Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.

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Offener Brief wegen Unterstützung des Afghanistan-Krieges geht mit 329 Unterschriften an Bürgermeister

Mit den ersten 329 Unterschriften ist ein "Offener Brief" des Vereins Lebenshaus Schwäbische Alb an den Bürgermeister der Stadt Gammertingen (Kreis Sigmaringen) Holger Jerg zugestellt worden, in dem gegen eine Patenschaft mit einer Bundeswehreinheit und der damit verbundenen Unterstützung des Afghanistan-Krieges protestiert wird. Gleichzeitig wird der Wunsch an die Gemeinde herangetragen, sich für zivile Alternativen im Afghanistan-Krieg einzusetzen und kommunale Friedensarbeit zu fördern. Unter anderem unterstützt der Liedermacher Konstantin Wecker diese Aktion.

Auslöser für die Aktion war die Teilnahme von Herrn Jerg bei einem "Verabschiedungsappell" im Mai in Sigmaringen, bei dem auch Soldatinnen und Soldaten aus der "Patenschaftskompanie" der Stadt Gammertingen in den Kriegseinsatz nach Afghanistan verabschiedet wurden. Dort und in der anschließenden Berichterstattung im Gammertinger Amtsblatt ist betont worden, wie wichtig für die Bundeswehr die breite Unterstützung und Anerkennung ihrer Auslandseinsätze ist, und dass die Soldaten mit dem Gefühl in den Auslandseinsatz gegangen seien, "dass unsere Patengemeinde zu uns und unserem Auftrag steht." (Schreiben von Haupt- und Kompaniefeldwebel Sven Walter an Bürgermeister Jerg, veröffentlicht in "Amtsblatt der Stadt Gammertingen" vom 20.05.2010; siehe "Amtsblatt der Stadt Gammertingen" Nr. 20 vom 20. Mai 2010, Titelseite ).

Diese Berichterstattung verdeutlicht, dass über die Bundeswehrpatenschaft die Gewöhnung an Kriege und die Kriegsteilnahme von Soldaten der "Patenschaftskompanie" als Normalität erscheinen soll. Und in der Tat besteht die eigentliche Absicht der Bundeswehr mit diesen Patenschaften darin, dass die Bevölkerung Verständnis für den Auftrag des Soldaten entwickeln soll. Andererseits sollen die Soldaten durch die Begegnung mit der Bevölkerung die für die Erfüllung ihres Auftrags erforderliche Unterstützung und Anerkennung erfahren können. Die Gefährlichkeit und die Konsequenzen dieser Politik werden dabei aber verschleiert. Auch bei dem Verabschiedungsappell in Sigmaringen ging es genau darum.

Unterstützung von Kriegseinsatz unterlassen, Frieden mit friedlichen Mitteln fördern

Deshalb haben wir einen "Offenen Brief" verfasst, in dem es unter anderem heißt: "Wir protestieren gegen die Unterstützung dieses Kriegseinsatzes im Namen der Stadt Gammertingen. Der Krieg in Afghanistan geschieht nicht in unserem Namen! Bundeswehrsoldaten sind nicht in unserem Namen am Hindukusch! Wir protestieren ebenfalls dagegen, dass das Amtsblatt der Stadt Gammertingen für die propagandistische Unterstützung dieses Kriegseinsatzes benutzt wird. Krieg löst keine Probleme und ist nie zu rechtfertigen."

Dem Denken und Handeln in Kriegskategorien muss ein Denken und Handeln in Friedenskategorien entgegengesetzt werden, heißt es in dem Schreiben weiter. "Dabei wissen wir den Großteil der deutschen Bevölkerung hinter uns. Von der Stadt Gammertingen erwarten wir, dass sie alle ihre gebotenen Möglichkeiten nutzt, um Frieden mit friedlichen Mitteln fördern zu helfen. Dabei ist uns bewusst, dass Kommunalpolitiker nicht unmittelbar über die Beteiligung an einem Krieg entscheiden. Kommunalpolitik aber kann friedensfördernd wirken und den Widerstand der Bürgerinnen und Bürger gegen die Kriegseinsätze stärken."

Gefordert wird von der Stadt Gammertingen, dass sie die Patenschaft mit der Bundeswehr wieder beendet und außerdem "auf propagandistische Werbung für die Bundeswehr und deren Auslandseinsätze im Amtsblatt der Stadt Gammertingen sowie im öffentlichen Raum unserer Kommune" verzichtet. Stattdessen wird die Unterstützung der Stadt Gammertingen für friedensfördernde Projekte gewünscht, zum Beispiel Projekte, in denen jungen Menschen die Möglichkeit gegeben wird, im In- und Ausland Friedensdienste zu leisten, und damit zur Völkerverständigung zwischen Deutschland und anderen Ländern beizutragen. (Der vollständige Text des "Offenen Briefes" findet sich hier:  "Offener Brief" an Bürgermeister wegen Unterstützung des Afghanistan-Krieges ).

Große Unterstützung für Aktion zeigt: Patenschaft wird nicht als rein lokale Angelegenheit gesehen

Wir freuen uns sehr über die große bisherige Unterstützung unserer Aktion. Außer der großen Zahl an 329 Unterschriften haben wir sehr viele ermutigende Zuschriften erhalten und die Bitte, weiter an dem Thema dran zu bleiben.

Für uns zeigen die zahlreichen Unterschriften, dass die Aktion mit dem "Offenen Brief" an den Gammertinger Bürgermeister nicht nur als rein lokale Angelegenheit betrachtet wird, sondern größere Aufmerksamkeit weit über unsere Region hinaus erfährt. Von den inzwischen 329 Unterschriften unter den "Offenen Brief" kommen leider nur relativ wenige von Menschen, die aktuell in Gammertingen wohnen. Dennoch sehen viele Menschen auch von außerhalb diese Aktion als "ihre Sache" an, die sie gerne unterstützen. Für sie steht die Aktion mit dem "Offenen Brief" exemplarisch für andere Orte mit Bundeswehrpatenschaften. Und solche gibt es in der Tat ziemlich zahlreich!

Auch prominente Unterstützung

Unterzeichnet haben den Brief Ärzte und Pfarrer, Lehrer und Künstler, Professoren und Studenten, Gewerkschafter, Erzieher, Anwälte, Abgeordnete des Bundestags, Friedensaktivisten, Friedensorganisationen und viele weitere mehr. Darunter finden sich bekanntere Persönlichkeiten, wie z.B. der Liedermacher Konstantin Wecker, der schwäbische Liedermacher Thomas Felder, der Reutlinger Schriftsteller Hellmut G. Haasis und Christian Führer, der als früherer Pfarrer der Nikolaikirche in Leipzig einer der Hauptakteure und Repräsentant des gewaltfreien Verlaufs und der friedlichen Revolution in der DDR war; unterzeichnet haben ebenfalls die Politikwissenschaftler Prof. Dr. Andreas Buro, Prof. Dr. Theodor Ebert, Prof. Dr. Ekkehart Krippendorff und Prof. Dr. Wolfgang Popp, Pfarrer i.R. Werner Dierlamm, Initiator von "Ohne Rüstung Leben" und Bundestagsabgeordnete wie Heike Hänsel und Kathrin Vogler und der frühere Europaabgeordnete Tobias Pflüger sowie Helga und Konrad Tempel, die 1960 gemeinsam mit Freunden zum ersten Ostermarsch in Deutschland aufgerufen haben.

Die bisher eingegangenen Unterschriften wurden am Freitag, 16. Juli 2010, an Bürgermeister Jerg zugestellt. Es werden weitere Unterschriften gesammelt.

 

Links zur Aktion:

 

Veröffentlicht am

17. Juli 2010

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