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‘Interventions’

Von Noam Chomsky - ZNet 20.07.2007

Noam Chomsky gilt als einer der führenden politisch-intellektuellen Dissidenten Amerikas. Nicht verwunderlich, dass sein politisches Werk von den Mainstream-Medien der USA oft an den Rand gedrängt wird. Dennoch überrascht es, dass das Syndicate News-MagazineMehr über ‘Syndicate’ unter www.nytsyn.com/syndicate.html . der New York Times in den vergangenen Jahren regelmäßig Gastkommentare Chomskys (international) in Umlauf brachte, während die mächtigste und einflussreichste Zeitung der USA - die New York Times - diese mit spitzen Fingern ablehnte. Es handelt sich um Kolumnen mit knapp 1000 Wörtern, die international Verbreitung fanden. In der amerikanischen Presse jedoch wurden diese Kommentare so gut wie nicht veröffentlicht. ‘Interventions’, Chomskys neues Buch, ist eine Zusammenstellung dieser Kommentare. City Lights Books ( www.citylights.com ) bringt sie im Rahmen ihrer ‘Open-Media’-Serie heraus. Diese Serie wurde in Opposition zum Ersten Golfkrieg gegründet. Hier das Interview, das Chomsky ZNet zu diesem Thema gab.

Frage: Können Sie ZNet bitte sagen, um was es in Ihrem neuen Buch - ‘Interventions’ - geht? Was will es rüberbringen?

Chomsky: Das Buch ist eine Sammlung meiner Gastkommentare, die durch das SyndicateMehr über ‘Syndicate’ siehe ebd. der New York Times weltweit verbreitet wurden. Sie stammen aus den letzten sieben Jahren (inzwischen sind einige neue hinzugekommen). Inhaltlich geht es in den Kommentaren um wichtige Ereignisse, die ich zu analysieren und in einen sachbezogenen, informativen Kontext - aus meiner Sicht - zu stellen versuche. Meist biete ich einen etwas anderen Blickwinkel, als den der Mainstream-Medien.

Frage: Können Sie ZNet etwas über die Entstehung Ihres Buches sagen? Woher kommen die Inhalte? Was floss inhaltlich ein? Was macht das Buch zu dem, was es ist?

Chomsky: Die Idee mit den Gastkommentaren stammt von John Stickney, dem Herausgeber des SyndicateSiehe ebd. (der New York Times). Der Kommentatorenstil entspricht nicht so ganz meiner Natur, denn dieses Format verlangt kaum Quellennachweise. Kein Problem, solange man die konventionellen Einschätzungen teilt (die zudem oft rasch revidiert werden können), aber es wird zu einem ernsthaften Problem, wenn man diese Einschätzungen nicht akzeptiert. Zurecht wollen die Leser wissen, was man dagegen einzuwenden hat. Solange jemand schreibt, der Iran sei ein aggressiver Staat oder die Position der Hamas abstoßend oder die USA hätten Serbien bombardiert, um ‘ethnische Säuberungen’ zu stoppen, hat er keine Belege nötig. Diese Einschätzungen sind Doktrin, Parteilinie, sozusagen. Sie werden ständig wiederholt und kaum oder gar nicht infrage gestellt. Warum also daran zweifeln? Aber angenommen, jemand spricht die Wahrheit aus - zum Beispiel, Amerika und nicht der Iran, ist der aggressive Staat, die Haltung der Hamas ist zwar abstoßend aber weniger radikal und nicht so extrem wie die der USA oder Israels. Die Bombardierung Serbiens war die Ursache und nicht die Folge der ‘ethnischen Säuberungen’, eine vorhersehbare Folge. Wie aus höchsten Kreisen der damaligen Regierung Clinton zu hören ist, fielen die Bomben nicht aus Sorge um das schlimme Schicksal der Kosovo-Albaner, sondern, weil Serbien nicht bereit war, die von der Clinton-Administration geforderten sozioökonomischen Reformen durchzuführen usw.. Wer solche Aussagen liest, will natürlich ausführliche Beweise - das ist nur vernünftig. Das Format (Gastkolumne) ist aber so beschränkt, dass es das nicht wirklich leisten kann. Aus diesem Grund habe ich mir immer schwer getan mit Pressekommentaren.

Stickney hat das Problem für mich gelöst, indem er Material aus meinen Interviews und Gesprächen verwendete und es in eine angemessene Form brachte. Wir gingen die Sache durch - von Anfang bis Ende und wieder zurück, der ganze redaktionelle Prozess eben, Quellennachweise, modifizieren usw.. Die vorliegende Sammlung in Buchform ist das Resultat. Inhaltlich geht es um eine große Bandbreite von Themen.

Frage: Welche Hoffnung verbinden Sie mit Ihrem neuen Buch? Was soll es politisch bewirken? Was ist sein politischer Beitrag? Sie haben eine Menge Arbeit und Aspiration in das Buch investiert - was wäre für Sie ein Erfolg?

Chomsky: Ich hoffe, diese Artikel werden Leser/innen ermutigen, die Welt differenzierter zu sehen und nicht aus dem Blickwinkel der konventionellen Doktrin. Ob es ernsthafter Korrekturen bedarf, müssen sie selbst entscheiden. Zudem wollen meine Kommentare Ideen und Informationen in den Raum stellen, die von Lesern weiterverfolgt werden, weil diese sie für sinnvoll halten. Inwieweit dies funktioniert, ist Maßstab meines Erfolges.

‘INTERVENTIONS’ von Noam Chomsky. Vorwort: Peter Hart ; Verlagskommentar: Greg Ruggiero. Veröffentlicht von City Lights Books / Open Media Series im Juli 2007.

Das Buch (auf Englisch) ist zu beziehen über AK Press und amazon.

Mehr zum neuen Chomsky-Buch:
1) Chomsky: ‘Interviewed by Sonali Kolhatkar’ .
2) Chomsky: ‘Columnist Without a Place by Mumia Abu-Jamal’ .

Quelle: ZNet Deutschland   vom 18.07.2007. Übersetzt von: Andrea Noll. Orginalartikel: “Interventions” .

Fußnoten

Veröffentlicht am

19. Juli 2007

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