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Truman und der Urknall des Atomwaffen-Zeitalters

Jahrestag des ersten Atombomben-Tests

Seit genau sechzig Jahren ist die Atombombe in der Welt. Dem ersten Test und der Zerstörung zweier japanischer Städte folgte ein nukleares Wettrüsten.

Von Karl Grobe

“Dann setzt das mal schön gegen die Japaner ein”, sagte Josef Stalin in Potsdam zu Harry Truman. Der US-Präsident hatte dem sowjetischen Diktator gerade am Rande der Potsdamer Konferenz beiläufig etwas über eine Waffe von außerordentlicher Sprengkraft erzählt. Eine Woche vorher, am 16. Juli 1945, hatten die USA in Alamogordo (New Mexico) die erste Atombombe getestet. Die Explosion, Codename Trinity, war der Urknall des Atomwaffen-Zeitalters.

Warnungen standen am Anfang. Wissenschaftler, die vor der Nazi-Diktatur in die USA geflohen waren, fürchteten, Forscher in Deutschland könnten an der Atombombe arbeiten. Sie bewogen Albert Einstein, US-Präsident Franklin D. Roosevelt auf die Gefahr hinzuweisen. Einstein schickte seinen Brief am 2. August 1939 ab. Später sagte er: “Ich könnte meine Finger dafür verbrennen, dass ich diesen Brief geschrieben habe.”

Washington machte erst einmal 6.000 Dollar für die Forschung locker. Daraus entstand das Manhattan Project, das - nach heutigem Kurswert - zwanzig Milliarden Dollar kostete und in dem 130.000 Personen beschäftigt waren. Das Ziel: die 1939 entdeckte Kernspaltung militärisch zu nutzen. Praktisch die gesamte Wissenschaftler-Elite der Erde - außer den Deutschen und den Russen - war beteiligt.

Das Manhattan Project war streng geheim. Von der Existenz der Zentrale in Los Alamos wusste selbst der damalige Vizepräsident Harry Truman nur in Umrissen. Aber Stalin war informiert, einerseits durch professionelle Spione, andererseits durch Wissenschaftler, die ihre Kenntnisse nicht vor dem wichtigsten Verbündeten im Zweiten Weltkrieg verbergen wollten. Deshalb war er am 24. Juli 1945 in Potsdam über Trumans Bemerkung gar nicht erstaunt.

Truman war gerade erst nach Roosevelts Tod Präsident geworden und hatte nun zu entscheiden, ob die beiden nach dem Trinity-Test vorhandenen Bomben eingesetzt werden sollten. Das Ziel Berlin gab es nicht mehr; Deutschland hatte im Mai kapituliert. Japan führte den Krieg weiter, hatte aber Friedensfühler ausgestreckt. Der alliierte Oberkommandierende in Europa, Dwight D. Eisenhower, befand: Es ist unnötig, “die Bombe” einzusetzen, weil Japan am Ende ist; und moralisch würde der Einsatz auf die USA zurückfallen.

Aber die Manhattan-Project-Leute und der US-Präsident meinten, die gewaltige Summe für das Projekt müsse vor dem Kongress gerechtfertigt werden - und es sei angesichts künftiger Rivalität wichtig, den Sowjets zu zeigen, was die Bombe leisten kann.

So fiel am 6. August die erste Uran-Bombe auf Hiroshima, am 9. August die erste Plutonium-Bombe auf Nagasaki. 350.000 Menschen starben. Nie wieder danach wurden Atombomben eingesetzt. Doch ein knappes Dutzend Staaten hat sie oder arbeitet daran.

Quelle: Frankfurter Rundschau vom 16.07.2005. Wir veröffentlichen den Artikel mit freundlicher Genehmigung des Autors.

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Veröffentlicht am

16. Juli 2005

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