespräsidenten, dass Deutschland bereit ist, seiner gestiegenen Verantwortung in der Welt notfalls auch mit Waffengewalt gerecht zu werden.

"Ein Bundespräsident hat eine andere Rolle als der Nato-Generalsekretär", schreibt Prantl. Er scheint es nur nicht zu wissen. Das Amt hat ihm den Kopf verdreht.

Dieser Theologe missbraucht sein Amt. Er kennt den berühmten alttestamentarischen Text des Propheten Jesaja - in dem es heißt, dass die Völker ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. "Und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen."

"Die Annäherung zwischen unseren Völkern kommt mir daher wie ein Wunder vor. Um dieses Wunder Wirklichkeit werden zu lassen, brauchte und braucht es Menschen, die politische Vernunft einbringen."

Das sind Ihre Worte, Herr Präsident, warum halten Sie sich denn nicht daran?

"Die Grundlage für eine gute Nachbarschaft muss eine Änderung der russischen Politik sein" - was für eine gute Nachbarschaft sollte das sein, bei der völlig einseitig einer seine Politik ändern muss?

Da sind Jahrzehnte von Deutschunterricht hinweg gegangen, die versuchten zu erklären, wie es sein konnte, dass selbst die vielen klugen kritischen Schriftsteller und Künstler mit Hurra in den Weltkrieg gezogen sind .Da werden Texte gelesen, Diskussionen geführt, Theater aufgeführt, um zu warnen wie Propaganda funktioniert und wie Massen aufzuhetzen sind - und nun kann man kaum mehr eine pazifistische Stimme in den gängigen Medien finden.

"Wir werden Politik, Wirtschaft und Verteidigungsbereitschaft den neuen Umständen anpassen" - Ihre Worte, Herr Gauck - dann schnallen Sie doch mal schon den Tornister über und lassen Sie sich die Stiefel polieren und von Frau von der Leyen mit den richtigen Feuerwaffen ausstatten.

Sie wollen ja in den Krieg ziehen.

ICH NICHT!

Quelle: Hinter den Schlagzeilen - 03.09.2014.

Veröffentlicht am

03. September 2014

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