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Der Weltmeister - oder der Wunsch nach Elefanten mit “schlanken Füßen”

Von Thomas Bauer

Aus und vorbei, die deutsche Elf hat das Finalspiel und somit die Fußball-WM in Brasilien gewonnen. Die Zeitungen sind überfüllt von positiven Nachrichten und die Spieler und ihr Betreuerstab haben ohne Zweifel große Sympathie während dieser Tage in Brasilien gewonnen. Sei es wegen ihrer konsequenten Vorbereitung, ihrem Umgang mit der lokalen Bevölkerung im Camp Bahia oder natürlich auch auf dem Rasen.

Davon könnten einige transnationale deutsche Konzerne in Brasilien einiges lernen. Denn wie sich BASF/Bayer, ThyssenKrupp AG oder die Waffenkonzerne H&K und die Carl Walther GmbH in Brasilien ihre Millionen verdienen macht keinen "schlanken Fuß".

BASF und Bayer zum Beispiel, tragen dazu bei, dass die brasilianische Landwirtschaft absoluter Weltmeister beim Pestizideinsatz ist. Laut einem Bericht von PAN Germany (= Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.) handelt es sich teilweise um - in der EU - bereits seit Jahren verbotene Wirkstoffen mit verheerenden Nebenwirkungen auf den Menschen. Hierzu zählt die Beeinträchtigung der Fortpflanzungsfähigkeit, Geburtsschäden wie etwa verringertes Geburtsgewicht oder Missbildungen, die Beeinträchtigung der kognitiven Entwicklung von Kindern, krebserregend, usw. … Allen voran das Insektizid Endosulfan, welches sehr beliebt auf den Soja-Monokulturplantagen ist. Die Ironie dabei, obwohl seit Jahren in der Europäischen Union verboten, kommt es trotzdem über die brasilianischen Sojaexporte wieder dorthin zurück.

Aber nicht nur BASF und Bayer sind dick im Geschäft. Auch ThyssenKrupp AG (= TKCSA) hat sich bei den Fischern_innen der Bucht Sepetiba sowie den Anrainern_innen aus dem Stadtviertel Santa Cruz aus Rio de Janeiro nicht beliebt gemacht. Ausgerechnet hier am Stadtrand haben sie nämlich im Jahr 2010 das "modernste Stahlwerk" der Welt - ohne die notwendige Betriebslizenz - eröffnet. Trotz der modernsten Technik, verpestet der Konzern nun Wasser und Luft und die lokale Bevölkerung muss mit den Folgen des "chuva de prata" (= Graphitstaub Emissionen) leben. Trotz unzähliger Anzeigen, dem Besuch deutscher Abgeordneter und der gut organisierten Kampagne "Pare TKCSA" (= Stoppt die Menschen- und Umweltverletzungen der TKCSA) kam es noch zu keiner wesentlichen Verbesserung.

Längst haben allerdings auch deutsche Waffenexporteure den äußerst lukrativen brasilianischen Markt fest im Visier. Das größte Land Lateinamerika lag zwischenzeitlich sogar auf dem elften Rang als Abnehmer der deutschen Waffenindustrie. Dabei geht es nicht nur um Kampfpanzer vom Typ Leopard-1 A 5 für die brasilianischen Streitkräfte, sondern auch um beachtliche Mengen von deutschen Kleinwaffen - Maschinenpistolen, Sturm- oder Scharfschützengewehre - sehr beliebt bei der brasilianischen Polizei und den Sondereinsatzkommandos. In diesem Zusammenhang konnte Amnesty im Jahr 1992, nach dem unvergesslichen Massaker im Gefängnis Carandiru, wo 111 Gefangene brutalst niedergeschossen wurden, anhand der Seriennummern nachweisen das es sich um deutsche Waffen des Typs MP 5 des Oberndorfer Gewehrhersteller Heckler & Koch handelte.

Auch in der Zeit der Fußball-WM in Brasilien kam es durch die Militärpolizei bewaffnet mit den selben deutschen Waffen, während der Proteste, zu unzähligen Menschenrechtsverletzungen. Der deutschen Qualität verdanken wir somit leider nicht nur schöne Tore.

Wenn es im Interesse der deutschen Wirtschaft ist, in Brasilien ein ähnlich positives Bild zu hinterlassen wie Müller, Götze und Co. - dann sollten sie sich ein bisschen weniger wie der Elefant im Porzellanladen - oder sollte es heißen: wie Multis in Entwicklungsländern? - aufführen. Ein wenig mehr vom "schlanken Fuß" der DFB-Elf würde uns hier in Brasilien einiges an "Getrampel" ersparen.

Quelle:  PIRAMA (= NachDenkZeit) vom 14.07.2014. 

Veröffentlicht am

14. Juli 2014

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