Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.

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Für eine grundlegende Wende in der Energiepolitik

Am 26. April 1986 passierte im ukrainischen Tschernobyl die größte und folgenreichste Industriekatastrophe der Menschheitsgeschichte, als einer der Reaktoren explodierte. Anlässlich des 20. Jahrestages dieser Katastrophen haben Lebenshaus Schwäbische Alb e.V. und Internationaler Versöhnungsbund - Landesgruppe Baden-Württemberg eine Erklärung "Für eine grundlegende Wende in der Energiepolitik" verfasst. Sie wurde mit Unterstützung von 110 Organisationen/Gruppen und über 600 einzelnen Menschen - darunter finden sich zahlreiche prominente Namen - als Anzeige am 22. April in der taz und am 26. April in der Frankfurter Rundschau veröffentlicht. Über 300 weitere UnterzeichnerInnen sind dazu gekommen. Wir veröffentlichen nachfolgend die Erklärung genau 20 Jahre nach der Katastrophe von Tschernobyl vom 26. April 1986.

Mehr zu der Aktion findet sich hier  Bitte um Unterstützung der Erklärung: "Für eine grundlegende Wende in der Energiepolitik"

Link zu den  UnterzeichnerInnen

taz-Anzeige vom 22.04.2006 zum Herunterladen als  PDF-Datei

FR-Anzeige vom 26.04.2006 zum Herunterladen als PDF-Datei

Für eine grundlegende Wende in der Energiepolitik

Erklärung zum 20. Jahrestag des Super-GAU´s von Tschernobyl am 26. April 2006

Die atomare Katastrophe von Tschernobyl vom 26. April 1986 wurde zum Symbol für eine verfehlte Energiepolitik, deren Gefahrenpotential untragbar ist. Die Folgen des Super-GAUs von Tschernobyl wurden vertuscht, verharmlost, bagatellisiert, verdrängt. Dabei ist der Atomunfall von Tschernobyl für viele Millionen Menschen immer noch hochaktuell: in der Ukraine, Weißrussland, Russland, Polen, aber auch in West- und Nordeuropa. Sie leiden bis heute unter den Folgen der Katastrophe.

Der Atomtod bedroht uns alle: durch Atomkraftwerke und Atomwaffen

Deshalb fordern wir:

Atomkraftwerke abschalten!

Tschernobyl 1986 zeigt, dass der Betrieb von Atomkraftwerken ein “Restrisiko" von ungeheurem Ausmaß birgt. Selbst bei den höchsten Sicherheitsstandards besteht das Risiko eines Kernschmelzunfalls, eines GAUs. Doch schon der störungsfreie Normalbetrieb von AKWs bringt erhebliche Gefahren. So geben AKW, Atommüll-Zwischenlager sowie Atommülltransporte stetig radioaktive Strahlen und Partikel ab, die insbesondere Krebs verursachen und das Erbgut schädigen können. Zudem wächst mit jeder Stunde fortlaufenden Betriebs die Menge an radioaktivem Atommüll, für den es bisher noch auf der gesamten Erde kein geeignetes Endlager gibt. Ein solches muss dafür dienen, den hochgiftigen Atommüll für mehrere hunderttausend Jahre sicher von der Umwelt abgeschottet zu verwahren. Eine weitere ernsthafte Bedrohung besteht in gezielten Terrorattacken auf AKWs.

Die Nutzung der Atomenergie lässt sich weder moralisch noch politisch rechtfertigen. Tschernobyl – das hätte der Anfang vom Ende der Atomenergie sein können. Aber 20 Jahre danach ist der Ausstieg aus der Atomkraft national und international in Frage gestellt. Die Atomlobby führt Klimawandel sowie Verteuerung von Öl und Gas als Argumente an, um der Atomkraft eine Renaissance zu bereiten. Doch die ohnehin schon viel zu langen Restlaufzeiten für deutsche Atomkraftwerke dürfen nicht verlängert werden. Jeder Tag Atomkraft könnte einer zuviel sein. Deshalb setzen wir uns ein für einen Atomausstieg, der diesen Namen auch verdient.

Atomwaffen abschaffen!

Heute bedrohen uns rund 28.000 Atomwaffen im Besitz von acht oder neun Atomwaffenstaaten. Mit dieser geballten Ladung an Vernichtungskraft kann unsere Welt gleich mehrere Male zerstört werden. Zunehmend bedrohlich wird die Situation noch dadurch, dass in den kommenden Jahren eine Reihe weiterer Länder in den Besitz von Atomwaffen gelangen könnten. Warum sollten sie darauf verzichten, wenn die jetzigen Atomwaffenstaaten keine Abrüstung betreiben? Schon bald könnte deshalb die Zahl der Atommächte auf 20 bis 30 angewachsen sein. Zivile und militärische Nutzung der Atomtechnologie lassen sich nicht sauber von einander trennen. Dies ist einer der Gründe für den aktuellen Atomkonflikt mit dem Iran. Länder die nach Atomwaffen streben, werden dies stets über die Brücke der Atomkraft versuchen. Der Ausbau der Atomkraft trägt zwangsläufig zur Verbreitung von Atomwaffen bei.

Das Gedenken am 20. Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl mahnt unerbittlich, dass die Welt frei werden muss von Atomkraftwerken und Atomwaffen! Alternativen müssen dringend weiterentwickelt und vor allem konsequent umgesetzt werden. Atomare Abrüstung heißt für Deutschland zuallererst: die noch immer in den US-Stützpunkten Büchel und Ramstein stationierten amerikanischen Atomwaffen müssen umgehend abgezogen werden.

Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung durch die Sonne

Wir setzen uns dafür ein, die fossil-atomare Energiewirtschaft vollständig abzulösen durch konsequente Energie-Einsparung, durch Erhöhung der Energie-Effizienz und vor allem durch die Nutzung eines umfassenden Energiemix aus Erneuerbaren Energien. Der in Deutschland und in anderen Ländern eingeleitete Strukturwandel zu Erneuerbaren Energien muss konsequent fortgesetzt werden.

Eine solche Energiepolitik verhindert die Gefahren, die durch die Atomkraft heraufbeschworen werden. Sie trägt nicht zur Klimakatastrophe und Gesundheitsgefährdung durch die Vergiftung der Umwelt bei. Wer von dezentral erzeugten Erneuerbaren Energien lebt, muss nicht rund um die Welt Kriege führen um knappe Rohstoffe wie Öl, Kohle, Gas und Uran; er liefert kein Futter für den Bau von Atombomben. Der weltweite Wechsel zu dezentral erzeugten Erneuerbaren Energien kann verhindern helfen, dass die Armut durch die Verteuerung des Öls noch mehr steigt. Der weitere Ausbau der Erneuerbaren Energien bringt täglich neue Arbeitsplätze.

Die Nutzung der Erneuerbaren Energien fördert also Frieden und Gerechtigkeit und trägt zur Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen bei. Es gibt einen Fluchtweg aus dem Treibhaus. Der Krieg gegen die Natur und die Kriege zwischen Staaten können überwunden werden. Kein Kind auf dieser Welt muss in Zukunft verhungern. Eine andere Welt ist möglich!

Veröffentlicht am

26. April 2006

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