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Versorgungslücke? Nicht, wenn man’s richtig macht

Sigrid Totz

Was für eine Vision: Saubere, unendlich vorhandene Energien liefern unseren Strom; weniger Kraftwerke mit besserer Leistung versorgen uns mit Wärme und Strom zugleich; moderne Geräte helfen uns beim Energiesparen. Atomkraft und Kohle sind Vergangenheit. Kein Traum: Die nachhaltige, klimafreundliche Energieversorgung ist möglich. Doch die deutschen Energiemonopolisten mauern.

In den Medien geistert derzeit das Gespenst der Versorgungslücke herum. RWE-Chef Jürgen Großmann schürt Panik, indem er mit tagelangen Black-Outs im Sommer droht. RWE geht es um den Profit. Es geht um den Kampf der Stromkonzerne gegen den Atomausstieg und für den Bau klimaschädlicher Kohlekraftwerke.

Die Angst, die so geschürt wird, ist unnötig. Im vergangenen Jahr haben zeitweise fünf Atomkraftwerke gleichzeitig stillgestanden - Deutschland hat trotzdem noch Strom exportiert. Greenpeace hat zudem schon 2007 mit der Studie Klimaschutz: Plan B. Nationales Energiekonzept bis 2020 gezeigt, wie der Umbau der Energieerzeugung funktionieren kann.

Voraussetzung ist allerdings, dass die Weichen dafür richtig gestellt werden. Und zwar JETZT. Und daran hapert es in Deutschland. Wo das Problem liegt, haben wir vor zwei Jahren in einer weiteren Studie aufgezeigt, dem Schwarzbuch Versorgungssicherheit.

Karsten Smid, Greenpeace-Energieexperte bringt es so auf den Punkt: “Bei Deutschlands Energieversorgung geht es um eine doppelte Abhängigkeit: zum einen um die Abhängigkeit von Rohstoffimporten, zum anderen um die Abhängigkeit von den Energiekonzernen E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW. Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass die Interessen der Konzerne mit den Interessen der Bundesregierung übereinstimmen.”

Die Bundesregierung hat sich zu ehrgeizigen Klimaschutzzielen verpflichtet. Die Konzerne antworten darauf mit neuen Kohlekraftwerksplänen. Ein Beispiel dafür ist das geplante Steinkohlekraftwerk Hamburg-Moorburg. Das Geld dafür wäre in Offshore-Windparks wesentlich zukunftsfähiger angelegt.

Der Fall Moorburg zeigt auch beispielhaft die Verflechtung zwischen Politik und Energiewirtschaft: Vattenfall-Chef Lars Göran Josefsson, der dieses gigantische Klimamonster durchzusetzen versucht, ist gleichzeitig Klimaberater von Angela Merkel.

“Die Berufung des Vattenfall-Chefs ist ein Zeichen der Industriehörigkeit verantwortlicher Politiker beim Klimaschutz. Wir fordern Angela Merkel auf, sich von unabhängiger Seite beraten zu lassen”, so Smid.

Niemand behauptet, dass die Umstellung auf eine nachhaltige Energieerzeugung ein Kinderspiel sei. Auch Greenpeace setzt für eine Übergangsphase noch auf fossile Energie neben der erneuerbaren. Allerdings auf Gas, den weitaus klimafreundlichsten der fossilen Brennstoffe. Vor allem: auf weniger Gas. Moderne Gaskraftwerke erreichen einen Wirkungsgrad, von dem Kohlekraftwerksbetreiber nur träumen können.

Der Brennstoffverbrauch wird noch einmal drastisch reduziert, wenn die modernen Gaskraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung arbeiten. Diese Anlagen nutzen den Brennstoff optimal aus und schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie erzeugen Strom und Wärme zugleich. Wenn dann noch eine gute Gebäudedämmung den Verbrauch senkt, ist überdurchschnittlich viel gewonnen.

Daneben müssen allerdings die erneuerbaren Energien zügig weiter ausgebaut werden. Sie sind eine heimische Energiequelle, die uns nicht nur von Rohstoffimporten befreit, sondern auch aus den Fesseln der vier großen Energiemonopole lösen kann.

Karsten Smid: “Eine nachhaltige Energieversorgung mit der Ausrichtung auf erneuerbare Energien, Energiesparmaßnahmen und Energieeffizienz ist machbar, schützt das Klima, reduziert die atomaren Risiken, schützt fossile Ressourcen, verringert die Rohstoffabhängigkeit, schafft Arbeitsplätze und führt zu einer grünen Versorgungssicherheit.”

In den nächsten 20 Jahren müssen rund 40 Prozent der Kraftwerke in Deutschland ersetzt werden. Eine einmalige Chance, um die Vision Wirklichkeit werden zu lassen - wenn man es ernst meint mit dem Klimaschutz.

Publikationen von Greenpeace zum Thema

Quelle: Greenpeace , 12.03.2008.

Veröffentlicht am

13. März 2008

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