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Bundeswehr: Dramatische Nachwuchslage (II)

Die Bundeswehr versichert sich bei ihrer Nachwuchsrekrutierung der Expertise und Unterstützung universitärer Personalmanager. Jüngstes Beispiel ist eine für Ende des Monats angekündigte "Personalkonferenz" an der Universität Halle-Wittenberg, zu der auch der oberste Personalwerber der Bundeswehr geladen ist. Organisiert wird die Tagung vom dortigen Lehrstuhl für Betriebswirtschaft, dem ein ranghoher Reserveoffizier der deutschen Streitkräfte vorsteht. Der Lehrstuhlinhaber ist Teil des dem Bundesverteidigungsminister zugeordneten "Beirats für Fragen der Inneren Führung" und leitet dessen Arbeitsgruppe "Personal, Führung, Einsatz". Auch als Autor des von der Bundeswehr publizierten "Readers Sicherheitspolitik" ist der Professor für Betriebswirtschaftslehre bereits in Erscheinung getreten. In seinem Beitrag für das Onlineportal beschreibt er den modernen deutschen Soldaten als "Krisenreaktionsbroker". Zudem tragen die Ende letzten Jahres der Öffentlichkeit präsentierten Empfehlungen der "Strukturkommission" der Bundeswehr seine Handschrift: Hier wird ein "radikaler Umbau" der deutschen Streitkräfte hin zur Besatzungs- und Interventionsarmee gefordert; am Ende dieser Transformation soll die Bundeswehr dann "konsequent auf den Einsatz ausgerichtet" sein.

Kampf um die Besten

Wie die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mitteilt, wird sie am 30. und 31. März zum wiederholten Mal eine sogenannte Personalkonferenz ausrichten. Als Veranstalter firmiert der Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Organisation und Personalwirtschaft, dem der Oberstleutnant der Reserve Professor Manfred Becker vorsteht. Das Motto der Tagung lautet "Armut an Nachwuchs - Reichtum an Ideen"; erklärtes Ziel ist es, zu eruieren, wie Unternehmen in Anbetracht "personeller Knappheit" den "Kampf um die Besten" führen können.Personalkonferenz; personal.wiwi.uni-halle.de . Als Referent geladen ist unter anderem Generalleutnant Wolfgang Born, der die Personal-, Sozial- und Zentralabteilung des Bundesverteidigungsministeriums leitet. Borns Thema sind laut Veranstaltungsprogramm die aktuellen "Herausforderungen für das Personalmanagement" der deutschen Streitkräfte, die sich eigenen Angaben zufolge mit einer "dramatische(n) Nachwuchslage" konfrontiert sehen (german-foreign-policy.com berichtetes. dazu Dramatische Nachwuchslage (I) .). Wie die Organisatoren der "Personalkonferenz" weiter ausführen, geht es General Born insbesondere um die Rekrutierung von "Kompetenzen und Talente(n)" für die Transformation der Bundeswehr zur jederzeit weltweit einsatzfähigen Interventions- und Besatzungsarmee.PK aktuell - Programm der 18. Personalkonferenz; personal.wiwi.uni-halle.de .

Motiviert, diszipliniert

Der Inhaber des betriebswirtschaftlichen Lehrstuhls, Manfred Becker, der für die angekündigte "Personalkonferenz" der Universität Halle verantwortlich zeichnet, kann als Protagonist "zivil-militärischer Zusammenarbeit" gelten. Becker leitet die Arbeitsgruppe "Personal, Führung, Einsatz" des "Beirats für Fragen der Inneren Führung", der direkt dem Bundesverteidigungsminister zugeordnet ist. Einer Selbstdarstellung zufolge setzt sich das Gremium aus "Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, vor allem aus den Bereichen Wissenschaft und Wirtschaft" zusammen; seine Aufgabe bestehe darin, den Verteidigungsminister durch "Empfehlungen" und "gutachterliche Stellungnahmen" sowohl "im Grundsätzlichen" als auch "in Einzelfragen" zu unterstützen. Wie es weiter heißt, sei dabei insbesondere dafür Sorge zu tragen, dass die Soldaten der Bundeswehr "sich für den militärischen Auftrag einsatzbereit halten sowie ihren Dienst motiviert und diszipliniert (…) verrichten".Bundesministerium der Verteidigung: Der Beirat für Fragen der Inneren Führung. Berlin, Mai 2008 (Faltblatt).

Tapfer, standfest

Auch als Autor des von den deutschen Streitkräften im Internet publizierten "Readers Sicherheitspolitik"s. dazu Zivil-militärischer Medienkrieg . ist der Organisator der Halleschen "Personalkonferenz" bereits in Erscheinung getreten. In seinem Beitrag befasst sich Professor Becker ausführlich mit der Transformation der Bundeswehr zur Interventions- und Besatzungsarmee; den modernen Soldaten beschreibt er als "Krisenreaktionsbroker". Um seine "Integration" in die Truppe zu gewährleisten, fordert Becker eine an den Werten "Tapferkeit", "Standfestigkeit" und "Kameradschaft" orientierte Ausbildung: "Es ist nicht zu übersehen, dass die Einsatzkräfte die Sinnfrage ihrer Einsätze z. B. bei 40 Grad Celsius, in Sandstürmen und bei höchster Gefahr für Leib und Leben immer öfter stellen. Integration durch Normen stellt sicher, dass die Soldatinnen und Soldaten, egal ob in der Ausbildung oder im Einsatz, auf einem gemeinsamen Wertefundament stehen und in der Ausübung ihres Dienstes Verhaltenssicherheit haben." Wie Becker weiter ausführt, sei diese Form der "Integration" durch "Traditionspflege" zu ergänzen; dabei dürfe die Konsequenz aus der "Ablehnung eines völkisch geprägten Traditionsverständnisses" jedoch nicht darin bestehen, "die Perspektive auf einen Verfassungspatriotismus zu verengen". Manfred Becker/Inéz Labucay: Transformation braucht Integration. Überlegungen zum Integrationsauftrag der Bundeswehr in turbulenter Zeit; www.readersipo.de .

Vom Einsatz her denken

Seine Expertise stellte der Organisator der Halleschen "Personalkonferenz" unter anderem auch der "Strukturkommission" der Bundeswehr zur Verfügung. Das Gremium unter Leitung des Reserveoffiziers und Vorstandsvorsitzenden der Bundesarbeitsagentur, Frank-Jürgen Weise, präsentierte Ende letzten Jahres einen Bericht, in dem gefordert wird, bei der Personalausstattung der deutschen Streitkräfte "vom Einsatz her (zu) denken". Um die Bundeswehr in eine Besatzungs- und Interventionsarmee zu transformieren, sei deren "radikaler Umbau" unabdingbar, heißt es in dem Dokument; die Truppe müsse "konsequent" auf Kriegsoperationen ausgerichtet werden. Die vor diesem Hintergrund von der "Strukturkommission" entwickelten Überlegungen zum "Personal- und Talentmanagement" tragen deutlich die Handschrift des Betriebswirtschaftlers Becker. Um die "erforderliche Durchhaltefähigkeit" der Truppe bei "Auslandseinsätzen" mit "hohe(m) Gefährdungspotenzial" zu gewährleisten, seien gezielte "Attraktivitätsmaßnahmen" bei der Nachwuchsrekrutierung notwendig, heißt es: "Sowohl finanzielle als auch nichtmonetäre Anreize müssen den potenziellen Arbeitgeber Bundeswehr als attraktiv und etwas besonderes darstellen."Strukturkommission der Bundeswehr (Hg.): Vom Einsatz her denken. Konzentration, Flexibilität, Effizienz. Bericht der Strukturkommission der Bundeswehr. Berlin, Oktober 2010.

Quelle: www.german-foreign-policy.com   vom 24.03.2011.

Fußnoten

Veröffentlicht am

24. März 2011

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