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Am 16. Tag der Reise für Menschlichkeit und Verantwortung

Das Recht sollte farbenblind sein


Von Cindy Sheehan - 28.07.2007 - ZNet

Die Justiz sollte farbenblind sein, aber wie wir alle wissen ist sie es nicht.

Es gibt Tausende, wenn nicht Millionen, historische Fälle, die Justizias Blindheit widerlegen. Wenn ich an diesen Widerspruch denke, fallen mir spontan mehrere Fälle ein.

Da ist zum Beispiel der Vorfall in Georgia. Ein junger Mann wird zu zehn Jahren Haft verurteilt - wegen einvernehmlichen sexuellen Kontaktes zwischen Minderjährigen. Paris Hilton bekam einen Klaps, weil sie gegen ihre Bewährung verstieß. Sie ist weiß und reich. Weiße Reiche bezahlen selten für ihre Verbrechen.

Nach Hurrikan ‘Katrina’ wurden in New Orleans schwarze Menschen wegen “Plünderung” niedergeschossen oder verhaftet. Sollten Weiße das Gleiche tun, heißt es, sie versuchten lediglich “zu überleben”.

Heutzutage wird in den Staaten die Immigration aus Mexiko für alle wirtschaftlichen Probleme verantwortlich gemacht. In Wirklichkeit liegt die Schuld bei der militärisch-industriellen Kriegsökonomie und bei Unternehmen wie Walmart, die Jobs und Produktion nach Asien auslagern. Früher wurden Iren und Chinesen verantwortlich gemacht, wenn es wirtschaftlich hart zur Sache ging.

Unglaublich. Man wirft mir vor, ich sei Rassistin, weil ich von dem Kongressabgeordneten John Conyers verlange, dass er seinen Job macht - wie es Ray McGovern tut. Wenn ich an den Vorsitzenden des Justizausschusses des US-Repräsentantenhauses - Conyers - denke, sehe ich jedoch keinen schwarzen Mann vor mir, sondern einen Parlamentarier, der oder die seinen/ihren Job machen soll, unabhängig von der Farbe der Haut.

Warum müssen wir in diesem Land immer alles anhand von Grenzen entscheiden? Reverend Yearwood sagt, was zählt ist der Mensch, nicht die politische Partei, die Religion, die Hautfarbe oder der ökonomische Status. Auch Yearwood - der schwarz ist -, verlangt vom (schwarzen) Abgeordneten John Conyers, dass er seinen Job macht.

Wenn ich George Bush herausfordere, bin ich dann eine weiße, kaukasische Selbsthasserin?

Wenn ich Nancy Pelosi ihren Sitz im Kongress streitig mache, bin ich dann ein weibliches Chauvinistenschwein?

Im vorliegenden Fall ist das Thema “Rasse” irrelevant, an den Haaren herbeigezogen. Es ist, als ob man als Antisemitin bezeichnet wird, weil man gegen Israels Politik gegenüber Palästina ist oder als Antiamerikanerin, weil man gegen die unmenschliche Politik des Bush-Regimes ist.

Ich habe zu Cynthia McKinney gestanden, als sie für ihre Wiederwahl kandidierte. Ich tat es, weil sie eine Frau mit Prinzipien ist und war - auch zuzeiten, als es nicht populär war, welche zu haben. Ich habe mich auch an die Seite anderer Mitglieder des Black Caucus im Kongress gestellt oder war deren Gast. Warum? Weil wir alle für den Frieden einstehen. Meiner Meinung nach haben die Demokraten die Antikriegslinke - zu der ich als führendes Mitglied zähle -, ausgebeutet, um wieder in beide Häusern des Kongresses einzuziehen. Viele Abgeordnete - auch John Conyers - haben mit mir zusammen an Veranstaltungen teilgenommen oder zeigten sich auf Fotos mit mir. Dass jetzt “weiße Aktivistin” versus schwarzer Mann auf dem Etikett steht, beweist einmal mehr, wie sehr die Antikriegsbewegung benutzt wird.

Persönlich habe ich nichts gegen den Abgeordneten Conyers, und es geht nicht um Rassismus. Ich denke, die weiße Machtelite, die immer das Sagen hatte und die Autorität, um nach Gutdünken Gesetze durchzusetzen oder zu brechen, die Elite, die ein Monopol darauf hat, zu bestimmen, was in diesem Land politisch läuft - und das geht schon so seit jener Zeit, als Menschen meines Geschlechts noch kein Wahlrecht hatten und Leute mit der Hautfarbe von John Conyers nur als 3/5 Person zählten -, muss endlich juristisch zur Rechenschaft gezogen werden.

Gleichheit vor dem Gesetz hat es in den USA nie gegeben. Und niemand aus Bushs Regime musste je Rechenschaft darüber ablegen, wenn sie Tod und Zerstörung verursachten. Was die Innenpolitik betrifft, so haben sie “alle Kinder zurückgelassen” - vor allem solche aus unterprivilegierten Gemeinden. In diesen Gemeinden gibt es einen starken rassistischen und armutsbedingten Hang zur Wehrrekrutierung, wie wir alle wissen.

Der Abgeordnete John Conyers wurde nicht angegriffen, weil er eine bestimmte Hautfarbe hat, sondern, weil er die amerikanische Öffentlichkeit und die Verfassung verraten hat.

Der verbrecherische Bush-Pöbel gehört ins Gefängnis - gleich, welcher Hautfarbe sie sind. Und John Conyers muss seinen Job erledigen, unabhängig von seiner Hautfarbe.

Wann wird Hunger nach Gerechtigkeit und Sehnsucht nach Frieden gleichgesetzt mit Rassismus? Wenn ein Land von Orwellschen Herren à la Rove regiert wird, denke ich mal.

Mehr Informationen zur Reise für Menschlichkeit und Verantwortung unter www.campcaseypeaceinstitute.org .

Quelle: ZNet Deutschland   vom 29.07.2007. Orginalartikel: Justice Should be Color-Blind . Übersetzt von: Andrea Noll.

Veröffentlicht am

02. August 2007

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