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Al-Qaidas Rückkehr

Von Eric S. Margolis

Wie wurde al-Qaida, eine kleine antikommunistische Gruppe in Afghanistan mit nicht mehr als 200 aktiven Mitgliedern im Jahr 2001, eine angeblich weltweite Bedrohung?

Wie ist es möglich, dass al-Qaida über den ganzen Mittleren Osten, Nordafrika und jetzt über einen großen Teil Schwarzafrikas verbreitet ist? Das, nachdem die Vereinigten Staaten von Amerika über eine Billion Dollar ausgegeben haben, um al-Qaida in Afghanistan und Pakistan auszumerzen?

Die Antwort ist einfach. Als eine Organisation und Bedrohung existiert al-Qaida kaum. Aber als Namen wurden al-Qaida und "Terrorismus" zu einer praktischen Universalbezeichnung des Westens für bewaffnete Gruppen, die westlichen Einfluss, Korruption oder Repression in Asien und Afrika bekämpfen. Al-Qaida ist nirgends - aber überall.

Sucht eine Rebellengruppe Publizität, dann ist ein Treueschwur an die schattenhafte Nirgendwo-al-Qaida der schnellste Weg.

Nehmen Sie den Irak, wo derzeit in der Provinz Anbar der Kampf zwischen der schiitischen Regierung und sunnitischen Milizen tobt. Interessanterweise hat der Sunnitenaufstand seinen Mittelpunkt in Fallujah, das von Marinesoldaten der Vereinigten Staaten von Amerika fast flachgelegt wurde und zerfetzt mit Urangranaten und verbotenem weißem Phosphor, als schreckliche Warnung an die Iraker, die sich wehrten.

Nachdem die Vereinigten Staaten von Amerika 2003 in den Irak einmarschiert waren, bildeten sich mehr als ein Dutzend irakische Widerstandsgruppen, die den Kampf gegen die Amerikaner und ihre neugefundenen Schia-Alliierten aufnahmen. Dominierend unter ihnen waren Saddam Husseins Ba’ath-Partei und irakische Militärveteranen. Wie ich damals immer wieder in großen TV-Netzwerken in den Vereinigten Staaten von Amerika sagte, gab es im Irak keine al-Qaida und keine Atomwaffen. Bedanken Sie sich bei Bush für die sogenannte irakische al-Qaida.

Dank der Magie der Manipulation der Massenmedien konnte Washington die Aufmerksamkeit von all den sunnitischen Widerstandsgruppen - oder "Terroristen", wie sie bezeichnet wurden - ablenken und auf eine Gruppe von Halsabschneidern unter der Führung des mysteriösen jordanischen Renegaten Abu Musad al-Zarqawi richten. Der Rest der Widerstandsgruppen verschwand einfach aus unserer Sicht.

Einige sind jetzt wieder aufgetaucht, besonders der Islamische Staat Irak und Levante (Syrien) oder ISIS. Der wird von den westlichen Medien immer als "verbunden mit al-Qaida" bezeichnet, obwohl es keinen Beweis dafür gibt. Auch das immer brutalere Regime des Irak hat behauptet, dass es in der Provinz Anbar gegen al-Qaida kämpft.

Die Erwähnung des Reizwortes al-Qaida brachte Amerikas konservative Republikaner und Neokonservative zur Raserei. Sie fordern, dass die Obama-Administration etwas unternimmt. Vielleicht wieder in den Irak einmarschieren? Etwa 10.000 Kampfsoldaten der Vereinigten Staaten von Amerika befinden sich in Kuwait an der Straße in den Irak.

Sonderkommandos der Vereinigten Staaten von Amerika, Drohnen und bemannte Kriegsflugzeuge und CIA-Söldner sind bereits im Einsatz rund um Fallujah und Ramadi. Wie in den letzten Jahren bezahlt die CIA Millionen an sunnitische Stammesleute für die Bekämpfung von Anti-Regierungs-Kräften.

Es klingt verrückt, aber die Vereinigten Staaten von Amerika überlegen, Kampfhubschrauber von Russland zu kaufen und dem Regime in Bagdad zu geben, wie sie es jetzt in Afghanistan mit dem Regime in Kabul machen.

In einem Gespräch über Afghanistan gab der ehemalige Chef des Pentagons Leon Panetta zu, dass es in Afghanistan nie mehr als 25 bis 50 Mitglieder von al-Qaida gegeben hat. Aber jetzt ist al-Qaida aufgetaucht in Pakistan, Jordanien, Saudi-Arabien, im Jemen, in ganz Nordafrika, in Nigeria, Mali, in der Zentralafrikanischen Republik usw. Auch Somalias antiwestliche Widerstandsgruppe Shebab wird als "verbunden mit al-Qaida" hingestellt.

Damals im Kalten Krieg wurden nahezu alle Gruppen, die sich der Vorherrschaft des Westens widersetzten, als Kommunisten bezeichnet. Heute hat al-Qaida den Kommunismus als Aufschrift auf dem Alarmknopf ersetzt. Der weit verbreitete - aber wahrscheinlich falsche - Glauben, dass Osama bin Ladens al-Qaida verantwortlich war für die 9/11-Attacken, hat alles, was mit al-Qaida "verbunden" ist, zum Freiwild für Auslöschung gemacht.

Deine Feinde als "Terroristen" zu brandmarken ist eine feine Methode, ihnen jede Legitimität zu entziehen und ihnen alle politischen und humanitären Rechte vorzuenthalten. Israel praktizierte das sehr erfolgreich mit den unglückseligen Palästinensern, die dummerweise dabei mitmachten, indem sie Bombenattentate gegen Zivilisten verübten.

Wie auch immer, das offensichtliche Problem hier ist, dass diese Vorgangsweise einen endlosen Nachschub von "Terroristen" schafft und Druck, etwas gegen sie zu unternehmen. Das und Erdöl sind der Grund dafür, dass Sonderkommandos der Vereinigten Staaten von Amerika jetzt in ganz Afrika den Busch abklopfen. Es ist der nie endende "lange Krieg", den Amerikas militaristische und neokonservative Kreise wollen, und vor dem Präsident Dwight Eisenhower damals in den 1950ern so vorausschauend gewarnt hat.

Ägypten bietet ein weiteres düsteres Beispiel dafür, wie Propaganda zur Wirklichkeit wird. Die Mehrheit seines Volkes, die in einer fairen Wahl für eine demokratische Regierung gestimmt hat, und ihre Führer sind jetzt als "Terroristen" verdammt von den verbrecherischen Generälen, die die legitime Regierung in Kairo gestürzt haben. Jeder, der es wagt, sich gegen die von den Vereinigten Staaten von Amerika und Saudi-Arabien gestützte Militärjunta zu stellen, ist ein "Terrorist." Er muss ein Terroristenauto fahren, Terroristennahrung essen und Terroristenbabies haben.

Quelle: www.antikrieg.com vom 11.01.2014. Originalartikel: Return of Al-Qaida . Übersetzung: Klaus Madersbacher.

Veröffentlicht am

13. Januar 2014

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