Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.

Ihre Spende ermöglicht unser Engagement

Spendenkonto:
Bank: GLS Bank eG
IBAN:
DE36 4306 0967 8023 3348 00
BIC: GENODEM1GLS
 

Vorschlag für den Stuttgarter Friedenspreis 2014: Ulli und Sonnhild Thiel, Pazifisten und baden-württembergische Friedensaktivisten

Jedes Jahr werden durch das BürgerInnenprojekt Die AnStifter Menschen mit dem "Stuttgarter Friedenspreis" ausgezeichnet, die sich in besonderer Weise für “Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität” einsetzen. Vorschläge zu diesem Preis kann jede und jeder einreichen. Von Friedensfreunden und aus dem Umfeld der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) sind in diesem Jahr die Pazifisten Ulli und Sonnhild Thiel aus Karlsruhe für den Preis vorgeschlagen worden. Nachfolgend die Begründung für diesen Vorschlag.

Pazifismus ist für sie mehr als eine ethische oder politische Geisteshaltung - Pazifismus ist für sie Berufung. Friedens-Arbeit nahezu ein Leben lang - in der Öffentlichkeit, ob daheim in Karlsruhe, in Baden-Württemberg oder jahrelang auf Bundesebene. Die Friedensaktivisten Ulli (geb.1943) und Sonnhild (geb. 1941) Thiel haben maßgeblich zur Verbreitung gewaltfreier Ideen in Baden-Württemberg beigetragen und zigtausende Baden-Württemberger friedenspolitisch inspiriert.

Die Beratung von weit mehr als tausend Kriegsdienstverweigerern seit den späten 1960er Jahren war der Beginn eines bis heute andauernden Engagements gegen Militarismus und Gewalt, auch durch zahllose Friedensaktionen und Friedensveranstaltungen. In den 1970er und 1980er Jahren war das Haus des Ehepaars Thiel Ideenschmiede, Bücher- und Plakatstation, Landesgeschäftsstelle der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), kurzum ein Friedensbüro mit überragender Ausstrahlung im Südwesten. Hier hat Ulli Thiel 1978 den wohl bekanntesten Leitspruch der bundesweiten Friedensbewegung "erfunden": "Frieden schaffen ohne Waffen".

Als Sprecher des süddeutschen Koordinierungs-Ausschusses der Friedensbewegung hatte er die zunächst noch vermessene Idee, am 22. Oktober 1983 von Stuttgart nach Neu-Ulm eine mehr als 100 Kilometer lange Menschenkette gegen die Nato-Aufrüstung mit Pershing-II-Raketen zu initiieren. Ulli Thiel war nicht nur Ideengeber, sondern auch einer der Hauptorganisatoren, sozusagen das Gesicht der Menschenkette. Wegen seines Friedensengagements war der Sonderschullehrer in den 1970er und 80er Jahren von staatlichen Sanktionen (Hausdurchsuchungen, Strafermittlungsverfahren, etc.) und Repressionsmaßnahmen der Schulbehörden betroffen.

Gegen den Strom schwimmen bedeutete für die Familie mit drei Kindern, staatliche Einschüchterungsversuche abzuwehren, in der Friedensarbeit integer zu bleiben und zugleich neben dem Kriegsdienstverweigerungs- und DFG-VK-Engagement, sich für die Friedensideen zu vernetzen: mit der Arbeitsstelle Frieden der Evangelischen Landeskirche in Baden, in der Werkstatt für Gewaltfreie Aktion Baden und im Internationalen Versöhnungsbund.

Mit dem Abzug der Pershing-Raketen, mit dem Ende der jahrzehntelangen Wehrungerechtigkeit und der Aussetzung der Wehrpflicht 2011 hat sich der sprichwörtliche "lange Atem" der beiden Friedenskämpfer ausgezahlt. In der Gegenwart geht es immer wieder um Atomsprengköpfe, die in Büchel/Eifel für den Einsatz bereitgehalten werden; sofern es Ulli Thiels Gesundheit zuließ, hat das Ehepaar in den letzten zehn Jahren die Radtour der mehr als 100 "Pace-Maker" im Lautsprecherwagen begleitet und für Abrüstung geworben.

Selbst wenn es um die Friedensbewegung etwas ruhiger geworden ist, so bleibt das Thiel’sche Friedenshaus in Karlsruhe seit bald 50 Jahren Anlaufstelle und Kontaktbörse für viele Belange rund um das Thema Pazifismus, Kriegsdienstverweigerung oder Desertion. Sonnhild und Ulli Thiel, beides Menschen der leisen Töne in eigener Sache, bekennen immer wieder öffentlich Farbe. Als Team dienen beide zusammen durch ihr beispielgebendes Leben dem Friedensgedanken.

"Die Thiels" sind Vorbild in unserem Land, dem ja immer mehr Vorbilder abhandenkommen - Vorbild, was Moral und Engagement, pazifistische Haltung und Tat anbelangt. Ihre gemeinsame Lebensleistung verdient Respekt, Dank und Anerkennung - durch den Stuttgarter Friedenspreis 2014.

Detlef Hintze (Mannheim), Hanne Langenbacher (Weinheim), Gaby Weiland (Mannheim), Gunter Schmidt (Tauberbischofsheim), Stefan Philipp (Meißenheim), Roland Blach (Stuttgart), Michael Schmid (Gammertingen), Klaus Pfisterer (Hochdorf), Andreas Zumach (Genf), Kristin Dawn Flory (Genf).

Informationen zum Stuttgarter Friedenspreis der Anstifter

Abstimmen können nur AnStifterinnen und AnStifter – also all jene, die die anstiftende Arbeit mittragen – durch Beiträge, Spenden, ehrenamtliche Arbeit, materiell, ideell. Die AnStifterinnen freuen sich, wenn auch Sie AnStifterin, Anstifter werden und damit deren Bürgerprojekte und ihr Herzstück, den Stuttgarter Friedenspreis, für die Zukunft sichern.

 

Nachtrag vom 12.04.2014: Am 10. April 2014 ist Ulli Thiel leider verstorben. Siehe hierzu:

Unser Vorschlag für die Verleihung des Stuttgarter Friedenspreises 2014 an Sonnhild und Ulli Thiel, bleibt dennoch ohne Wenn und Aber aufrechterhalten. Dieser Vorschlag erreichte Ulli Thiel Mitte März, nachdem er als "austherapiert" aus dem Krankenhaus nach Hause entlassen wurde. Er hat sich sehr darüber gefreut.

Veröffentlicht am

03. April 2014

Artikel ausdrucken

Weitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von