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Deutsche Mitverantwortung auch für Lebensbedingungen des palästinensischen Volkes

Presseerklärung des deutschen Zweiges des Internationalen Versöhnungsbundes zur Eskalation im Nahen Osten

Am dritten Tag der Bombardierungen stieg die Zahl der Toten auf palästinensischer Seite auf mindestens 320, die Zahl der Verletzten auf mehr als 1.400. Nach israelischen Angaben wurden in den letzten Tagen drei israelische Staatsbürger durch aus dem Gazastreifen abgeschossene Raketen getötet. Die israelische Regierung droht mit dem Einmarsch von Bodentruppen. Angesichts dieser Konstellation ruft der deutsche Zweig des Internationalen Versöhnungsbundes dazu auf, aus der Eskalation der Gewalt auszusteigen und weitere Opfer zu vermeiden.

Der frühere israelische Außenminister (1999-2001) Shlomo Ben-Ami lehnte in der Süddeutschen Zeitung (30.12.2008) den Einmarsch von Bodentruppen in den Gazastreifen mit der Begründung ab: “Die Invasion eines solchen Gebiets ist bestens geeignet, Israels Soldaten dem Vorwurf der Kriegsverbrechen auszusetzen“.

Nach mehr als 40 Jahren Besatzung, dem Ausbau von Siedlungen im Westjordanland trotz so genannter Friedensverhandlungen mit dem Anstieg der Zahl der Siedler in Ostjerusalem und der Westbank auf annähernd eine halbe Million Menschen, dem völkerrechtswidrigen Mauerbau tief auf palästinensischem Gebiet und dem Landraub von 555 Quadratkilometern palästinensischen Landes, der Inhaftierung von rund 10. 000 Palästinensern in israelischen Gefängnissen, darunter rund einem Drittel der Abgeordneten des palästinensischen Parlamentes, dem Aushungern von 1,4 Millionen Menschen im Gazastreifen und der Blockade überlebenswichtiger Hilfsgüter weist der Versöhnungsbund die völlig einseitige Schuldzuweisung an die palästinensische Seite wegen des Kassambeschusses Israels durch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier als skandalös zurück.

Der Versöhnungsbund erinnert an das “Manifest der 25 - Freundschaft und Kritik“ aus dem Jahre 2006, in dem ein großer Teil der namhaftesten deutschsprachigen Friedensforscherinnen und Friedensforscher erklärte: “Der seit nunmehr fast sechs Jahrzehnten andauernde, immer wieder blutige Nahostkonflikt hat unbestreitbar eine deutsche und in Abstufungen eine europäische Genese; europäisch insofern, als der deutsche Gedanke einer `Endlösung der Judenfrage´ aus dem europäischen Antisemitismus und Nationalismus hervorgegangen ist. Und die palästinensische Bevölkerung hat an der Auslagerung eines Teils der europäischen Probleme in den Nahen Osten nicht den geringsten Anteil. Es ist also nicht nur Israel, das Anspruch auf besondere Aufmerksamkeit, Zuwendung und freundschaftliche Kritik Deutschlands (und Europas) hat. Als Deutsche, Österreicher und Europäer haben wir nicht nur Mitverantwortung für die Existenz Israels, die, nachdem die Geschichte nun einmal diesen Gang genommen hat, ohne Abstriche für alle Zukunft zu sichern ist, sondern auch eine Mitverantwortung für die Lebensbedingungen und eine selbstbestimmte Zukunft des palästinensischen Volkes.“

Der Versöhnungsbund appelliert an die deutsche Bundesregierung, sich in diesem Sinne auch der Verantwortung für die palästinensische Seite zu stellen und ihren Einfluss geltend zu machen, um ein schnellstmögliches Ende der völlig unverhältnismäßigen Gewalt von Seiten des israelischen Staates zu erreichen. Von der israelischen Regierung fordern wir das sofortige Ende der Bombardierungen im Gazastreifen sowie den Abbruch sämtlicher Vorbereitungen für eine Bodeninvasion. Unsere Forderung an die palästinensische Seite lautet, den Beschuss israelischen Territoriums mit Raketen sofort einzustellen.

“Was Dir verhasst ist, tu deinem Nächsten nicht an“, so fasste Rabbi Hillel vor 2000 Jahren die Kernbotschaft des Judentums zusammen. Dieser Satz hat von seiner Aktualität heute – für Juden, Muslime und Christen - nichts eingebüßt.

Ullrich Hahn, Vorsitzender des deutschen Zweiges des Internationalen Versöhnungsbundes, Villingen

Clemens Ronnefeldt, Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des Internationalen Versöhnungsbundes, Freising.

Hinweis: Clemens Ronnefeldt war im Oktober 2008 in Israel und Palästina und bietet Interviews und Veranstaltungen mit Bildern und Kurzfilmen (Jerusalem, Bethlehem, Hebron, Ramallah, Neve Shalom/Wahat al Salam, u.a.) an. Kontakt: Clemens Ronnefeldt, E-Mail C.Ronnefeldt@t-online.de.

 

Quelle:  Internationaler Versöhnungsbund - Deutscher Zweig   - Presseerklärung von Ullrich Hahn und Clemens Ronnefeldt vom 30.12.2008.

 

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Veröffentlicht am

31. Dezember 2008

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