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Schützenhilfe für die Atomindustrie

Mainzer Studie zu Fehlbildungen um Atomkraftwerke fehlt Nachweisstärke

Die Ärzteorganisation IPPNW kritisiert die am 21.07.2010 von der Universität Mainz der Presse vorgestellte Studie "Kinder und Kernkraft" (KuK-Studie) zu angeborenen Fehlbildungen in der Umgebung von Atomkraftwerken als argumentative Schützenhilfe zu Gunsten der Atomindustrie. Die Mainzer Studie hat aufgrund geringer Fallzahlen eine zu geringe statistische Nachweisstärke (power), um einen Effekt in ähnlicher Größenordnung wie in der vorangegangenen Studie zu Kinderkrebs um Atomkraftwerke (KiKK-Studie) nachzuweisen.

Das zeigt eine kritische Analyse der bereits im März veröffentlichten Studie durch den Physiker Dr. Alfred Körblein. Er bemängelt in seiner Auswertung im Strahlentelex vom 6. Mai 2010, dass die KuK-Studie lediglich an zwei Kraftwerksstandorten (AKW Phillipsburg und das AKW Biblis) im Umkreis von nur 10 km durchgeführt wurde, und der Studienzeitraum lediglich etwas mehr als 15 Monate umfasste. Trotz der dünnen Datenlage zeige sich aber eine deutliche Zunahme des Risikos mit der Nähe zum Atomkraftwerk, wenn die Auswertung der Daten auf den Entfernungsbereich größer 3 km beschränkt werde. Eine Ausweitung der Untersuchungsregion auf einen Radius von mindestens 15 km und des Untersuchungszeitraums auf 2 Jahre hätte laut Körblein vermutlich genügt, um einen Entfernungstrend in ähnlicher Höhe wie bei der KiKK Studie statistisch signifikant nachzuweisen.

In einer Pressemitteilung der Universität Mainz vom 15.07.10 mit dem Titel "Neue Studie veröffentlicht" erwecken die Mainzer Wissenschaftler den Eindruck, es sei wissenschaftlich erwiesen, dass Kinder, deren Mütter in der Nähe von Kernkraftwerken wohnen, kein erhöhtes Risiko haben, mit Fehlbildungen zur Welt zu kommen. Die Forscher aus Mainz stellten "keinen Zusammenhang von angeborenen Fehlbildungen in der Umgebung deutscher Kernkraftreaktoren fest".

Zur Erinnerung: Die KiKK-Studie hatte schon 2007 gezeigt: Je näher ein Kleinkind an einem der 16 bundesdeutschen Atomkraftwerke wohnt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für das Kind, an Krebs und insbesondere an Leukämie zu erkranken. Die IPPNW fordert, Strahlenschutzstandards und Grenzwerte nicht an einem gesunden, jungen Mann (Reference Man), sondern am extrem strahlensensiblen Embryo (Reference Embryo) zu orientieren.

Quelle:  IPPNW - Pressemitteilung vom 21.07.2010.

Veröffentlicht am

23. Juli 2010

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