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“We Shall Overcome”: Erinnerung an die Folk-Ikone, den Aktivisten Pete Seeger

Von Amy Goodman - Democracy Now!, 04.07.2014

Anfang des Jahres starb der Folk-Sänger und Aktivist Pete Seeger im Alter von 94 Jahren. Seeger war fast sieben Jahrzehnte lang eine musikalische und politische Ikone. Er trug zur Schaffung der modernen amerikanischen Folk-Musik-Bewegung bei. In den 1940er Jahren trat er mit den Almanac Singers und Woody Guthrie auf und gründete The Weavers. In den 1950er Jahren widersetzte er sich der politischen Hexenjagd Senator Joseph McCarthys und kam fast ins Gefängnis, weil er sich geweigert hatte, vor dem House Un-American Activities Committee Rede und Antwort zu stehen. Seeger wurde zum bekannten Bürgerrechtsaktivisten und trug zur Popularisierung der Hymne "We Shall Overcome" bei. In seinen Liedern kritisierte er den Vietnamkrieg und inspirierte eine Generation von Protestsängern. Später wurde Seeger zum Mittelpunkt von Umwelt- und Anti-Atom-Bewegungen. 2009 führten Seeger und Bruce Springsteen Woody Guthries "This Land is Your Land" beim Eröffnungskonzert für Barack Obama, als dieser Präsident geworden war, auf den Stufen des Lincoln Memorial auf. Wir strahlen Höhepunkte aus Interviews aus, die wir 2013 und 2004 mit Seeger geführt haben.

Transkript

AMY GOODMAN: In unserer heutigen Sendezeit gedenken wir Pete Seeger.

PETE SEEGER: [singt]

If I had a hammer,
I’d hammer in the morning,
I’d hammer in the evening,
All over this land,
I’d hammer out danger,
I’d hammer out a warning,
I’d hammer out love between,
My brothers and my sisters,
All over this land.

If I had a bell,
If I had a bell,
Ring it in the morning,
I’d ring it in the morning
Ring it in the evening!
Ring it in the evening,
All over this land,
Ring out danger
Ring out danger,
Ring out a warning,
Ring out a warning,
Ring out love, ring out love between,
My brothers and my sisters,
All over this land.

If I had a song,
If I had a song,
Sing it in the morning,
Sing it in the morning
Sing it in the evening!
Sing it in the evening,
All over this land,
I’d sing out danger
I’d sing out danger,
I’d sing out a warning,
I’d sing out love between,
My brothers and my sisters,
All over this land.

Well, I got a hammer,
Well, I got a hammer,
I got a bell,
And I got a bell,
And I got a song,
All over this land,
This hammer of justice,
The bell of freedom,
Song about love between
My brothers and my sisters,
All over this land.

AMY GOODMAN: Der legendäre Folk-Sänger und Aktivist Pete Seeger ist im Januar [2014] im Alter von 94 Jahren gestorben. Fast sieben Jahrzehnte lang war Pete Seeger eine musikalische und politische Ikone. Er trug zur Schaffung der modernen amerikanischen Folk-Musik-Bewegung bei. In den 1940er Jahren trat er mit den Almanac Singers und Woody Guthrie auf. Dann gründete er The Weavers. In den 1950er Jahren widersetzte er sich der politischen Hexenjagd Senator Joseph McCarthys und kam fast ins Gefängnis, weil er sich geweigert hatte, vor dem HUAC, dem House Un-American Activities Committee, Rede und Antwort zu stehen. Seeger wurde zum bekannten Bürgerrechtsaktivisten und trug zur Popularisierung der Hymne "We Shall Overcome" bei. In seinen Liedern kritisierte er auch den Vietnamkrieg und inspirierte eine Generation von Protestsängern. Später wurde Seeger zum Mittelpunkt von Umwelt- und Anti-Atom-Bewegungen. Mit seiner Frau Toshi Seeger wirkte Pete Seeger bei der Gründung von Clearwater mit, einer Gruppe, deren Ziel es war, den Hudson River in New York zu sanieren. Toshi Seeger starb letztes Jahr, einige Wochen vor ihrem 70. Hochzeitstag. 2009 führten Seeger und Bruce Springsteen beim Eröffnungskonzert anlässlich Barack Obamas Präsidentschaftsantritts auf den Stufen des Lincoln Memorial Woody Guthries "This Land is Your Land" auf. Pete Seeger war im August 2013 http://www.democracynow.org/2013/8/9/pete_seeger_remembers_his_late_wife . bei uns in Democracy Now! Höhepunkte aus diesem Interview bringen wir später. Zuerst wenden wir uns dem Interview mit Pete Seeger von 2004 http://www.democracynow.org/2006/7/3/we_shall_overcome_an_hour_with . zu, als er zu uns ins Feuerwache-Studio von Democracy Now! gekommen war. Ich fragte ihn nach seinen Eltern.

PETE SEEGER: Mein Vater sagte: "Peter soll tun, was ihm gefällt. Wir sehen dann, was daraus wird." Ich denke, er war neugierig darauf, denn er wusste, dass ich Musik mochte. Meine Mutter ließ überall im Haus Instrumente herumliegen. Ich konnte also auf einem Klavier oder einer Orgel oder einer Marimba oder einem Schifferklavier oder einer Blechflöte oder einer Harfe klimpern. Als ich sieben war, gaben sie mir eine Ukulele und seitdem habe ich mich mit Saiteninstrumenten beschäftigt. In meiner Vorbereitungsschule gehörte ich einer Jazzband an. Ein paar Jahre später nahm mich dann mein Vater zu einem Square-dance-Festival in die Southern Mountains mit. Da wurde mir plötzlich klar, dass es in meinem Land einen Reichtum an Musik gab, den man niemals im Radio hörte. Überall gab es das, was mein Bruder Old-time-Musik nannte - ich denke, der Name passt besser als Folk-Musik. Je nach der Gegend hört man verschiedene Arten von Old-time-Musik. Und mir wäre es auch heute noch lieb, wenn die Leute, auch wenn sie neue Lieder erfinden, die alten Lieder nicht vergessen würden.

AMY GOODMAN: Erinnern Sie sich noch an irgendwelche Lieder, die Sie damals gehört haben?

PETE SEEGER: Du meine Güte, aber ja doch!

AMY GOODMAN: Die Sie jetzt gerne spielen würden?

PETE SEEGER: Ich kann sie nicht [mehr] spielen. Meine Finger sind steif und meine Stimme, Sie hören ja, ich kann wirklich nicht mehr singen. Heutzutage bringe ich das Publikum dazu, mit mir zu singen. Ich singe für Kinder, ist ja klar, ich sage: "Kinder, ihr kennt alle dieses Lied. Wenn ihr es noch nicht kennt, dann werdet ihr es gleich kennenlernen. Wenn sie kommt, kommt sie um den Berg herum. Tut! Tut!", sage ich dann, "könnt ihr das Tut hören? Tut! Tut!" Sehr bald machen sie dann alle mit. Und in der letzen Strophe, sie fasst alles zusammen, wiederholt man dann alles, was davor kam. "Wenn sie kommt, trägt sie einen roten Schlafanzug. Reiß! Reiß! Hoink-schu! Jum! Jum! Hallo, Schatz! Wehe, zurück! Tut! Tut!" Und auch wenn die Kinder das Lied nie zuvor gehört haben, singen sie es mit mir.

AMY GOODMAN: Pete, Sie sind mit Alan Lomax durch den Süden gefahren. Viele Leute werden den Namen nicht kennen.

PETE SEEGER: Alan Lomax war der Sohn eines Texaners, der vor hundert Jahren Cowboy-Lieder gesammelt hat. Daher kennen wir "Home on the Range" und ähnliche Lieder, "Whupi Ti Ji Jo". 1908 brachte er Präsident Roosevelt, Theodore Roosevelt, dazu, für sein Buch mit Cowboy-Liedern ein kurzes Vorwort zu schreiben.

Dreißig Jahre später hatte er einen Sohn und Alan war erst 22 Jahre alt. Sein Vater verschaffte ihm eine Stelle als Kurator des Archivs von American Folksong in der Bibliothek des Kongresses. Und Alan brachte in ein paar Jahren etwas fertig, für das die meisten anderen ein ganzes Leben gebraucht hätten. Mit äußerstem Selbstvertrauen ruft er den Leiter von Columbia Radio an und sagt: "Sie haben Fernunterricht mittels Kurzwellenfunk. Warum lernen sie nicht ein paar Jahre lang amerikanische Folk-Musik? Und das Columbia Symphonie[orchester] kann die Musik spielen, wenn Sie ein paar Alte die alten Balladen haben krächzen hören." Und wenn er keine Alten dafür finden konnte, dann nahm er einen Jungen, mich. Ich war damals 19 und 20. Und ich singe immer noch einige der Lieder, die ich damals gelernt habe.

‘tis advertised in Boston, New York and Buffalo,
five hundred brave Americans, a waggling for to go,
singing, blow ye winds of the morning, blow ye winds, high ho!
Clear away your running gear, and blow, blow, blow.

Er machte ein Interview mit der Frau, die dieses Lied kennengelernt hatte, als sie als junges Mädchen im 19. Jahrhundert auf dem Walfänger ihres Vaters mitfuhr. Als alte Frau, die sie inzwischen war, brachte sie ein schönes Buch heraus: Songs of American Sailormen. Sie hieß Joanna Colcord. Also interviewt er sie, lässt mich eines der Lieder singen und dann spielt es das Symphonieorchester.

Also Alan und viele andere brachten mich auf den Weg. Alan war derjenige, der nach seinen eigenen Worten Woody Guthrie gesagt hat: "Woody Guthrie, deine Bestimmung auf dieser Erde ist es, Lieder zu schreiben. Lass dich durch nichts davon ablenken. Du bist so wie die Leute, die die Balladen von Robin Hood und die Ballade von Jesse James geschrieben haben. Schreibe weiter Balladen, solange du kannst." Und Woody nahm sich das zu Herzen. Er war kein guter Ehemann. Er rannte immer davon. Aber, wie Sie wissen, hat er Lieder geschrieben.

AMY GOODMAN: Können Sie sich daran erinnern, wie sie Woody Guthrie persönlich kennengelernt haben?

PETE SEEGER: Oh ja, das werde ich nie vergessen. Es war ein Benefizkonzert für kalifornische Landarbeiter um Mitternacht am Broadway. Burl Ives war da, das Golden Gate Quartet, Josh White, Leadbelly, Margo Mayo Square Dance Group und meine Frau tanzte. Ich sang sehr amateurhaft ein Lied und zog mich beim spärlichen höflichen Applaus zurück.

Aber Woody übernahm für 20 Minuten lang und bezauberte alle. Er sang nicht nur, sondern er erzählte auch Geschichten. "Ich komme aus Oklahoma, wisst ihr? Es ist ein reicher Staat. Wollt ihr ein bisschen Öl? Grabt einfach danach. Nehmt euch irgendein Loch. Nehmt euch mehr Öl. Wenn ihr Blei wollt, wir haben Blei in Oklahoma. Steigt einfach in ein Loch und nehmt euch etwas Blei. Ihr wollt Kohle? Wir haben Kohle in Oklahoma. Steigt in ein Loch und holt euch etwas Kohle. Wenn ihr Essen, Kleider oder Lebensmittel wollt, steigt in das Loch und bleibt drin." Dann sang er ein Lied.

AMY GOODMAN: Wann haben Sie The Weavers aufgebaut?

PETE SEEGER: Das war nach dem Zweiten Weltkrieg. Lee Hays aus Arkansas und sein Zimmergenosse Millard Lampell und ich hatten eine Gruppe gegründet, die The Almanacs hieß. Und ich schrieb an Woody: "Woody, wir singen überall für Gewerkschaften. Komm her und mach mit. Wir singen im Madison Square Garden für streikende Transportarbeiter." Und da verließ Woody wieder einmal seine Frau und kam zu uns. Aber Woody sagte immer: "Die Almanacs sind die einzige Gruppe, die ich kenne, die auf der Bühne proben." Wir waren sehr schlecht organisiert. Und nach dem Zweiten Weltkrieg sagte Lee: "Pete, kannst du dir vorstellen, wir könnten eine Gruppe aufmachen, die tatsächlich probt?"

Und wir hatten das Glück, dass uns eine der großartigsten Sängerinnen der Welt, Ronnie Gilbert, über den Weg lief. Sie war Anfang zwanzig, eine schöne Altstimme und eine starke Altstimme. Ich musste fünf Zentimeter vom Mikrophon entfernt sein. Sie konnte sechzig Zentimeter vom Mikrofon entfernt sein und sie übertönte mich. Sie nahm es mit drei Männern mit starken Stimmen auf. Aber wir vier waren drauf und dran auseinanderzubrechen, als das Undenkbare geschah: Wir bekamen Arbeit in einem Nachtklub.

Also ein kleines Lokal in Greenwich Village, es existiert immer noch, das Village Vanguard. Und der Besitzer bezahlte uns - zuerst wollte er mich nicht. Er sagte: "Ich kann kein Quartett bezahlen. Ich werde euch bezahlen. Ich werde wie vor zwei Jahren 200 Dollar bezahlen." Ich sagte: "Na gut, wie wäre es, wenn wir alle vier dazu bereit wären, für 200 Dollar zu spielen?" Das war selbst damals wenig Geld. Und er lachte. Er sagte: "Gut, wenn ihr wollt." Und wir bekamen 200 Dollar und Hamburger umsonst, bis er einen Monat später sah, wie groß die Hamburger waren, die ich für uns machte. Er sagte: "Sagen wir 250 Dollar, aber keine Hamburger mehr umsonst."

Und wir blieben dort sechs Monate. Gegen Ende dieser Zeit lernten wir den außerordentlichen Bandleader Gordon Jenkins kennen. Er liebte unsere Musik und verhalf uns zu einem Vertrag mit Decca. Da machten wir die Platte Tzena, Tzena, Tzena und die andere Seite, die B-Seite - es war ja eine Schallplatte - war Good night, Irene. Das wurde zur Nummer Eins und blieb drei Monate lang an der Spitze der Hitparade. Es war der größte Verkaufserfolg seit dem Zweiten Weltkrieg und …

AMY GOODMAN: Möchten Sie mehr über Irene sagen?

PETE SEEGER: Ja, es war das Lied, das Titellied des schwarzen Sängers Leadbelly. Er starb ‘49, und wenn er nur sechs Monate länger gelebt hätte, hätte er erlebt, wie sein Lied ganz Amerika eroberte. Es war ein sehr altes Lied. Er hatte es nur verändert und adaptiert, einige Strophen hinzugefügt und die Melodie verändert. Mein Vater nannte das die "Folk-Bearbeitung". Das geschieht aber mit allen Arten von Musik - es geschieht tatsächlich mit aller Kultur, kann man sagen. Juristen adaptieren alte Gesetze, damit sie für neue Bürger passen. Köche adaptieren alte Rezepte, damit sie zu neuen Mägen passen.

Jedenfalls lernte ich von Leadbelly die 12-saitige Gitarre spielen. Eine hohe Seite und eine tiefe Seite zusammen, die aber zusammengespielt werden und einen neuen Ton ergeben. Und das Lied, das ich Ihnen wirklich gerne vorsingen würde, ist - ich beschäftige mich immer damit - ich singe es nicht mehr. Ich sage dem Publikum die Worte und sie singen es. Es geht so: "Ihr kennt das Lied. To everything, turn, turn, turn, there is a season. Singt mit!" Und das ganze Publikum singt: "Turn, turn, turn. There is a season. And a time. And a time for every purpose under heaven. A time to be born, a time to die. Singt mit! A time to be born, a time to plant, to reap. A time to plant, a time to kill, to heal. A time to kill, a time to laugh, to weep. A time to laugh, a time to"-

Sie wissen ja, dass diese Worte 2256 Jahre alt sind. Damals wusste ich das nicht, aber mein alter Freund Julius Lester, er ist - ich weiß nicht, ob Sie ihn kennen - er ist schwarz und offiziell Jude. Die Bibel hat ihn fasziniert. Ich fragte ihn: "Wann sind diese Worte geschrieben worden?" Er sagt: "Ja, der Name des Mannes war Kohelet, das bedeutet ‚Versammler’", jemand, der die Menschen zusammenruft, um zu ihnen zu sprechen. In der griechischen Übersetzung nennen sie ihn Ekklesiastes, und so wird er auch in der King-James-Ausgabe genannt. Die Gedichtform ist griechisch. Die Griechen nennen sie anaphora, A-N-A-P-H-O-R-A, und das bedeutet: Man beginnt jede Zeile mit demselben Wort oder derselben Phrase. Es gibt keinen Reim am Ende des Verses, aber man hat - es wird durch die Art, wie es angeordnet ist, zur Dichtung.

Das war mir nicht klar - mir gefiel der Text, aber jetzt ist mir klar, dass das vielleicht einige der grundsätzlich wichtigsten Worte sind, die man lernen kann. Wissen Sie, Sie und ich, wir sind alle Nachkommen von Mördern, guten Mördern. Diejenigen, die keine guten Mörder waren, hatten keine Nachkommen. Aber wir sind Nachkommen guter Mörder. Jahrmillionen lang waren unsere Vorfahren gute Mörder. Man sagt, dass wir, wenn sie es nicht gewesen wären, heute nicht da wären. Jetzt ist eine neue Zeit. In andern Worten, es gibt eine Zeit, in der die menschliche Rasse sozusagen gute Mörder gebraucht hat. Aber wenn wir jetzt unsere Denkweise nicht ändern, dann wird hier keine menschliche Rasse sein, weil die Wissenschaft sehr verantwortungslos handelt - oh, jede Information ist gut. Ha, ha, ha. Ihnen ist nicht klar, dass etwas Information sehr wichtig ist, etwas, offen gesagt, vergiss es, bis wir einige andere Probleme gelöst haben. Einstein hat es als erster gesagt: Jetzt ist alles verändert außer der Denkweise. Und wir müssen Möglichkeiten finden, unsere Denkweise zu ändern.

Sport kann das bewirken. Kunst kann das bewirken. Kochen kann das bewirken. Alle möglichen guten Werke (gute Arbeiten) können das bewirken. Lächeln kann das bewirken. Und ich bin heute der Überzeugung, dass, wenn die menschliche Rasse es schafft - ich sage, wir haben eine 50-zu-50-Chance - wenn die menschliche Rasse es schafft, dann, indem Frauen mit Kindern arbeiten, diese beiden sehr weitgehend unterdrückten Klassen der menschlichen Rasse. Kinder tun, was die Erwachsenen ihnen sagen, und doch werden sie für unsere Fehler bezahlen müssen. Sie werden die Umwelt aufräumen müssen, die mit Chemikalien angefüllt worden ist, die Luft, die mit Chemikalien angefüllt worden ist, das Wasser, das mit Chemikalien angefüllt worden ist, das Meer, das mit Chemikalien angefüllt worden ist. Und sie werden das alles aufräumen müssen. Und ich denke, es werden die Frauen sein, die mit den Kindern zusammenarbeiten, um alles das zu erledigen. In Millionen verschiedenen kleinen Arbeiten, vielleicht [erst einmal] in ihrer Heimatstadt. In meiner Heimatstadt setzen wir ein Projekt in Gang, ein schwimmendes Schwimmbecken in den Hudson zu setzen, denn der Hudson ist so sauber, dass man darin schwimmen kann. Lasst uns drin schwimmen! Und wenn es in unserer kleinen Stadt funktioniert, vielleicht machen es auch andere Städte. Tatsächlich, wenn diese Schwimmbecken-Idee [gelingt] - es ist wie ein großes Netz im Wasser.

Ich gebe also zu, dass ich jetzt optimistischer bin als vor 58, 59 Jahren, als die Atombombe abgeworfen worden ist.

AMY GOODMAN: Hier ist Pete Seeger 2004 in unserem Feuerwache-Studio mit unserem tell-tale radio headphones. Der legendäre Folk-Sänger und Aktivist starb im Januar im Alter von 94 Jahren. Wir kommen gleich zu unserem Interview zurück.

[Pause]

AMY GOODMAN: Pete Seeger, Bruce Springsteen und Tao Rodríguez-Seeger, Petes Enkel, singen "This Land is Your Land" im Vorfeld von Präsident Obamas Amtsantritt 2009 auf den Stufen des Lincoln Memorial. Hier ist Democracy Now!, democracynow.org, The War and Peace Report. Ich bin Amy Goodman. Heute gibt es ein Democracy Now!- Feiertags-Special, in dem wir des Lebens Pete Seegers gedenken. Der legendäre Folk-Sänger und Aktivist Pete Seeger ist im Januar [2014] im Alter von 94 Jahren gestorben. Wir kehren jetzt zu unserem Interview von 2004 in unserem Feuerwache-Studio zurück. Ich hatte Pete Seeger gebeten, über die Zeit seines Militärdienstes im Zweiten Weltkrieg zu sprechen.

PETE SEEGER: Ich wollte zuerst Mechaniker bei den Luftstreitkräften werden. Ich dachte, das könnte interessant werden. Aber dann interessierte sich der Militär-Geheimdienst für meine politischen Ansichten. Meine Truppe marschierte in Ruhm und Tod und ich blieb dort in Kiesler Field in Mississippi und las sechs Monate lang Zigarettenkippen auf. Schließlich teilten sie mir mit, ja, sie hätten mich überwacht und alle meine Briefe geöffnet.

AMY GOODMAN: Pete Seeger, als Sie zurückkamen, wurden sie weiter ausspioniert.

PETE SEEGER: Ja, ich habe den größten Teil meines Lebens über angenommen, dass, wenn schon keine Mikrofon unter meinem Bett war, man doch jedenfalls von Zeit zu Zeit mein Telefon mitschnitt und von Zeit zu Zeit meine Briefe öffnete. Wer weiß?

AMY GOODMAN: Aber war das damals nicht normal?

PETE SEEGER: Ja, manchmal haben sie Verse rausgepickt, aber, wissen Sie, verrückterweise trug das alles nur dazu bei, dass wir mehr Eintrittskarten verkauften. Ich erinnere mich, dass ein Konzert nicht ausverkauft war. Mein Manager sagte: "Pete, wir hätten uns die Birches nehmen sollen, um Streikposten zu stehen. Dann wäre es ausverkauft."

AMY GOODMAN:  Ich habe hier ein Transkript des Hauses für unamerikanische Umtriebe vom 18. August 1955 vor mir. Sie fingen damit an - Herr Taverner sagte: "Wann und wo sind Sie geboren, Herr Seeger?" Sie haben diese Frage tatsächlich beantwortet.

PETE SEEGER: Ja, ich wünschte ich wäre - ich hätte kein Blatt vor den Mund genommen. Ich habe einfach gemacht, was mein Rechtsanwalt, ein sehr netter Bursche - gesagt hat: "Versuchen Sie, sie nicht gegen sich aufzubringen. Beantworten Sie diese Fragen einfach nicht, denn wenn Sie dergleichen Fragen beantworten, müssen Sie gleich noch mehr Fragen beantworten. Sagen Sie einfach, dass Sie nicht denken, das sei legal." Gut, also habe ich gesagt: "Ich denke, ich habe ein Recht auf meine Meinung und Sie haben das Recht auf Ihre Meinung. Basta."

Und also wurde ich schließlich zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, aber mein Rechtsanwalt hat mich gegen Kaution rausgeholt. Ich war nur vier Stunden im Gefängnis und habe dort einen Folk-Song gelernt. Als Mittagessen haben sie uns eine Scheibe Brot mit einer Scheibe Mortadella und einen Apfel gegeben und der Mann neben mir hat gesungen: "If that judge believes what I say, I’ll be leaving for home today." ("Wenn der Richter mir glaubt, kann ich noch heute nach Hause.") Der Mann neben ihm sagt: "Nicht, wenn er den Bericht über dich sieht, dann wird er dich nicht gehen lassen." Das ist eine alte afrikanische Melodie, wissen Sie. Sie kommt in sehr vielen afroamerikanischen Folk-Songs vor.

AMY GOODMAN: Sie wurden nun also zu einem Jahr Gefängnis verurteilt?

PETE SEEGER: Und ein Jahr später hat mich das Berufungsgericht freigesprochen. Ironischerweise - die Widersprüche des Lebens setzen mich immer noch in Erstaunen - war der Richter, der mich freigesprochen hat, der oberste Richter - es waren drei Richter -, Irving Kaufman, eben der Mann, der zehn Jahre zuvor die Rosenbergs verurteilt hatte. Aber mich hat er freigesprochen. Er sagte: "Wir neigen nicht dazu, leicht Klagen wegen Verfassungswidrigkeit zu übersehen, selbst wenn sie von Leuten begangen werden, die unserer Achtung nicht wert sind."

Ich habe jedoch das Gefühl - sowohl meine Frau als auch ich haben das Gefühl -, dass wir Glück haben, dass wir leben, und das Glück haben, dass wir mit unseren Nachbarn auf gutem Fuße stehen und dass die Leute in der kleinen Stadt, in der wir leben, uns zurufen: "Hallo, Pete! Hallo, Toshi!" Und ich würde gerne - ich wünschte, ich könnte noch 20 Jahre leben, um zu sehen, was geschieht, weil ich glaube, dass Frauen, die mit Kindern arbeiten, die Männer dazu bringen werden zu merken, wie töricht es ist, im Leben [nur] Macht und Ruhm und Geld zu suchen. Wie töricht das ist. Bitte schön -

In meiner Heimatstadt gibt es einen Politiker, einen netten Burschen. Er war Betriebsobmann für die Gewerkschaft in unserer Stadt, aber 20 Jahre lang vertrat er unsere Stadt in der Bezirksregierung. Und er hat gesagt: "Pete, wenn man sich nicht entwickelt, stirbt man." Um ein Uhr in der Nacht saß ich in meinem Bett und dachte über die daraus folgende Frage nach: Wenn es wahr ist, dass man stirbt, wenn man sich nicht entwickelt, folgt daraus nicht, dass man umso eher stirbst, je schneller man sich entwickelt? Niemand stellt sich dieser Frage, aber sie ist ganz bestimmt richtig. Der erste Schritt bei der Lösung eines Problems ist zuzugeben, dass ein Problem besteht. Dann können wir die Art und Weise erörtern, wie es gelöst werden sollte.

Ich denke, einer wird sagen: "Gut, ein paar Leute sollen Milliarden Dollars haben und die Übrigen sollen gehorsam die Arbeit machen, und die Verantwortlichen werden darauf achten, dass alles richtig gemacht wird." Andererseits denke ich, dass das, was in der Unabhängigkeitserklärung steht, jetzt ebenso wahr ist, wie es das damals war. Diese großartigen Zeilen - sie wurden von Ben Franklin geschrieben, wissen Sie, und nicht von Jefferson -: "Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich erschaffen worden, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt worden, worunter sind Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit. Dass zur Versicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingeführt worden sind, welche ihre gerechte Gewalt von der Einwilligung der Regierten herleiten; dass sobald einige Regierungsform diesen Endzwecken verderblich wird, es das Recht des Volkes ist sie zu verändern oder abzuschaffen…". "…und eine neue Regierung einzusetzen, die auf solche Grundsätze gegründet, und deren Macht und Gewalt solchergestalt gebildet wird, als ihnen zur Erhaltung ihrer Sicherheit und Glückseligkeit am schicklichsten zu seyn dünket." Deutsche Übersetzung von 1776, http://www.heinrich-heine-denkmal.de/dokumente/decofind-d.shtml .

AMY GOODMAN: Pete Seeger, wollen Sie uns etwas über "We Shall Overcome" erzählen?

PETE SEEGER: Ich habe das Lied 1946 von einer weißen Frau gelernt, die in einer Gewerkschaftsschule, der Highlander Folk School in Tennessee, unterrichtet hat. Damals dachte ich, das Lied wäre 1946 von Tabak-Arbeitern gemacht worden, denn sie sangen es bei ihrem Streik im Winter 1946 in Charleston in South Carolina, und sie lehrten das Lied Zilphia Horton, die Lehrerin in der Gewerkschaftsschule. Sie sagte: "Oh, das ist mein Lieblingslied." Ich druckte es 1947 in unserer kleinen Zeitschrift in New York, People’s Songs, unter dem Titel "We Will Overcome" ab.

Mein Freund Guy Carawan machte es berühmt. Er übernahm es so, wie ich es gesungen habe, "We Shall Overcome", denn Septima - es gab dort noch die andere Lehrerin Septima Clark, eine schwarze Frau. Sie meinte - ebenso wie ich - es würde den Mund besser öffnen als "Will". Jedenfalls lehrte Guy Carawan es 1960 die jungen Leute bei der Gründungsversammlung des SNCC, Student Nonviolent Coordinating Committee, abgekürzt SNCC. Und einen Monat später war es nicht irgendein Lied, sondern es war das Lied im gesamten Süden.

Erst vor zwei Jahren habe ich einen Brief von einem Professor in Pennsylvania bekommen, in dem er mir einen Artikel im United Mine Workers Journal vom Februar 1909 mitteilte. Dort heißt es in einem Brief auf der Titelseite: "Im letzten Jahr bei unserem Streik eröffneten wir jede Versammlung mit einem Gebet und sangen das gute alte Lied ‘We Will Overcome.’" Es ist also wahrscheinlich eine Gewerkschafts-Version vom Ende des 19. Jahrhunderts des damals wohlbekannten Gospel-Songs I’ll overcome, I’ll overcome, I’ll overcome some day.

AMY GOODMAN: Sie haben es für Martin Luther King gesungen?

PETE SEEGER: 1957 fuhr ich zur Highlander Folk School. Zilphia war tot und ihr Mann Myles Horton sagte: "Wir können die 25-Jahrfeier der Schule nicht ohne Musik begehen. Willst du nicht herkommen und uns dabei helfen, ein paar Lieder anzuleiten?" Also fuhr ich hin und Dr. King und Reverend Abernathy kamen aus Alabama, um ein paar Worte zu sprechen, und ich habe ein paar Lieder gesungen, darunter auch dieses. Ann Braden drängte King dazu, am folgenden Tag in Kentucky zu sprechen und sie saß hinten im Auto und gemahnte ihn: "’We Shall Overcome’. Dieses Lied sitzt dir wie angegossen, findest du nicht?" Aber nicht er war der musikalische Leiter, sondern erst drei Jahre später machte Guy Carawan es berühmt.

AMY GOODMAN: Schon als Sie dergleichen Lieder gesungen haben, wurde das oft als schreckliche Bedrohung des Establishments angesehen. 1963 warnte die Fire & Police Research Association in Los Angeles vor einem Ihrer Auftritte, Pete Seeger, die Folk-Musik würde in Jugendversammlungen dazu benutzt, weite Teile der Jugendgruppen einer Gehirnwäsche zu unterziehen und sie zu unterwandern.

PETE SEEGER: Lieber Himmel - ich hoffe sie wissen es inzwischen etwas besser. Das war vor 40, 41 Jahren, aber das Establishment hat sich immer Sorgen über Musik gemacht. Jahrelang habe ich Plato zitiert, der geschrieben hat: "Es ist sehr wichtig, dass im Staat nicht die falsche Art Musik zugelassen wird." Und ich habe auch ein arabisches Sprichwort gehört: "Ehe der König den Dichter auf seine Gehaltsliste setzt, schneidet er dem Dichter die Zunge heraus."

In den 1930er Jahren war mir sehr bewusst, dass die Radiosender hübsche Liebeslieder und lustige Lieder spielten, aber nur durch Zufall kam ein Lied wie "Brother, Can You Spare a Dime?" (Bruder, hast du mal einen Groschen übrig?) durch. Ich denke, die anderen Lieder waren eher wie Bing Crosbys Hit von 1933 "Wrap your troubles in dreams. Dream your troubles away" (Wickel deine Sorgen in Träume ein. Träume deine Sorgen einfach weg). Sollten wir so die Depression schlucken?

AMY GOODMAN: Wir sprechen mit Pete Seeger und in Ihrer allmusic.com-Biografie heißt es: "Pete Seegers Anhänglichkeit an die Unantastbarkeit der Folk-Musik kam mit dem Aufkommen des Folk-Rock zu einem Siedepunkt und seit Langem geht das Gerücht, er habe versucht, 1965 Bob Dylans stark elektrifizierter Gruppe, der Paul Butterfield Blues Band, den Hahn zuzudrehen". Stimmt das?

PETE SEEGER: Nein. Es stimmt zwar, dass ich keine elektrischen Instrumente spiele, das kann ich gar nicht. Andererseits habe ich mit Leuten gespielt, die sie wunderbar spielen und einige von ihnen bewundere ich. Howling Wolf hat in Newport elektrische Instrumente benutzt, genau an dem Tag, bevor Bob sie benutzt hat. Aber ich war wütend, dass der Ton so verzerrt war, dass man kein Wort von dem verstand, was er gesungen hat. Er hat das großartige Lied "Maggie’s Farm" gesungen, ein großartiges Lied, aber man konnte es nicht verstehen. Und ich bin zum Tontechniker gerannt und habe ihm gesagt: "Stell den Ton so ein, dass man den Sänger verstehen kann." Und sie sie haben zurückgebrüllt: "Nein, genau so wollen sie es!" Ich weiß nicht, wer "sie" waren, aber ich war so wütend und habe gesagt: "Verdammt, wenn ich eine Axt hätte, würde ich jetzt das Kabel durchhauen." So wütend war ich wirklich. Aber ich war nicht dagegen, dass Bob elektrische Instrumente spielte.

Tatsächlich sind einige von Bobs Liedern immer noch meine Favoriten. Was für ein Künstler! Was für ein großartiger - ich würde sagen, vielleicht waren er und Woody und Buffy Sainte-Marie und Joni Mitchell und Malvina Reynolds die großartigsten Liederschreiber des 20. Jahrhunderts, auch wenn Irving Berlin das meiste Geld verdient hat. Sie haben Lieder geschrieben, die versucht haben, uns klarzumachen, wo wir stehen, was wir tun müssen. Sie schreiben sie immer noch.

AMY GOODMAN: 1967 haben sie Ihren Standpunkt zum Vietnamkrieg in der Smothers Brothers Comedy Hour verdeutlicht. Wollen Sie darüber sprechen?

PETE SEEGER: Gut, die Smothers Brothers waren ein sehr großer Erfolg im CBS-Fernsehen. Und damals, ein Jahr zuvor, ich denke im Frühling 1967, haben sie gesagt - sagt CBS: "Können wir irgendetwas für euch tun? Ihr seid an der Spitze. Was können wir tun, um euch noch glücklicher zu machen?" Und sie haben gesagt: "Wir wollen Seeger in der Sendung haben." Und CBS hat gesagt: "Gut, wir werden es uns überlegen." Schließlich haben sie im Oktober gesagt: "OK, ihr könnt ihn bringen". Und ich habe "Waste deep in the big muddy, the big fool says to push on" gesungen.

Die Aufnahme wurde in Kalifornien gemacht und nach New York geflogen. Und in New York wurde das Lied beschnitten. Und nun wandten sich die Smothers Brothers an die Printmedien und sagten: "CBS zensiert unsere besten Witze. Sie haben Seegers bestes Lied zensiert". Und damit erregten sie Aufsehen in der Öffentlichkeit. Und im November, Dezember und Januar ging der Streit weiter. Schließlich im Februar - nein, Pardon, Ende Januar, Ende Januar 68 hat CBS gesagt: "OK, OK, er soll das Lied singen." Sechs Stunden nach der Mitteilung flog ich nach Kalifornien.

Ich erinnere mich, dass ich eine Menge Lieder aus der amerikanischen Geschichte gesungen habe, Lieder aus der Revolution, z. B. "Come ye hither, redcoats, you mind what madness fills. In our forest there is danger, there’s danger in our hills. Fall the rifles, the rifles in our hands shall prove no trifle." (Kommt hierher, Rotröcke, passt auf, wo Wahnsinn ist. In unserem Wald lauert Gefahr, Gefahr auf unseren Hügeln. Legt die Gewehre an, die Gewehre in unseren Händen sollen keine Bagatelle sein). Ich denke ich habe den Schlager von 1814 schon erwähnt. Es war der Schlager: "Oh, say can you see." Und das Lied aus dem Mexikanischen Krieg: "Green grow the lilacs all sparkling with dew". (Grün sprießt der Flieder und glänzt von Tau.) Ein Liebeslied. Deshalb werden die Yankees in Mexiko "Gringos" genannt, das kommt von diesem Lied. Und natürlich der Bürgerkrieg, einige gute Lieder, nicht nur die "Schlachthymne der Republik", sondern eine Menge anderer. Der spanisch-amerikanische Krieg, das Lied brachte mir Oscar Brown bei. Amerikanische Soldaten auf den Philippinen haben "Damn, damn, damn the Filipinos. Cross-eyed kakiack ladrones. And beneath the starry flag, civilize them with a crag [crack?], and go back to our own beloved home" gesungen (Verdammte Filipinos. Schieläugige Kakiack-Räuber. Und unter dem Sternenbanner zivilisiert sie mit einem Knall und geht in eure geliebte Heimat zurück). So etwas habe ich nicht gesungen. Aber dann kam die moderne Zeit. Ich habe "Waste Deep in the Big Muddy" gesungen und nur ein Sender in Detroit hat es weggelassen. Aber das übrige Land hat es gehört, also sieben Millionen Leute haben es gehört.

Wer weiß? Noch Ende Februar beschloss Lyndon Johnson, sich nicht der Wiederwahl zu stellen. Das Lied wäre wahrscheinlich nur ein Grund mehr gewesen. Ich glaube ganz ehrlich, dass die Zukunft aus Millionen Kleinigkeiten besteht, die uns retten werden. Ich stelle mir eine große Wippe vor und am Ende dieser Wippe hängt ein halbvoller Korb mit großen Steinen drin. Das andere Ende der Wippe ist hoch in der Luft. Dort hängt ein zu einem Viertel gefüllter Korb mit Sand. Und einige von uns haben einen Teelöffel in der Hand und versuchen, den Sand im Korb aufzufüllen. Viele Leute lachen uns aus und sagen: "Ach, Leute wie ihr versuchen das seit Tausenden von Jahren und der Sand läuft ebenso schnell wieder raus, wie ihr ihn reintut." Aber wir sagen: "Wir Leute mit Teelöffeln in der Hand werden immer mehr." Und wir denken: "In ein paar Jahren werdet ihr sehen, dass die ganze Wippe, zupp, in die andere Richtung geht." Und die Leute werden sagen: "Himmel, wie ist das so plötzlich passiert?" Wir und alle unsere kleinen Teelöffel. Stimmt allerdings, wir müssen weiterhin Sand einfüllen, denn, wenn wir nicht weiter Teelöffel voller Sand dazutun, wird er auslaufen und die Steine werden wieder nach unten sausen. Wer weiß?

AMY GOODMAN: Sehen Sie diese Risse, diese Stellen, heute in den Massenmedien? Ich weiß, Sie sehen keine Fernsehsendungen und so etwas, zum Beispiel, Sie halten es mit den Smother Brothers. Glauben Sie, dass die Massenmedien heute ebenso eingeengt sind?

PETE SEEGER: Nicht genau so eingeengt, nein. Es geschehen lauter kleine Dinge. Soweit ich verstanden habe, kann dieses Programm auf einigen Fernsehsendern laufen. Ich muss herausbekommen, wo, wann, dann kann ich es sehen. Sie haben recht, ich sehe nicht viel Fernsehen außer dass ich für meine Eislaufbahn nach dem Wetter sehe. Ich bin lesesüchtig und zeitschriftensüchtig, ich bekomme 40 oder 50 Zeitschriften im Monat. Und ich lese Musik-Zeitschriften, Umwelt- Zeitschriften, Gewerkschafts- Zeitschriften, Bürgerrechts- Zeitschriften. Wer weiß?

AMY GOODMAN: Dies ist Pete Seeger vor 10 Jahren, 2004, in unserem Feuerwache-Studio. Der legendäre Folk-Sänger und Aktivist ist im Januar im Alter von 94 Jahren gestorben. Wir fahren damit fort, Petes in seinen eigenen Worten und Liedern zu gedenken.

[Pause]

AMY GOODMAN: Pete Seeger singt "Waist Deep in the Big Muddy" in der Sendung Smothers Brothers Comedy Hour 1968. Hier ist Democracy Now!, democracynow.org, The War and Peace Report. Ich bin Amy Goodman. Wir fahren damit fort, Petes, des legendären Folk-Sängers und Aktivisten, zu gedenken. Er ist im Januar im Alter von 94 Jahren gestorben. Wir kehren zu unserem Interview vor einem Jahrzehnt, 2004, in unserem Feuerwache-Studio zurück. Ich hatte Pete Seeger gebeten, über eines seiner berühmtesten Lieder zu sprechen: "Where Have All the Flowers Gone?"

PETE SEEGER: Gut, ich saß also in einem Flugzeug und war auf dem Weg ins Oberlin-College, um dort zu singen. Ich war über Ohio und …

AMY GOODMAN: In welchem Jahr war das?

PETE SEEGER: … döste vor mich hin. Im Jahr 1955. Und plötzlich nahmen drei Zeilen, die ich in einem Buch gelesen hatte, Gestalt an. In dem Buch hieß es nur: "Wo sind die Blumen? Mädchen haben sie gepflückt. Wo sind die Mädchen? Sie sind alle verheiratet. Wo sind die Männer? Sie sind alle in der Armee." Es ist ein altes russisches Volkslied. Und die Don-Kosaken - vielleicht ist es auch ein ukrainisches Volkslied. "Koloda Duda" ist der Originaltitel, aber das wusste ich damals noch nicht. Alles, was ich wusste, war, dass ich diese drei Zeilen in dem Buch eines sowjetischen Romanciers Der Stille Don gelesen hatte. Und plötzlich hatte ich die drei Zeilen. Mir war damals nicht klar, dass ich einen Teil der Verse aus einem alten irischen Lied geklaut hatte. Ich hatte ein Holzfällerlied von den Adirondacks aufgenommen: "Johnson says he’ll load more hay, says he’ll load 10 times a day" (Johnson sagt, er will mehr Heu laden, er sagt, er will zehnmal am Tag laden). Sie können das wirklich sehen, ich habe es verlangsamt und ich hatte an diesem Abend die Worte ans Mikrophon geheftet und sang sie.

Und ein paar Wochen drauf ging ich die 48. Straße in Manhattan entlang, ging zu Folkways Records rein und sagte: "Ich habe ein neues Lied ausgedacht." Und dann hat Moe Asch ein Mikro vor mit aufgebaut und es aufgenommen. Und ein paar Monate später kam es auf einer anderen LP heraus. Ein Oberlin-College-Student bekam die LP bei seiner Arbeit in einem Sommerlager und die Kinder alberten herum und sangen: "Where have all the counselors gone, broken curfew everyone" (Wohin sind alle Betreuer gegangen, jeder hat die Ausgangssperre gebrochen). Am Ende des Sommers hatte er die beiden Verse, die wir kennen, dazu gemacht: "Where have the soldiers gone, gone to graveyards. Where have the graveyards gone, covered with flowers". (Wohin sind die Soldaten gekommen, sie sind auf die Friedhöfe gekommen. Wohin sind die Friedhöfe gekommen, sie sind mit Blumen bedeckt.)

Und die Kinder haben das Lied zurück nach New York gebracht. Peter, Paul and Mary haben es im Village, in Greenwich Village, gesungen und ich habe es aufgelesen und angefangen, es zu singen. Dann lernte es das Kingston Trio von ihnen. Und etwa drei Jahre drauf sagt mein Manager: "Pete, hast du nicht das Lied ‘Where Have All the Flowers Gone’ geschrieben?" "Ja", habe ich gesagt, "vor etwa drei Jahren". Er sagte: "Hast du das Copyright eintragen lassen?" "Nein, ich denke nicht, dass ich das je gemacht habe." Er sagte: "Gut, das solltest du tun. Das Kingston Trio hat es aufgenommen".

Gut also, ich rief Dave Guard an. Er war ein alter Freund. Er hatte angefangen Banjo zu spielen, weil er mein Buch, meinen Bestseller, in die Hände bekommen hatte. Zuerst habe ich es vervielfältigt, später drucken lassen. Es ist in 100.000 Exemplaren erschienen: How to Play the Five-String Banjo. Ein Jahr später schrieb er mir. Er schrieb: "Ich beanspruche das Buch sehr intensiv. Ich und zwei andere sind die Gruppe The Kingston Trio." Also rief ich ihn an. "Oh, Pete, wir haben nicht gewusst, dass es dein Lied ist. Wir werden unsere Namen entfernen." Das war sehr nett von ihm, denn technisch, rechtlich, hatte ich, wie man das nennt, auf das Copyright verzichtet. Aber sie entfernten ihren Namen und mein Manager ließ das Copyright eintragen. Heutzutage bezahlt dieses Lied meine Steuern. Es ist in Dutzende Sprachen übersetzt worden.

AMY GOODMAN: Pete, mögen Sie "Where Have All the Flowers Gone?" spielen?

PETE SEEGER: Where - ah, vielleicht werde ich nur die allerletzte Strophe singen, weil mich die Widersprüche des Lebens immer noch in Erstaunen versetzen. Man muss lachen, wenn man nicht weinen will.

Where have all the graveyards gone?
Long time passing.
Where have all the graveyards gone?
Long time ago.
Where have all the graveyards gone?
Covered with flowers everyone.
When will we ever learn?
When will we ever learn?

AMY GOODMAN: Ihre Stimme ist doch noch da.

PETE SEEGER: Sie ist im Keller.

AMY GOODMAN: Mögen Sie über das Älterwerden sprechen?

PETE SEEGER: Oh, es ist kein Spaß, Gedächtnis oder Gehör oder Sehkraft zu verlieren, aber von meinen Schultern abwärts bin ich in besserer Verfassung als die meisten Männer meines Alters. Ich kann mit meiner Familie Skilaufen gehen, allerdings halte ich mich an die Hänge für fortgeschrittene Anfänger. Schwierige Abfahrten versuche ich nicht.

AMY GOODMAN: Pete, Sie sitzen hier mit Kopfhörern. Sie sind Sänger. Klang ist sehr wichtig. Sie können alles nicht mehr so deutlich hören. Wie beeinflusst Sie das?

PETE SEEGER: Gut, ich singe immerzu vor mich hin, ich summe oder singe nur in meinem Kopf. Ich mache kein Geräusch. Aber zugegeben, ich kann nicht - ohne dass ich Kopfhörer aufhabe - nicht einmal mit dem, was man Hörhilfen nennt, wirklich Musik hören. Ich höre mir keine CDs an. Ich höre nicht Radio. Ich höre mir nicht Fernsehen an. Und wenn gelegentlich Freunde vorbeikommen, will ich mitmachen, aber meine Finger sind langsamer geworden. Ich höre mir Aufnahmen an, die ich vor Jahren gemacht habe, und sage: "Wie hab ich nur jemals so schnell spielen können!"

Andererseits sind das jetzt aufregende Zeiten. Und gewinnen, verlieren oder unentschieden spielen wird sehr aufregend. Ich nehme das, was Sie tun, mit Beifall auf. Ich denke, was Democracy Now! tut, ist einfach fantastisch. Das hätte man ein halbes Jahrhundert früher nicht machen können, hätte man nicht machen können.

AMY GOODMAN: Warum nicht?

PETE SEEGER: Ja, sie hatten nicht die Technik dafür, denke ich. Ich sage deshalb: Die Technik wird uns retten, wenn sie uns nicht zuvor vernichtet hat.

AMY GOODMAN: Gut, Pete Seeger, letzte Worte . Wenn wir dieses Gespräch zusammenfassen - die Rolle von Musik, Kultur und Politik.

PETE SEEGER: Sie sind alle miteinander verflochten. Hurra für die Verflechtung!

AMY GOODMAN: Gut, ich möchte Ihnen sehr dafür danken, dass Sie bei uns sind. Und Leuten, die nicht so voller Hoffnung sind und die jetzt gerade zuhören und versuchen, ihren Weg zu finden, was möchten Sie denen sagen?

PETE SEEGER: Macht euch klar, dass Kleinigkeiten zu Größerem führen. Darum geht es ja bei der Saat. Im Neuen Testament gibt es eine wunderbare Parabel: Der Sämann streut Samen aus. Einiges fällt auf den Weg und wird zertrampelt und es wächst nicht. Einiges fällt auf den Felsen und es wächst nicht. Aber etwas von dem Samen fällt auf fruchtbaren Boden und es wächst und vervielfältigt sich tausendfach. Wer weiß, wo einige Kleinigkeiten, die du gemacht hast, vielleicht Jahre später Ergebnisse bringen, von denen du niemals geträumt hast?

AMY GOODMAN: Pete Seeger hat vor einem Jahrzehnt, 2004, auf Democracy Now! gesprochen. Der legendäre Folk-Sänger und Aktivist ist im Januar im Alter von 94 Jahren gestorben. Zuletzt erschien er4 bei Democracy Now! im August 2013. Er hat über eines seiner berühmtesten Lieder gesprochen.

PETE SEEGER: Das Lied "If I Had a Hammer" ist an viele Orte gereist, an die ich selbst nie reisen konnte, und das freut mich sehr.

[singt] If I had a hammer,
I’d hammer in the morning,
I’d hammer in the evening,
All over this land,
I’d hammer out danger,
Hammer out a warning,
Hammer out love between,
All of my brothers,

Eine Frau sagt: "Mach daraus ‚meine Brüder und meine Schwestern’". Lee sagt: "Das geht einem nicht so gut von der Zunge." Aber sie bestand darauf. Er sagte: "Wie wär’s mit ‚alle meine Geschwister’?" Sie hielt das für keinen guten Witz.

[singt] All over this land.
If I had a song,

Man braucht nicht das ganze Lied zu singen. Man kann es singen, wenn man allein im Auto sitzt oder beim Abwaschen oder man kann es einfach seinen Kindern vorsingen. In diesem Programm haben wir nicht viel von Kindern gesprochen, aber vielleicht ist gerade den Kindern klar, dass man nicht ohne Liebe leben kann, dass man nicht ohne Spaß und Gelächter leben kann, dass man nicht ohne Freunde leben kann - und ich sage: "Lang mögen die leben, die Kinder unterrichten", denn sie können den Kindern zeigen, wie sie die Welt retten können.

AMY GOODMAN: Und zum Abschluss noch einmal Pete Seeger vom letzten August http://www.democracynow.org/2013/8/9/pete_seeger_remembers_his_late_wife ..

PETE SEEGER:

We shall overcome.
We shall overcome.
We shall overcome some day.
Oh, deep in my heart,
I know that I do believe,
We shall overcome…

AMY GOODMAN: Sie haben Pete Seeger in seinen eigenen Worten und Liedern gehört. Im Januar ist er im Alter von 94 Jahren gestorben. Noch diesen Monat findet eine 5-tägige Reihe von Gedenkveranstaltungen unter dem Titel Seeger-Fest [http://www.seegerfest.org/] in New York statt. Die Reihe beginnt am 17. Juli. Dazu gehören Konzerte im Central Park und im Lincoln-Center. Ein Exemplar der heutigen Sendung finden Sie auf unserer Website democracynow.org. Dort finden Sie auch alle unsere Pete-Seeger-Shows http://www.democracynow.org/special/pete_seeger_on_democracy_now ., darunter die Feier zu seinem 90. Geburtstag http://www.democracynow.org/2009/5/4/legendary_folk_singer_activist_pete_seeger ., bei der Bruce Springsteen und Bernice Johnson Reagon und Joan Baez aufgetreten sind.

Aus dem Englischen von Ingrid von Heiseler

Quelle:  Democracy Now! vom 04.07.2014. Originalartikel: July 4 Special: "We Shall Overcome": Remembering Folk Icon, Activist Pete Seeger .

Fußnoten

Veröffentlicht am

03. August 2014

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