Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.

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20 Jahre Archiv Aktiv e.V. für gewaltfreie Bewegungen

Seit 1987 sammelt das “Archiv Aktiv” in Hamburg Quellen zur Geschichte, Theorie und Praxis gewaltfreier Aktionen. Am 4. Februar 2007 feierten Mitglieder und Unterstützer in Hamburg dieses Jubiläum. Als Gastredner berichtete René Leudesdorff von der Besetzung des von den Briten militärisch genutzten Helgolands im Dezember 1950. Dies war eine der ersten gewaltfreien Aktionen nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland.

Vor zwanzig Jahren initiierten Redakteure der Zeitschrift “Graswurzelrevolution” das Archiv. Dieter Lünse, einer der Gründer, nannte als Motiv, dass das Redaktionsarchiv und weitere Bestände aus der gewaltfreien Bewegung einen Ort finden sollten, in dem sie aufgehoben und Wissenschaftlern und Journalisten zugänglich machen werden können. Aktiv sollte Archiv sein, da es nicht nur Erhaltung, sondern auch um einen Beitrag zum generationsübergreifenden Lernen ging. Bis dahin sammelten Personen und Organisationen unsystematisch ihre Dokumente. Es gab viele kleine, meist private oder Organisation-“Archive”. Dabei entstanden immer wieder Brüche, denn mit dem Ausscheiden der SammlerInnen aus Organisationen oder deren Umzügen landete oft viel Material beim Altpapier.

Aus dieser Initiative ist in den letzten Jahren die größte Sammlung dieser Art in Deutschland geworden. Der Schwerpunkt liegt auf (West-) Deutschland seit 1945. Das Archiv sammelt Zeitschriften, Broschüren, Flugblätter, Plakate, Rundbriefe und Korrespondenzen aus den Strömungen der Ökologie-, Friedens- und Menschenrechtsbewegungen, die gewaltfreien Widerstand und Zivilen Ungehorsam diskutieren und anwenden. Die internationale Bewegung ist u.a. durch Dokumente der War Resisters’ International und des Internationalen Versöhnungsbundes vertreten.

Das Archiv Aktiv beherbergt Dokumente aus den Zeitraum von den Anfängen der 50er Jahre bis heute, über die Ostermärsche und der Kriegsdienstverweigererbewegung Anfang der sechziger Jahre bis hin zum gewaltfreien Protest und Zivilen Ungehorsam der Umwelt- und Friedensbewegung in der 80er und 90er. In den beiden letzen Jahren kamen als größere Bestände das Archiv der IDK-Berlin (seit Mitte der 50er Jahr) und das Mutlangen-Archiv, die Sammlung des gewaltfreien Widerstandes gegen die Raketenstationierung in Mutlangen von 1983 bis 1987 hinzu. Genutzt wird das Archiv von Studenten und Wissenschaftlern, aber auch von interessierten Bewegungsmitgliedern. Es wird ehrenamtlich betrieben und finanziert sich über Spenden.

Auf der Jubiläumsveranstaltung fasste René Leudesdorff für ihn zentrale Elemente einer erfolgreichen gewaltfreien Aktion zusammen. Der lebendige Vortrag von Leudesdorff machte deutlich, wie wichtig die Weitergabe und die Diskussion historischer Erfahrungen sein kann.

Die beiden Studenten aus Heidelberg landeten im Dezember 1950 auf Helgoland. Aufgerüttelt von der Debatte um die Wiederbewaffnung wollten sie ein Zeichen gegen die Bombardierungen Helgolands setzen. Sie hissten am 20. Dezember auf der menschenleeren Insel u.a. die Europafahne. Die gewaltfreie Besetzung Helgolands dauerte bis zum 3. Januar 1951 und zwang die britische Regierung zum Einlenken. Am 1. März 1952 wurde Helgoland freigegeben. Als besonders wichtig für das Gelingen einer gewaltfreien Aktion hält Leudesdorff die gute Vorbereitung mit einer möglichst genauen Kenntnis von der Lage vor Ort, aber auch der politischen und rechtlichen Zusammenhänge. Natürlich gehöre dazu auch der Mut zum Handeln und die Bereitschaft zur gewaltfreien Regelverletzung (Ziviler Ungehorsam auch im Sinne Gandhi’s). Entscheidend war die Zusammenarbeit mit der Presse. Ohne Internet, Handy und selbst ohne die Möglichkeit einer Funkverbindung musste die Presse im Voraus informiert und die Berichterstattung durch die Begleitung von zwei Journalisten sichergestellt werden. Es war entscheidend, ein Symbol für die Aktion zu finden und dieses mit ihr zu verbinden. Mit dem Hissen von drei Fahnen (neben der Deutschland- und der Helgoländer auch die Europafahne) machten die Besetzer deutlich, dass sie von der verlassenen Insel “Besitz” ergriffen und sich der weiteren Bombardierung durch die Royal Air Force in den Weg setzten würden.

Quelle: Archiv Aktiv e.V.   - Pressemitteilung vom 20.02.2007.

Veröffentlicht am

21. Februar 2007

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